Die Schwester der Braut
schließlich so weit gekommen, dass Lauren sie gefragt hatte, ob sie schwanger war. Es war eine Erleichterung gewesen, als Alex brüskiert ausrief, dass sie es nicht war. Dann hatte sie ihrer Mutter unter Tränen von jemandem erzählt, mit dem sie zusammen gewesen war; jemand, der sie benutzt hatte und von dem sie später erfuhr, dass er (das war das Pronomen, das Alex benutzt hatte) nur seine übliche Runde durch die Betten der Freshmen gedreht hatte.
Alex konnte sehen, wie ihrer Mutter nun einiges klar wurde. Es war damals eine sie gewesen. Lauren wirkte nicht schockiert. Sie lächelte nur etwas wehmütig.
»Also war Lanie deine erste Freundin?«, fragte Lauren nach.
Alex schüttelte den Kopf. »Nicht wirklich. Ich meine, wir waren nicht zusammen. Wir waren Freunde und gelegentlich, wenn gerade kein Spiel im Fernsehen lief oder wir für eine Prüfung lernen mussten, haben wir rumgeknutscht.« Alex zog eine Schulter hoch.
Lauren nickte. »Hattest du auf der High School eine Freundin?«
»Fragst du mich, ob ich Gefühle für jemanden hatte?«
Dieses Mal zuckte Lauren die Schultern. »Du hast mir nie erzählt, ob du während dieser Zeit in jemanden verliebt warst. Ich würde einfach gern wissen, wie es für dich war, diese Gefühle zu entdecken.«
»Es gab ein Mädchen . . . Ich fand sie interessant. Sie war eine Einzelgängerin. Du weißt vermutlich nicht, wen ich meine. Katie Lucas . . .«
Ihre Mutter schüttelte den Kopf.
»Katie war intelligent, hatte ihre Nase immer in einem Buch. Sie trug eine Brille und die Hemden ihrer älteren Brüder auf. Wir haben uns ein paar Mal unterhalten, über Bücher.« Alex seufzte. »Ich hätte sie gern besser kennengelernt, denn ich glaube, sie mochte mich auch. Aber . . . nun, sie war nicht an Sport interessiert. Das war damals das Wichtigste für mich. Die Mädchen aus dem Team haben mich einmal mit ihr reden sehen und sich danach über mich lustig gemacht. Das war das. Ich wünschte, ich wäre nicht so schrecklich oberflächlich gewesen. Ich habe in Englisch schräg hinter ihr gesessen und habe sie gern angesehen. Sie war mittelgroß, hatte rotbraunes Haar . . .«
Alex hielt inne, das klang ein bisschen nach jemand anderem, den sie beide kannten. Hatte Alex schon in der High School einen Typ entwickelt? Und hatte ihre Mutter bemerkt, dass ihre Gedanken zu Dana abgeschweift waren? Alex sah ihre Mutter an.
Die erwiderte den Blick aufmerksam.
»Auf jeden Fall war ich ein bisschen verknallt in sie. Leider auch zu schüchtern oder zu blöd, etwas deswegen zu unternehmen.«
Lauren nickte. »Ich wünschte, es wäre leichter für dich gewesen. Wir waren dir überhaupt keine Hilfe, dein Vater und ich.«
»Es war nicht so dramatisch. Ich wusste ja nicht, dass ich Mädchen viel lieber mochte oder dass ich wirklich verliebt war in Katie. Ich machte es einfach meinen Freundinnen nach: Ich ging mit Jungs aus, die mich mochten – nicht unbedingt mit denen, die ich mochte. Wir redeten fast die ganze Zeit über Jungs oder über Sport, zumindest im Team. Ich glaube, ich habe damals nicht furchtbar viel in mich hineingehorcht. Die ersten Monate auf dem College hingegen waren eine Offenbarung. Überall Lesben, wohin das Auge reichte. Die, die nicht lesbisch waren, waren bereit zu experimentieren. Das bekam sogar ich mit . . . und ich ging nicht viel aus.«
»Klingt ein bisschen wie meine Collegezeit.« Lauren lächelte.
»Hast du jemals experimentiert?« Alex musste an Danas Geschichte denken. Gab es jemanden wie Petra auch im Leben ihrer Mutter?
Ihr Gegenüber schüttelte den Kopf. »Nein. Zumindest nicht mit Frauen. Nicht einmal ein Kuss. Obwohl einer der Footballspieler, in den ich verknallt war, mich einmal gefragt hat, ob ich mit ihm und seiner Freundin einen flotten Dreier haben wollte.«
Alex, die gerade einen Schluck von ihrem Kaffee genommen hatte, spuckte diesen wieder in ihren Becher.
Ihre Mutter lachte, während ihre Tochter um Fassung rang.
»Ernsthaft?«
»Eine wahre Geschichte. Wir hatten einen Geschichtskurs zusammen. Die meiste Zeit saß er hinter mir. Ich hatte zu dieser Zeit immer ein Make-up-Döschen mit Spiegel dabei, nur damit ich ihn gelegentlich ansehen konnte. Irgendwann lehnte er sich nach einer Stunde vor, blies mir übers Ohr und fragte, ob ich mit ihm und seiner Freundin eine private Party feiern wollte. Es war sehr verlockend. Seine Freundin war natürlich Cheerleader, eine Afro-Amerikanerin mit langen Beinen, hohen
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