Die Schwestern von Rose Cottage: Ashley (German Edition)
Freundeskreis der vier hübschen Schwestern zu verschaffen. Außerdem hatten die vier Mädchen so viele Verehrer gehabt, dass er immer gedacht hatte, sowieso keine Chance zu haben.
Seitdem war viel Zeit vergangen; sein Verhalten und sein Äußeres hatten sich beträchtlich geändert. Er hatte einen Sport gefunden, den er liebte – Tennis –, und er ging regelmäßig ins Fitnessstudio. Während des Studiums, das er mit großem Erfolg abgeschlossen hatte, gewann er zunehmend Selbstvertrauen. Und als er dann auch noch in einer der angesehensten Kanzleien in Richmond eine Anstellung erhielt, empfand er endlich die Selbstsicherheit, nach der er sich immer gesehnt hatte. Frauen konnten ihn nicht mehr einschüchtern. Genauso wenig wie Geld und Macht.
Eine ganze Weile reichte es ihm, dass er Stephanie, Macht und Geld hatte. Doch immer öfter hatte in letzter Zeit das Gefühl an ihm genagt, dass ihm etwas fehlte. Und jetzt war er sogar so weit, alles hinzuwerfen. Diese Erkenntnis war für ihn selbst überraschend.
Deswegen war er hier. Er musste darüber nachdenken, ob es Dummheit war, die ihn dazu drängte, alles wegzuwerfen, was er sich aufgebaut hatte, oder ob es eine notwendige Konsequenz war, weil er sonst an seinem Lebensglück vorbeilief. Mit Stephanie Schluss zu machen war der erste Schritt gewesen. Ein Schritt, der ihn zu seinem eigenen Erstaunen befreit hatte. Josh ahnte jedoch, dass noch weitere gravierende Veränderungen bevorstanden.
Er war bereits bei Anbruch des Tages aufgestanden und hatte es kaum erwarten können, aufs Wasser zu kommen. Er wollte angeln gehen, um in Ruhe seinen Gedanken nachhängen zu können. In Eile hatte er gefrühstückt, die wenigen Kleidungsstücke, die er mitgebracht hatte, im Schrank verstaut und zum Schluss noch ganz kurz seine Familie angerufen.
Dann war er mit einer Flasche Wasser, einem Sandwich, seiner Angelausrüstung sowie den Ködern zu dem alten Boot gegangen, das am Pier hinter dem Haus lag, und war ein Stück aufs Meer hinausgerudert. Dort hatte er geankert, die Angel ausgelegt und sich dann im Boot zurückgelehnt.
Er hatte es sich gerade bequem gemacht und genoss die warme Septembersonne auf seiner nackten Haut, als sein Boot gerammt und er fast über Bord geworfen wurde. Der Schwall kalten Wassers, der sich über seine erhitzte Haut ergoss, war ebenso ein Schock wie der Zusammenstoß selbst.
Seltsamerweise war er nicht besonders überrascht, als er über den Bug schaute und Ashley in einem Kajak sitzen sah. Sie hatte die Hände vor das Gesicht geschlagen, und ihr Paddel trieb zwei Meter von ihr entfernt auf dem Wasser.
Bei ihrem Anblick konnte er sich das Lachen nicht verkneifen. „Du hättest mich nur anrufen brauchen, wenn du mich sehen willst“, zog er sie auf. „Wenn du weiterhin dauernd in mich reinfährst, steht mir bald kein Fortbewegungsmittel mehr zur Verfügung.“
„Offensichtlich habe ich auf dem Wasser und auf dem Land die Kontrolle über mich verloren“, klagte sie mit einem ungewohnten Anflug von Hysterie.
„Alles in Ordnung?“, fragte Josh, plötzlich besorgt.
„Klar“, erwiderte sie sofort und lächelte tapfer, um es ihm zu beweisen.
Sie wirkte ziemlich überzeugend, doch Josh kaufte es ihr trotzdem nicht ab. Körperlich mochte mit ihr alles in Ordnung sein, dennoch stimmte etwas nicht mit ihr. Er hatte die Vermutung, dass es mit dem Urlaub zusammenhing, den sie offensichtlich nicht ganz freiwillig genommen hatte. Ihre Schwestern hatten am Abend zuvor so eine Andeutung gemacht.
„Vielleicht solltest du an Bord kommen“, schlug er vor. Es gefiel ihm nicht, dass sie in ihrem Zustand allein auf dem Wasser war. Als er sie näher betrachtete, meinte er sogar, getrocknete Tränenspuren auf ihren Wangen zu sehen.
„Ich habe meinen Kajak“, protestierte sie.
„Wir können ihn ans Boot binden.“ Er wies auf das Paddel, das immer weiter wegtrieb. „Ohne Paddel wirst du sowieso nicht weit kommen.“
„Im Moment läuft aber auch gar nichts so, wie ich will“, schimpfte sie leise, hielt ihm dann die Hand entgegen und stieg mit seiner Hilfe graziös in sein Boot. „Du bist sehr mutig, weißt du das?“
„Weil ich dich ins Boot lasse?“
„Genau. Offensichtlich bin ich eine Gefahr für mich selbst und für jeden in meiner Nähe.“
„Das ist aber erst in letzter Zeit so, nicht?“, vermutete er und hoffte, dass sie sich ihm ein wenig öffnen würde.
„Ja, das stimmt“, gab sie zu.
Zu seiner Enttäuschung war das alles, was
Weitere Kostenlose Bücher