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Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Titel: Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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fremde Sprache.
    »Wieso?«
    »Ich vermisse ihn, und ich vermisse Catherine.«
    »Und deswegen bist du so lustlos?«
    »Ich bin nicht lustlos«, erwiderte ich. »Ich bin traurig. Ich bin so traurig, daß ich nichts will als auf dem Bett liegen und weinen.«
    »Weil dir deine Kinder fehlen?« Der Gedanke war meiner Mutter fremd.
    »Habt Ihr mich denn nie vermißt?« rief ich aus. »Oder wenigstens Anne? Wir wurden Euch doch auch fortgenommen und nach Frankreich geschickt, als wir kaum mehr als Wickelkinder waren. Habt Ihr uns damals nicht vermißt? Andere haben uns Lesen und Schreiben beigebracht, andere haben uns aufgehoben, wenn wir hingefallen waren, andere haben uns gezeigt, wie man auf einem Pony reitet. Hättet Ihr nie gern Eure Kinder gesehen?«
    »Nein«, erwiderte sie. »Ich hätte mir keinen besseren Ort für euch vorstellen können als den Königshof von Frankreich. Ich wäre eine schlechte Mutter gewesen, wenn ich euch bei mir zu Hause behalten hätte.«
    Ich wandte mich ab. Ich konnte die Tränen auf den Wangen spüren.
    »Wenn du deine Kinder sehen könntest, wärst du dann wieder glücklich?« erkundigte sich meine Mutter.
    »Ja«, hauchte ich. »O ja, Mutter, ja. Ich wäre glücklich, wenn ich ihn wiedersehen könnte. Und Catherine auch.«
    »Nun, dann sage ich es deinem Onkel«, meinte sie widerwillig. » |215| Aber du mußt wirklich glücklich sein: lächeln, lachen, elegant tanzen, den Augen wohlgefällig sein. Du mußt den König wieder an deine Seite ziehen.«
    »Oh, ist er so weit abgeschweift?« fragte ich scharf.
    Sie schaute keineswegs verlegen. »Gott sei Dank hat ihn Anne in den Fängen«, meinte sie. »Sie spielt mit ihm, führt ihn an der langen Leine.«
    »Warum benutzt Ihr dann nicht sie?« erwiderte ich boshaft. »Warum bemüht Ihr Euch überhaupt noch um mich?«
    Ihre rasche Antwort verriet mir, daß man diese Möglichkeit bereits im Familienrat besprochen hatte.
    »Weil du den Sohn des Königs geboren hast«, entgegnete sie. »Bessie Blunts Bankert wurde zum Herzog von Richmond ernannt, unser kleiner Henry hat ebenfalls einen guten Anspruch. Es wäre eine Kleinigkeit, deine Ehe mit Carey für null und nichtig zu erklären, und beinahe eine Kleinigkeit, die Ehe mit der Königin zu annullieren. Wir haben vor, dich mit dem König zu verheiraten. Anne war deine Platzhalterin, während du im Kindbett lagst. Aber nun legen wir unser Geschick wieder in deine Hand.«
    Sie schwieg einen Augenblick, als erwartete sie, daß ich vor Freude jauchzen würde. Als ich nichts sagte, sprach sie weiter, nun in etwas schärferem Ton. »Steh also jetzt endlich auf und weise die Zofe an, daß sie dich kämmt und dir das Mieder enger schnürt.«
    »Ich kann zum Essen kommen, denn ich bin ja nicht krank«, sagte ich grimmig. »Sie sagen, die Blutung sei eine Kleinigkeit, und vielleicht ist sie das ja tatsächlich. Ich kann neben dem König sitzen und über seine Scherze lachen und ihn bitten, uns etwas vorzusingen. Aber ich kann nicht von Herzen fröhlich sein, Mutter. Versteht Ihr mich denn nicht? Ich habe alle Freude verloren. Und niemand kann auch nur ahnen, wie furchtbar dieses Gefühl ist.«
    Sie blickte mich mit harten, entschlossenen Augen an. »Lächle«, befahl sie mir.
    Ich verzog die Lippen und spürte, wie mir Tränen in die Augen schossen.
    |216| »Das langt«, meinte sie. »Ich veranlasse, daß du deine Kinder sehen kannst.«
     
    Nach dem Abendessen kam Onkel in meine Gemächer. Er schaute sich mit einigem Vergnügen um, denn er hatte noch nicht gesehen, wie prächtig man mich untergebracht hatte, seit ich aus der Wöchnerinnenstube zurückgekehrt war. Nun hatte ich ein Privatgemach, so groß wie das der Königin, und vier Hofdamen leisteten mir Gesellschaft. Ich hatte zwei persönliche Zofen und einen Pagen. Der König hatte mir sogar meine eigenen Musikanten versprochen. Hinter dem Privatgemach lagen mein Schlafgemach, das ich mit Anne teilte, und ein kleines Zimmer, in das ich mich allein zum Lesen zurückziehen konnte. An den meisten Tagen ging ich dorthin, schloß die Tür hinter mir und weinte.
    »Er hat dich sehr vornehm untergebracht.«
    »Ja, Onkel Howard«, erwiderte ich höflich.
    »Deine Mutter sagt mir, daß du Sehnsucht nach deinen Kindern hast.«
    Ich biß mir auf die Lippe, um die Tränen, die mir in die Augen stiegen, zu unterdrücken.
    »Warum, in Gottes Namen, machst du ein solches Gesicht?«
    »Es ist nichts«, flüsterte ich.
    Ich zog vor ihm die gleiche lächelnde

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