Die Schwester der Braut
Wangenknochen . . .«
»Klingt fast, als hättest du lieber mit ihr allein gefeiert . . .«, unterbrach Alex die Ausführungen ihrer Mutter, die leicht errötete.
»Ich bin mir schöner Frauen durchaus bewusst, Alex. Auch wenn ich sie nicht sexuell anziehend finde. Das war übrigens genau der Grund, warum ich ablehnte. Wer weiß, hätte er gesagt, er und sein bester Kumpel, ein sündig gutaussehender Latino, wollten eine private Party feiern, wäre ich vielleicht darauf eingegangen.«
»Bitte sag mir, dass das nicht Dad war. Das ist kein Bild, das ich mir vorstellen möchte.«
»Dein Vater ging auf ein anderes College als ich. Nein, der Junge von dem ich rede, war schwul. Als seine Teamkollegen es herausfanden, haben sie ihn zusammengeschlagen. Es ging damals durch alle lokalen Zeitungen. Danach hörte ich auch auf, mein Make-up-Döschen mit mir rumzutragen. Ich konnte mich nicht damit abfinden, dass jemand so etwas einem anderen Menschen antun konnte, noch dazu seinem besten Freund. Ich war nicht mehr verliebt in ihn.«
Alex nickte.
»Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn dir so etwas passiert wäre«, sagte Lauren ernst. »Oder wenn dir so etwas passieren sollte«, fügte sie zu, denn ihr wurde bewusst, dass es eine Realität war, mit der sie konfrontiert werden könnte.
Dieses Mal langte Alex über den Tisch und nahm die Hand ihrer Mutter. »Mom, hör zu. Mein Leben ist nicht in größerer Gefahr als das anderer Leute, nur weil ich lesbisch bin. Baltimore ist nicht so ein unheimlich gefährliches Pflaster. Ich weiß, in welchen Stadtteilen ich nicht nach Einbruch der Dunkelheit herumlaufe. Uns allen können schlimme Dinge passieren. Aber wir dürfen nicht ständig darüber nachdenken. Mach dir heute nicht mehr Sorgen, als du dir gestern gemacht hättest. Ich bin so sicher, wie ich es sein kann.«
Lauren nickte. Sie wusste, dass sie keinen Dummkopf erzogen hatte. Das galt für Alex und auch für Alicia. »Du bist vorsichtig.«
»Ich bin immer vorsichtig.«
»Gut. Und jetzt erzähl mir von der Frau, mit der du ausgehst. Ihr arbeitet zusammen?«
Alex rollte die Augen. »Ich sagte dir schon, daraus wird nichts. Sie ist nett, aber . . . es funkt nicht.«
»Hat es schon einmal mit jemandem gefunkt?«
Alex dachte sofort an Dana, doch sie wollte die Freundin ihrer Mutter lieber ausklammern. »Ich hatte schon längere Beziehungen zu Frauen. Zwei, um genau zu sein. Sie sind beide auseinander gegangen.«
»Warum?«
Alex zuckte mit den Schultern. »Keine besonderen Gründe. Ich arbeite viel, und ich reise gelegentlich. Es ist schwer für mich, mich zu öffnen«, gestand sie schließlich.
Ihre Mutter sah sie liebevoll an. »Hat das vielleicht etwas damit zu tun, dass du deinem Vater und mir nicht von dir erzählen konntest?«, fragte sie ernst.
»Ich weiß nicht. Ich hätte es euch gern erzählt, aber ich wusste, wie Dad reagieren würde, also habe ich es nicht getan. Das hatte aber nichts mit meinen Beziehungen zu tun. Meine lesbischen Freunde wissen, dass ich lesbisch bin. Auf der Arbeit, nun, da wissen es einige. Aber die sind in den meisten Fällen selbst schwul oder lesbisch. Natürlich hat es mich beschäftigt, dass ich es euch nicht sagen konnte. Andererseits habe ich nicht Tag und Nacht darüber gebrütet. Nein, es waren andere Dinge . . . Ich bin vielleicht einfach kein sehr aufregender Mensch«, schloss Alex.
Ihre Mutter schüttelte den Kopf. »Du bist ein wundervoller Mensch. Wenn diese Frauen das nicht gesehen haben, dann waren sie auch nicht richtig für dich«, entgegnete sie.
Alex lächelte.
»Weißt du, was ich mir wünsche?«, fragte Lauren nach einer Weile.
Alex schüttelte den Kopf.
»Dass du eine tolle Frau kennenlernst. Dass du dich verliebst, richtig verliebst. Und dass du sie dann herbringst und sie mir vorstellst.«
Alex’ Augen füllten sich mit Tränen. In ihrer Vorstellung sah sie, wie sie und Dana vor der Haustür ihrer Mutter standen . . . Das war natürlich Unsinn.
»Das wünsche ich mir auch«, drückte Alex an ihren Tränen vorbei.
Ihre Mutter stand auf und legte ihre Arme um Alex’ Schultern.
»Ich freue mich so über dein Verständnis, Mom.«
»Ich wünschte, dein Dad hätte es verstanden und akzeptiert. Er . . .« Sie verstummte, denn sie redete nicht schlecht über den Vater der Mädchen, selbst, wenn es Dinge gab, in denen sie grundverschiedener Meinung gewesen waren. Und ihr Mann konnte so stur sein, wie er katholisch war.
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