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Die Schwester der Nonne

Titel: Die Schwester der Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Hut sein.
    Dafür war Katharina ein liebliches Wesen, so arglos und natürlich und trotzdem verführerisch und begehrenswert. Dafür lohnte es sich, auf den Speicherboden zu steigen. Allein der Gedanke daran ließ ihn nervös hin und her rutschen und der Vorlesung nur unkonzentriert folgen.
    Nach dem Gebet zur Sext eilte Klaus zum Hause des Kaufmanns Preller an den Markt, während Magister Siebenpfeiffer noch aufgehalten wurde. Die Zwillinge erwarteten ihn bereits, während Hieronymus enttäuscht war, dass Siebenpfeiffer nicht kam.
    »Er kommt sicher gleich, wurde nur aufgehalten wegen des Vorfalls mit dem Mönch.«
    Auch Hieronymus hatte davon gehört, es war inzwischen zum Stadtgespräch geworden. Der Vorfall teilte die Bevölkerung der Stadt in zwei Parteien: eine, die schadenfroh über die Blamage der ungeliebten, geldgierigen, lasterhaften Mönche lachte, die andere, die Sitte und Moral in der Stadt durch die trunk- und spielsüchtigen Studenten gefährdet sah und ein schärferes Vorgehen gegen die Studentenschaft forderte.
    »Wer war es denn?«, wollte Hieronymus wissen.
    Doch Klaus konnte mit keiner Antwort dienen.
    »Wahrscheinlich einer von den Fremden.«
    »Wann schließt Ihr eigentlich Euer Studium ab?«
    »Im nächsten Jahr, Herr, mit der Prüfung und der Promotion. Dann bin ich doctor iuris und werde wahrscheinlich ein Lehramt annehmen.«
    »Fleißig, fleißig, junger Mann! Und wenn Ihr dabei noch ein Bruchteil von dem verdient, was ich als Kaufmann verdiene, ohne vorher zwanzig Jahre lang vor einem Magister auf dem Boden herumzukriechen, dann könnt Ihr Euch fürwahr glücklich schätzen.« Er lachte dröhnend, als er Klaus’ beleidigtes Gesicht sah. »Geht nur, geht, junger Mann. Katharina und Maria warten schon ungeduldig. Offensichtlich macht es mehr Spaß, von einem jungen Mann unterrichtet zu werden als von einem angejahrten Gelehrten. Die Amme liegt mir schon ständig in den Ohren, weil es in ihren Augen unschicklich ist. Aber bei ihr ist ja schon unschicklich, wenn man sich am Sack kratzt, um die Läuse zu vertreiben.«
    Er lachte wieder und klopfte sich auf die Schenkel, als er bemerkte, dass Klaus errötete.
    »So ist’s recht, Ihr seid schüchtern. Da kann ja nichts passieren.«
    Eigentlich müsste Klaus als Student derbe Späße gewöhnt sein, aber im Hause der Mädchen war es ihm unangenehm. Der Kaufmann war ein poltriger Klotz und so gewöhnlich wie die Pfeffersäcke, die er auf dem Speicherboden stapelte, wenn auch besser gewandet.
    Bei dem Gedanken an den Speicherboden klopfte sein Herz heftiger, und er beeilte sich, in die hintere Stube zu gelangen. Erwartungsvoll saßen die Zwillinge auf niedrigen Hockern, das Papier für die Mitschriften auf dem Schoß. Er setzte sich ihnen gegenüber etwas erhöht auf einen Stuhl. Wohlweislich wich er Katharinas Blick aus, sonst hätte er sich nicht einmal darauf konzentrieren können, was er ihnen in der lectio vorzulesen hatte.
    Selten war ihm eine Unterrichtung so schwer gefallen wie an diesem Tag, und selten hatte er sich so auf deren Ende gefreut.
    Siebenpfeiffer kam später und wurde gleich von Hieronymus in Beschlag genommen, der ihm all seine Probleme, Kümmernisse, Wünsche, Fragen und Hoffnungen mitzuteilen gedachte. Er war ein besserer Beichtvater als jeder Pfaffe, denn er hörte nicht nur gut zu, sondern seine Ratschläge waren irdischer Natur und meist recht hilfreich. Statt den Zwillingen Unterricht zu erteilen, verdiente sich der Magister nun sein Mittagessen mit einer philosophischen Seelenmassage. Hieronymus fühlte sich danach ein ganzes Stück wohler.
    Klaus unterdessen schlang seine Mahlzeit in der Küche herunter und spülte mit einem Krug verdünntem Wein nach. Katharina rutschte ungeduldig auf der Küchenbank herum und drängte Klaus mit Worten und Blicken zur Eile.
    »Ich lasse Euch den Rest einpacken«, sagte Katharina, als Klaus mit Verlangen auf den kalten Braten blickte, der so verführerisch auf einer Platte lag und von wilder Minze umkränzt wurde. Im Augenblick war sein Magen wie verknotet.
    Von der Küche aus führte eine Treppe hinauf ins Obergeschoss, wo die Schlafkammern lagen. Sie war eigentlich für das Küchenpersonal gedacht, wenn die Herrschaften zu nachtschlafener Zeit etwas wünschten oder um in die Dienstbotenkammern zu gelangen, die über dem Stallgebäude lagen. Katharina winkte Klaus, und er folgte ihr die gewundene Treppe hinauf.
    Von dort führte eine weitere Stiege auf den Speicherboden. Hier wurden

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