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Die Schwestern vom Roten Haus: Ein historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Schwestern vom Roten Haus: Ein historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Schwestern vom Roten Haus: Ein historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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will sagen …»
    «… dass sie nicht allein ausgehen soll, schon gar nicht in der Dunkelheit, am besten auch nicht nach Hamburg hinein. So?»
    Rosina nickte erleichtert. «Genau so. Und falls sie es noch nicht getan hat oder längst weiß, wäre es von Vorteil, wenn sie darüber nachdenkt, warum zwei Frauen, die sich lange gut kannten, auf diese Weise starben. Zwei Frauen, die auch sie gut gekannt hat. Wäre ich an ihrer Stelle, würde ich besonders wachsam sein und auf mich und meine Wege achtgeben.»
    «Ich werde es ausrichten, Madam Vinstedt, im richtigen Moment. Elske lässt sich ungern etwas sagen.»
    «Das überrascht mich nicht. Kennt Ihr Madam Cordes?»
    «Cordes? Nein. Wer ist das und warum fragt Ihr?»
    «Ach, nur so.» Rosina lauschte ihm nach, wie er eilig die Treppe hinunterlief. Für ihr Empfinden hatte er zuletzt viel zu rasch geantwortet. Rasch und ohne nachzudenken? Sein Besuch hatte lange gedauert, wahrscheinlich wollte er nur eilig zum Eschenkrug zurück.

    Freitagnachmittag
    Weddemeister Wagner stand vor dem Eimbeck’schen Haus und sah dem davonrollenden Wagen mit gemischten Gefühlen nach. In früheren Jahren hätte er kaum darauf geachtet oder es gar nicht bemerkt. Das hatte sich geändert, worüber er nicht immer froh war. Zumindest, wenn es sich während seiner Arbeit ereignete, empfand er das als hinderlich. Alles sollte hübsch seine Ordnung haben und nach den Vorschriften gehen, für Zweifel oder gar Kleinmut blieb kein Platz.
    Heute wäre ihm das Unbehagen erspart geblieben, wäre der für das Anatomische Theater zuständige Physikus nicht plötzlich zu einer Inspektion der Apotheke in Bergedorf aufgebrochen, ein wenig überstürzt, wie sein Knecht berichtet hatte. Es habe da eine Beschwerde gegeben, per Brief, ja, ein Eilbote sei gekommen. Die Nachricht hatte den verehrten Doktor sofort nach dem wenige Meilen entfernt gelegenen Ort gerufen. Der Physikus war ein grimmiger Mann, womöglich, ach was, ganz sicher hätte er angefangen, um den Leichnam zu streiten, dessen Innenleben er noch nicht dem staunenden Publikum, zumindest der Versammlung von lernenden Wundärzten vorgeführt hatte.
    Wagner hingegen hatte nicht lange gezögert, als Wilhelmine Cordes plötzlich in seinem Amtszimmer stand und höflich darum bat, den Leichnam Janne Valentins herauszugeben.
    «Pastor Liebrecht ist Prediger in Moorfleet», erklärte sie mit einer Handbewegung zu dem jungen Geistlichen, der im langen schwarzen Habit, mit fromm gefalteten Händen und neugierigem Blick neben ihr stand. «Ihr kennt ihn vielleicht? Nein? Nun, Ihr könnt nicht alle in den außerhalb der Wälle liegenden Gemeinden kennen, das ist wahr. Er hingegen hat die Verstorbene gut gekannt, ja, tatsächlich ist er ein Vetter ihres Ehemanns. Darum und aus seiner Pflicht und Liebe als Hirte wollte er sie christlich begraben, ganz ohne Kosten für die Stadt oder das Michaeliskirchspiel.»
    «Wie Ihr wisst, Weddemeister, oder Euch erinnern werdet», sprach nun der Prediger, «sind Ehemann und Sohn der armen Toten noch auf See, mein lieber Vetter, ja. Wegen des Eises besteht keine Hoffnung, dass sie bald zurück sein werden.»
    Da hob Wagner abwehrend beide Hände und schob seinen Stuhl zurück. «Und draußen steht eine Kutsche», blaffte er, «mit einem Sarg aus gutem poliertem Holz. Esche? Oder Buche? Wo ist heute Euer schwarzer Schleier, Madam?»
    Wilhelmine Cordes und der Prediger blickten erst einander, dann den Weddemeister verwirrt an.
    «Kutsche?», fragte Wilhelmine. «Wie kommt Ihr auf Kutsche? Ihr wisst doch, dass ich nicht reich bin. Es ist nur ein einfacher Wagen und der Sarg aus einfachem Holz. Und ein Schleier? Welchen Schleier meint Ihr?»
    Sie war bleich, ihre Lippen begannen zu zittern, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. «Warum seid Ihr so unfreundlich? Wir waren schon im Eimbeck’schen Haus , der Physikus ist auf einer Inspektionsreise, und sein Knecht hat erklärt, er dürfe nichts und niemanden mehr herausgeben. Tot oder lebendig, hat er gesagt. Janne hatte hier niemanden außer ihrem Mann und ihren Kindern, von denen ist keiner in der Stadt. Auch ihre Tochter nicht, sie ist in Stellung und zurzeit mit ihrer Herrschaft in Kopenhagen. Wen kann es stören, wenn wir sie beerdigen und ihr ihren Frieden zurückgeben? Sie hat im Leben genug erlitten und ein grausames Ende gehabt, warum wollt Ihr ihr nicht wenigstens im Tod Frieden gewähren? Hat sie nicht lange genug in diesem schrecklichen Keller gelegen?»
    Da hatte

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