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Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Titel: Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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bei dir bleiben, solange du mich brauchst, und dann nach Hever zurückgehen«, meinte ich vorsichtig.
    »Ich kann den König bitten, dir das zu gestatten«, sagte sie. »William hat dir beinahe gar nichts hinterlassen, weißt du.«
    »Ja«, antwortete ich.
    »Der König hat William eine Leibrente von einhundert Pfund im Jahr gezahlt. Ich kann veranlassen, daß diese Summe nun auf dich übertragen wird.«
    »Danke«, wiederholte ich.
    »Die Sache ist die«, meinte Anne leichthin und schlug zum Schutz gegen den kalten Wind ihren Mantelkragen hoch, »ich habe mir überlegt, Henry zu adoptieren.«
    »Du hast dir
was
überlegt?«
    »Ich habe mir überlegt, den kleinen Henry an Sohnes Statt anzunehmen.«
    Ich war so verblüfft, daß ich sie nicht ansehen konnte. »Du kannst ihn nicht einmal besonders leiden«, platzte ich heraus. »Du hast nie mit ihm gespielt. George hat mehr Zeit mit ihm verbracht als du.«
    Anne wandte den Blick ab. »Nein. Natürlich. Ich will ihn doch nicht adoptieren, weil ich ihn mag.«
    Langsam begann ich zu begreifen. »Damit du einen Sohn hast, Henrys Sohn. Einen Sohn, der ein Tudor von Geburt ist. |324| Wenn er dich heiratet, dann bekommt er gleichzeitig einen Sohn.«
    Sie nickte.
    Ich wandte mich ab und ging einige Schritte. Ich überlegte fieberhaft. »Du nimmst mir also auch noch meinen Sohn weg, so daß ich für Henry weniger begehrenswert bin. Mit einem Schlag machst du dich zur Mutter des Königssohns und beraubst mich all dessen, was mir seine Aufmerksamkeit verschaffen könnte.«
    George räusperte sich und lehnte sich mit verschränkten Armen gelassen an die Kaimauer. Ich fuhr zu ihm herum. »Du wußtest davon?«
    Er zuckte die Achseln. »Sie hat es mir erzählt, als alles schon geregelt war. Sie hat es in die Wege geleitet, nachdem ich ihr berichtet hatte, daß die Familie überlegte, ob der König sein Augenmerk vielleicht wieder dir zuwenden könnte. Sie hat es Vater und dem Onkel erst gesagt, nachdem der König sein Einverständnis erklärt hatte und die Sache unter Dach und Fach war. Onkel fand, daß es ein äußerst geschickter Schachzug war.«
    Ich schluckte schwer. »Ein äußerst geschickter Schachzug?«
    »Und es bedeutet, daß du gut versorgt bist«, ergänzte George offen. »Dein Sohn ist dem Thron näher, und alle Vorteile liegen jetzt bei Anne. Es ist ein guter Plan.«
    »Es ist
mein
Sohn!« Ich brachte die Worte kaum hervor, weil mir der Schmerz die Kehle zuschnürte. »Er steht nicht zum Verkauf wie eine Weihnachtsgans.«
    George löste sich von der Mauer, legte mir den Arm um die Schulter und drehte mich zu sich herum. »Niemand verkauft ihn, wir haben ihn fast zu einem Prinzen befördert«, sagte er. »Wir klagen seine Rechte für ihn ein. Er könnte der nächste König von England werden. Das sollte dich doch mit Stolz erfüllen.«
    Ich schloß die Augen und spürte den Wind vom Meer kalt im Gesicht. Ich glaubte einen Augenblick, ich würde in Ohnmacht fallen oder mich übergeben, und ich sehnte mich von ganzem Herzen danach, so krank zu werden, daß man mich |325| nach Hever schicken müßte und ich dort für immer bei meinen Kindern bleiben dürfte.
    »Und Catherine? Was ist mit meiner Tochter?«
    »Catherine kannst du behalten«, antwortete Anne. »Sie ist nur ein Mädchen.«
    »Und wenn ich mich weigere?« Ich blickte in Georges große Augen.
    »Du kannst dich nicht weigern. Sie hat es bereits rechtlich geregelt. Es ist alles unterzeichnet und besiegelt, unter Dach und Fach.«
    »George«, flüsterte ich. »Es ist mein Junge, mein kleiner Junge. Du weißt, was mir mein Kind bedeutet.«
    »Du siehst ihn doch noch«, tröstete mich George. »Du bist nun seine Tante.«
    Es war wie ein körperlicher Schmerz. Ich taumelte und hätte das Gleichgewicht verloren, wenn George mir nicht den Arm gereicht hätte. Ich wandte mich Anne zu, die mit einem selbstgefälligen Lächeln auf den Lippen schweigend dasaß. »Alles für dich, stimmt’s?« keuchte ich hervor, von wildem Haß gepackt. »Du mußt alles haben, nicht wahr? Der König von England gehorcht dir wie ein Schoßhündchen, und dazu mußt du auch noch meinen Sohn haben. Du bist wie ein Kuckuck, der alle anderen Vögel aus dem Nest wirft. Wie weit müssen wir alle noch für deinen Ehrgeiz gehen? Du wirst uns noch allen den Tod bringen, Anne!«
    Sie wandte den Kopf ab. »Ich muß Königin werden«, war alles, was sie sagte. »Und du mußt mir dabei helfen. Dein Sohn Henry kann die Interessen unserer Familie fördern,

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