Die Schwestern von Rose Cottage: Jo (German Edition)
Minuten vor der verabredeten Zeit am Haus. Während sie im Wagen saß, betrachtete sie die schneebedeckte Landschaft und wusste, dass sie unbedingt hier leben wollte. Die Sonne war jetzt aufgegangen, und der Schnee glitzerte, als ob Feen in der Nacht Diamantstaub über dem Grundstück ausgestreut hätten.
Jo kamen völlig neue Ideen, als sie den zukünftigen Garten so sah. Sie würde unbedingt auch Stechpalmen mit ihren dunklen glänzenden Blättern und den roten Beeren sowie eine Gruppe von Tannen anpflanzen, sodass man an einem Morgen wie diesem das Gefühl hatte, eine Weihnachtskarte vor sich zu haben. Die meisten Grundstücke in der Nähe waren nicht groß genug, um eine Baumgruppe zu setzen, aber Petes Grundstück war mindestens einen Hektar groß. Es reichte vom Strand bis zum Waldsaum.
Jo machte sich gerade einige Skizzen, als ein Klopfen an der Wagenscheibe sie aus ihren Gedanken riss. Sie schaute hinaus und sah Pete. Daneben stand eine kleinere Ausgabe von ihm, die einen blauen Anorak und eine rote Mütze, Schal und Handschuhe trug. Der Junge sah sie ziemlich finster an.
„Sie befinden sich auf einem Privatgrundstück“, erklärte das Kind, als sie die Scheibe herunterkurbelte. „Das ist das Haus von meinem Dad.“
Pete wollte etwas sagen, doch Jo unterbrach ihn.
„Du bist bestimmt Davey“, stellte sie freundlich fest und musste die aufsteigenden Tränen zurückhalten, als sie in das hübsche Kindergesicht mit der Stupsnase und den Sommersprossen schaute.
Er runzelte die Stirn. „Woher wissen Sie das?“
„Weil Pete mir erzählt hat, wie hübsch und klug sein Sohn ist. Du musst es also sein.“ Sie stieg aus dem Wagen aus und streckte dem Jungen die Hand entgegen. „Ich bin Jo. Ich arbeite für deinen Dad.“
Davey starrte auf ihre Hand und war sichtlich zwischen Misstrauen und seiner anerzogenen Höflichkeit hin und her gerissen. Schließlich schüttelte er ihr die Hand, aber sein Blick war noch immer nicht freundlicher geworden.
„Was soll das für eine Arbeit sein?“, fragte er skeptisch. „Mädchen bauen keine Häuser.“
„Oh, oh“, murmelte Pete, amüsiert über die Kontroverse, die sein Sohn gerade in Gang gesetzt hatte.
Jo lächelte Davey an. Sechs war ganz bestimmt nicht zu früh, um einem Kind etwas über die Gleichberechtigung der Geschlechter zu erzählen. „Das wusste ich noch gar nicht. Wer hat dir das denn erzählt? Doch ganz bestimmt nicht dein Vater, oder?“
„Ich war es tatsächlich nicht“, bestätigte Pete rasch.
„Wer war es denn, deine Mom?“, fragte Jo den Jungen.
Plötzlich wirkte er weniger selbstsicher als zuvor. „Nein, die sagt immer, Mädchen können alles genauso gut wie Jungen.“
„Und da hat sie absolut recht“, bestätigte Jo. „Woher hast du denn die lächerliche Vorstellung, dass Mädchen keine Häuser bauen könnten?“
Der wache Junge antwortete mit einer Gegenfrage. „Hast du denn schon etwas gebaut?“
„Auf meine Art, ja.“
„Auf was für ’ne Art?“
„Ich gestalte Gärten. Deswegen bin ich hier. Ich entwerfe den Garten für euer Haus. Willst du die Skizze sehen?“
Davey nickte. Jetzt war seine Neugierde geweckt, und er kam näher, um sich ihren Skizzenblock anzuschauen.
„Wow!“, rief er erstaunt aus. „Das ist ja wie Weihnachten.“
Jo strahlte. „Genau das war auch die Idee.“
Davey drehte sich aufgeregt zu seinem Vater. „Wirst du es so machen, Dad? Bitte, es sieht wirklich schön aus.“
Pete lächelte über die Begeisterung seines Sohnes und wandte sich Jo zu. „Ich nehme an, mir bleibt nichts anderes übrig, als deine Vorschläge anzunehmen. Aber leg deinen Block bitte zur Seite, denn jetzt wird es ernst. Wir werden das passende Grundstück für eine der schönsten Schneeburgen suchen, die je gebaut worden ist.“
„Ja, ja“, jubelte Davey, rannte erst los, blieb dann aber wieder stehen. „He, kommt doch endlich“, forderte er die Erwachsenen auf. „Wir haben so viel zu tun.“
„Dieses Kind hat noch Energie“, meinte Pete, während er mit Jo folgte.
Plötzlich blieb Davey stehen. „Hier bleiben wir“, verkündete er stolz. „Hier wird unsere Burg gebaut.“
Pete sah sich anerkennend um. „Du hast mein Talent geerbt, Junge“, bemerkte er humorvoll. „Besser hätte ich auch kein Grundstück für eine Schneeburg aussuchen können.“
„Was werden wir als Erstes machen, Captain Carlett?“, wandte sich Jo an den Jungen und tippe mit den Fingern leicht gegen ihre Schläfe.
Davey
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