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Die Schwestern vom Roten Haus: Ein historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Schwestern vom Roten Haus: Ein historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Schwestern vom Roten Haus: Ein historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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wenn ich richtig verstanden habe – erst recht spät am Tag?»
    «Wegen eines für mich sehr wichtigen Geschäfts, und weil Monsieur Bahlmann mir ein Billet geschickt hat mit der Einladung, so schnell wie möglich zu ihm in sein Landhaus zu kommen, nämlich noch am gleichen Tag, das war gestern. So gehen die Geschäfte, Weddemeister, hin und wieder muss man schnell sein.»
    «Und? War es so wichtig? Und erfolgreich?»
    (Wagner hatte sich bei der Frage nichts gedacht, na gut, ein bisschen gemein war sie gewesen.)
    «Ja», sagte Hegolt. Und dann plötzlich nachdenklich: «Mehr oder weniger. Nicht ganz so, wie ich erhofft hatte, aber auch nicht vergeblich. Es geht um Lagerplätze im neuen Holzhafen, es hat nichts mit meiner Frau zu tun.»
    «Wohl kaum. Habt Ihr den Brief noch? Das Schreiben», erklärte er auf Hegolts Stirnrunzeln. «Der Brief, der Euch nach Wohldorf beordert hat.»
    «Nicht beordert, Weddemeister, gebeten. Das ist ein Unterschied. Nein, ich habe ihn nicht mehr. Ich hatte ihn mitgenommen, er ist mir unterwegs abhandengekommen, vielleicht liegt er auch dort im Gästezimmer. Warum?»
    Wagner zuckte die Achseln. «Was könnt Ihr mir noch sagen? Was denkt Ihr, wohin Madam Hegolt gegangen ist?»
    «Pardon, Monsieur», meldete sich da die Köchin, «wenn Ihr erlaubt?» Sie sah Hegolt bittend an. «Die Suppe muss dringend umgerührt werden, sicher auch der Kessel einige Zähne höher gehängt. Dürfte ich …»
    «Geht nur.» Wagner kam Hegolt zuvor, eine gute Gelegenheit, klarzustellen, wer hier die Anweisungen gab. «Rührt um und kommt zurück.»
    Hegolts Blick folgte der davoneilenden Alberte und kehrte zu Wagner zurück. «Um Eure Frage zu beantworten: Ich weiß nicht, wo meine Frau ist. Auch nicht, wo sie sein könnte. Wenn ich es wüsste, wäre ich längst dort und holte sie zurück. Wir haben Bekannte in der Stadt, ich habe gute Verbindungen knüpfen können, aber Madam Hegolt lebt sehr zurückgezogen, sie ist – ein wenig menschenscheu. Da ist niemand, zu dem sie gehen könnte. Wirklich niemand. Zudem ist sie seit einigen Wochen krank, an manchen Tagen sehr krank, die Ärzte sind ratlos. Deshalb war es mir unangenehm, sie gestern allein lassen zu müssen, sogar für die Nacht, das kam sonst nie vor. Aber ich kann mich auf Mademoiselle Kassandra verlassen, ich meine Mlle. Meyberg, die Gouvernante meiner Töchter und ein guter Geist in diesem Haus.» Eine kleine Wolke delikaten Suppenduftes und leises Schnauben ob dieses Lobs verrieten Albertes Rückkehr aus dem Souterrain, was aber nur Wagner gehört hatte. «Sosehr ich grübele, ich kann mir nicht vorstellen, wie sie fortgehen konnte.»
    «Empfindsame Damen», sagte Wagner nun doch behutsam, «gehen manchmal fort. Selten, aber es kommt vor. Sie gehen – nun ja – zu ihrer Schwester, zu einer Freundin oder zurück zu ihren Eltern. Hat Madam Hegolt solche Möglichkeiten?»
    Hegolt schüttelte den Kopf. «Wie gesagt, sie lebt sehr zurückgezogen. Sie hat hier keine Freundinnen, auch keine Familie mehr. Wie konnte sie das Haus verlassen? Sie war doch so schwach.» Hegolt erhob sich und begann in der Diele auf und ab zu gehen. «Und warum hätte sie das tun sollen?»
    «Niemals wäre sie ohne die Kinder gegangen», erklärte die Köchin, «und dann die Treppe. Madams Kammer», wandte sie sich an den Weddemeister, «wurde vor einiger Zeit von oben, von der zweiten in die erste Etage verlegt, so ist es nur eine Treppe bis in die Diele hinunter. Aber sie ist doch so krank, das konnte sie nicht schaffen.» Sie fuhr sich mit dem Zipfel ihrer Schürze über die Augen. «Nicht ohne Hilfe.»
    «Ja, Madam ist krank», meldete sich nun die bisher schweigsame, inzwischen tadellos gekleidete Gouvernante zu Wort, «aber nicht so sehr, wie es oft scheint. An guten Tagen war, ich meine, ist Madam sehr wohl in der Lage, einige Schritte zu gehen, mal mehr, mal weniger, ich kann mir gut vorstellen: auch bis hinunter in die Diele. Und wenn dort ein Wagen auf sie gewartet hat … ich meine nur, es könnte doch so gewesen sein.»
    Alle starrten sie an. Hegolt blieb, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, vor ihr stehen. «Ah ja? Wieso? Wer sollte da auf sie gewartet haben? Wer denn?» Sein Gesicht verzog sich zu einem stummen Aufschrei, rasch wandte er sich ab und vergrub aufstöhnend das Gesicht in den Händen.
    «War sie gestern so», fragte er plötzlich heftig, griff nach dem Arm der jungen Frau und hielt ihn fest. «War sie so? Gestern? Hat sie mit Euch

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