Die Schwestern des Lichts - 3
Boden auf, faßte Richard unterm Arm und half ihm auf die Beine. Er hatte die Augen fest geschlossen und die Brauen vor Schmerzen zusammengezogen. Der Schmerz schien ein wenig nachzulassen. Er öffnete die Augen, atmete tief durch und marschierte mit ihr los über die unbebaute Fläche.
Die Schatten zwischen den Gebäuden waren tiefschwarz, doch der Mond schien und spendete ihnen genug Licht, um den Weg zu erkennen. Der Lärm des Festes hinter ihnen verklang, bis nur noch das leise Scharren von Richards Stiefeln auf dem trockenen Boden zu hören war.
Er richtete sich ein wenig auf. »Ich glaube, es hat schon nachgelassen.«
»Hast du oft Kopfschmerzen?«
Er lächelte sie im Schein des Mondes an. »Ich bin berühmt für meine Kopfschmerzen. Wie mir mein Vater erzählt hat, bekam meine Mutter immer dieselben Kopfschmerzen wie ich, so heftig, daß einem übel wird. Es ist, als hätte ich etwas in meinem Kopf, das herauswill.« Er nahm ihr seinen Rucksack ab und warf ihn über seine Schulter. »Diesmal ist es schlimmer als sonst.«
Sie traten aus den schmalen Gassen hinaus auf die weite, freie Fläche, die das Haus der Seelen umgab. Es stand allein im Mondschein, der von einem Ziegeldach zurückgeworfen wurde, bei dessen Konstruktion Richard dem Volk der Schlammenschen geholfen hatte. Aus dem Schornstein kräuselte sich Rauch.
Um die Ecke, neben der Tür, hockte eine Reihe Hühner auf einer niedrigen Mauer. Sie sahen interessiert zu, wie Kahlan die Tür für Richard aufzog, und erschraken leicht, als die Angeln quietschten. Als die beiden im Innern verschwanden, beruhigten sie sich wieder.
Richard ließ sich vor der Feuerstelle fallen. Kahlan holte eine Decke heraus, sagte ihm, er solle sich hinlegen, und schob ihm die zusammengefaltete Decke unter den Kopf. Er legte den Arm über die Augen, als sie sich mit gekreuzten Beinen neben ihn setzte.
Kahlan kam sich hilflos vor. »Ich denke, ich sollte Nissel holen gehen. Vielleicht kann eine Heilerin etwas für dich tun.«
Er schüttelte den Kopf. »Es wird schon gehen. Ich mußte nur fort von all diesem Lärm.« Er lächelte, den Arm immer noch über den Augen. »Ist dir jemals aufgefallen, was für schlechte Gäste wir sind? Jedesmal, wenn wir auf einer Feier sind, passiert irgend etwas.«
Kahlan dachte an die Zusammenkünfte zurück, die sie gemeinsam erlebt hatten. »Ich fürchte, du hast recht.« Sie strich ihm mit der Hand über die Brust. »Wahrscheinlich ist es das beste, wenn wir unter uns bleiben.«
Richard küßte ihre Hand. »Ich hätte nichts dagegen.«
Sie nahm seine große Hand in beide Hände, wollte seine Wärme spüren, während sie zusah, wie er sich ausruhte. Im Haus der Seelen war es bis auf das leise Knistern des Feuers totenstill. Sie lauschte seinem langsamen, gleichmäßigen Atem.
Nach einer Weile zog er seine Hand zurück und sah sie an. Der Schein des Feuers spiegelte sich in seinen Augen. Da lag etwas in seinem Gesicht, in seinen Augen; etwas, auf das ihr Verstand sie aufmerksam machte. Er sah aus wie jemand, dem sie einmal begegnet war, aber wer war es? Weit hinten in ihrer Erinnerung wurde ein Name geflüstert, den sie jedoch nicht recht verstand. Sie strich ihm die Haare aus der Stirn. Seine Haut fühlte sich nicht mehr ganz so kalt an.
Er setzte sich auf. »Mir ist gerade etwas eingefallen. Ich habe zwar die Ältesten um Erlaubnis gefragt, dich zu heiraten, aber nicht dich.«
Kahlan lächelte. »Stimmt, das hast du nicht.«
Plötzlich wirkte er verlegen und unsicher. Sein Blick schweifte umher. »Das war wirklich dumm von mir. Entschuldige. Das gehört sich nicht. Hoffentlich bist du nicht böse. Vermutlich bin ich nicht besonders geschickt in diesen Dingen. Es war das erste Mal.«
»Für mich auch.«
»Und wahrscheinlich ist dies auch nicht gerade der romantischste Ort für so etwas. Es hätte eine wunderschöne Gegend sein sollen.«
»Für mich ist der romantischste Ort der Welt da, wo du bist.«
»In deinen Augen sieht es bestimmt ziemlich albern aus, dir eine solche Frage zu stellen, während ich hier liege und Kopfschmerzen habe.«
»Wenn du mich nicht bald fragst, Richard Cypher«, sagte sie leise, »werde ich dich würgen, bis du es tust.«
Endlich trafen ihre Blicke sich, und er sah sie derart entschlossen an, daß es ihr fast den Atem raubte. »Kahlan Amnell, willst du mich heiraten?«
Zu ihrer eigenen Überraschung brachte sie kein Wort heraus. Sie schloß die Augen und küßte seine weichen Lippen, während eine
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