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Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Titel: Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Weg finden«, sagte ich.
    Anne lächelte ungläubig.
    »Ich würde nach Hever zurückgehen und dort leben«, erklärte ich. »Ich würde nicht bei Hof bleiben. Wenn er mich verstößt, könnte ich nach Hever gehen. Das bleibt mir immer noch.«
    Die Tür zu den Gemächern der Königin öffnete sich. Ich blickte auf. Die Zofen trugen Laken vom Bett der Königin heraus.
    »Das ist jetzt schon das zweite Mal in dieser Woche«, knurrte die eine mißmutig.
    Anne und ich wechselten einen raschen Blick. »Sind sie befleckt?« fragte sie wißbegierig.
    Die Zofe schaute sie keck an. »Die Laken der Königin?« fragte sie. »Ihr wollt, daß ich Euch die Laken der Königin zeige?«
    Annes schmale Hand glitt zur Geldbörse, und eine Silbermünze wechselte die Besitzerin. Ein Lächeln des Triumphs lag auf den Zügen der Zofe, als sie das Geldstück einsteckte. »Nicht das kleinste Fleckchen«, krähte sie.
    |113| Anne sank auf ihren Stuhl, und ich hielt den beiden Frauen die Tür auf.
    »Danke«, sagte die zweite überrascht, weil ich eine Dienerin so höflich behandelte. Sie nickte mir zu. »Aber naß vor Schweiß, die arme Dame«, sagte sie leise.
    »Was?« fragte ich. Ich konnte kaum glauben, daß sie mir aus freien Stücken etwas mitteilte, für das sie ein französischer Spion fürstlich entlohnen würde, nach dem jeder Höfling gierte. »Wollt Ihr damit sagen, daß die Königin Schweißausbrüche hat? Daß ihre Wechseljahre begonnen haben?«
    »Zumindest kommen sie bald«, erwiderte die Zofe. »Die arme Dame.«
     
    Ich fand meinen Vater und George im großen Saal, wo sie die Köpfe zusammensteckten, während ringsum Diener die großen Tische für das Abendessen deckten. Vater winkte mich zu sich.
    Er küßte mich kühl auf die Stirn. »Tochter«, grüßte er mich. »Du wolltest mich sehen?«
    Ich überlegte kurz, ob er wohl meinen Namen vergessen hatte. »Die Königin ist nicht guter Hoffnung«, berichtete ich ihm. »Ihre Regelblutung hat heute begonnen. Die anderen Male ist sie wegen ihres Alters ausgeblieben.«
    »Gott sei gepriesen!« rief George überschwenglich. »Ich hatte eine Krone darauf gewettet. Eine gute Nachricht!«
    »Die allerbeste«, fügte mein Vater hinzu. »Die beste Neuigkeit für uns, die schlechteste für England. Hat sie es dem König schon gesagt?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Die Blutung hat heute nachmittag angefangen, sie hat ihn noch nicht gesehen.«
    Mein Vater nickte. »Also wissen wir es noch vor ihm. Ist sonst noch jemand unterrichtet?«
    Ich zuckte die Achseln. »Die Zofen, die die Laken gewechselt haben, und also jeder, der ihnen genug bezahlt. Wolsey, denke ich. Vielleicht haben auch die Franzosen eine Zofe bestochen.«
    »Wir müssen uns beeilen, wenn wir ihm die Nachricht überbringen wollen. Sollte ich das machen?«
    |114| George schüttelte den Kopf. »Zu intim«, meinte er. »Was ist mit Mary?«
    »Dann hat er sie im Augenblick der größten Enttäuschung vor Augen«, überlegte mein Vater. »Besser nicht.«
    »Also Anne«, sagte George. »Es sollte jemand aus unserer Familie sein, damit er an Mary erinnert wird.«
    »Ja, Anne soll es machen«, stimmte mein Vater ihm zu.
    »Sie ist im Garten«, warf ich ein. »Beim Bogenschießen.«
    Wir traten aus dem großen Saal ins helle Licht des Frühlings. Noch wehte ein kalter Wind durch die gelben Osterglocken, die im Sonnenschein nickten. Wir konnten die kleine Gruppe von Höflingen an den Schießscheiben stehen sehen, Anne mitten unter ihnen. Während wir sie beobachteten, trat sie einen Schritt vor, visierte das Ziel an, zog die Sehne zurück, und dann hörten wir das Sirren des Bogens und den satten Aufprall des Pfeils, als er ins Schwarze traf. Einige klatschten Beifall. Henry Percy ging zur Zielscheibe, zog Annes Pfeil heraus und verwahrte ihn in seinem Köcher, als wolle er ihn behalten.
    Anne lachte und streckte die Hand nach ihrem Pfeil aus. Da gewahrte sie uns und kam zu uns herüber.
    »Vater.«
    »Anne.« Er küßte sie herzlicher als mich.
    »Die Regelblutung der Königin hat eingesetzt«, sagte George unverblümt. »Wir meinen, du solltest das dem König mitteilen.«
    »Nicht Mary?«
    »Das würde sie in ein schlechtes Licht rücken«, erwiderte mein Vater. »Als tratschte sie mit Kammerzofen und schaute zu, wie sie Nachttöpfe ausleeren.«
    Einen Augenblick lang dachte ich, Anne würde darauf anmerken, auch sie wolle nicht schlecht dastehen, doch sie zuckte nur die Achseln. Sie wußte, daß man immer seinen Preis zahlen

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