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Die Schwestern von Sherwood: Roman

Die Schwestern von Sherwood: Roman

Titel: Die Schwestern von Sherwood: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Winter
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Schaustellern. Der Vorstandsvorsitzende hielt ebenso eine Rede wie die Ehrenvorsitzende Lady Hampton. Anschließend sang der Chor der Waisenkinder einige Lieder und wurde, nachdem die Anwesenden ihn freundlich beklatscht hatten, unter der Führung der Aufseherin wieder diskret ins Haus zurückgeleitet.
    Ihrer Dienstherrin, die mit einem Glas in der Hand mit ihrem Mann über die Wiese wandelte, war deutlich anzumerken, wie sehr es ihr gefiel, hier zu sein. Das war nach Meinung von Miss Carrington, die mit den beiden kleinen Töchtern einige Schritte hinter ihr ging, ihr erster Fehler. Der zweite bestand darin, dass ihr Kleid und Schmuck eindeutig zu auffällig für den gegebenen Anlass waren. Ein Sommerfest war keine Abendveranstaltung! Darüber hinaus mangelte es Mrs Sherwood einfach an Diskretion. Ihre neugierigen Blicke, mit denen sie die anwesenden Damen und Herren wieder und wieder anschaute und jede Einzelheit ihrer Kleidung, ihrer Hüte, ja selbst ihrer Gehstöcke inspizierte, gehörten sich einfach nicht. Mr Sherwood verhielt sich leider nicht viel besser. »Mein Gott, das ist Lord Ashby! Er hat einen Sitz im House of Lords«, hörte Miss Carrington ihn einmal seiner Frau zumurmeln und konnte nur beten, dass es außer ihr niemand gehört hatte. Die beiden wähnten sich mit der Einladung in der Gesellschaft angekommen, aber sie waren weit davon entfernt. Sie begriffen nicht, dass die gleichen Dinge zu besitzen noch lange nicht bedeutete, auch derselben Schicht anzugehören – dass es Bildung und die Etikette eines komplizierten Verhaltenskodexes waren, die diesen Unterschied wirklich ausmachten. Man bekam ihn in die Wiege gelegt und konnte ihn nicht erkaufen oder erarbeiten.
    »Mrs Sherwood!« Mrs Gibbon vom Komitee war auf sie zugekommen. Das herablassende Lächeln, mit dem sie die Familie begrüßte, sprach für sich. Genauso wie das Verhalten der anderen Gäste, denen die Sherwoods nun vorgestellt wurden. Es glich einem Spießrutenlauf. Fast hätten sie einem leidtun können – das gezwungene Lächeln der Leute, die sie distanziert und voller Arroganz begrüßten und nur das Notwendigste mit ihnen sprachen. Sobald sich die erste Gelegenheit ergab, wandte man sich wieder von ihnen ab. Allein Cathleen und Amalia waren es, die so etwas wie die Andeutung eines warmen Ausdrucks auf die Gesichter zauberten. Die beiden Mädchen benahmen sich vorbildlich und so wohlerzogen, als spürten sie, dass das gesamte Ansehen der Familie allein auf ihren zarten Schultern ruhte.
    »Und wie heißt du, mein Kind?« Es war die Ehrenvorsitzende Lady Hampton, die das fragte.
    »Cathleen, Madam.«
    »Und du?«
    »Amalia!« Die Kleine machte einen anmutigen Knicks, und Lady Hampton strich ihr angetan über den blonden Haarschopf. »Reizende Kinder«, sagte sie zu Miss Carrington, als wäre sie und nicht Elisabeth die Mutter. Sie nickte den beiden Sherwoods knapp zu und wandte sich wieder zu Lady Ashby. Es kam einer Beleidigung gleich. Zu Miss Carringtons Verwunderung wirkte Elisabeth Sherwood nicht besonders getroffen – im Gegenteil. Ein undurchdringliches Lächeln lag auf ihren Lippen, als ihr Blick zu ihren beiden Töchtern wanderte, und Miss Carrington ahnte, dass die Reaktion von Lady Hampton nur ihren Kampfgeist angestachelt hatte.
    19
     
    C athleen fand, dass ihre Mutter anders war als sonst. Fast kam sie ihr genauso fremd vor wie die vielen Damen und Herren, denen sie heute vorgestellt worden war. Unruhig trat das kleine Mädchen von einem Fuß auf den anderen. Miss Carrington und ihre Mutter hatten ihr und Amalia in den letzten zwei Tagen wiederholt eingeschärft, wie wichtig es war, dass sie heute den Eindruck von wohlerzogenen kleinen Mädchen machten, und sie hatte sich alle Mühe gegeben, doch nun konnte sie nicht mehr.
    »Mummy, Daddy, dürfen wir uns auch das Marionettentheater anschauen?«, fragte sie. »Bitte!«
    »Natürlich dürft ihr«, sagte ihr Vater mit einem breiten Lächeln.
    Bevor ihre Eltern es sich anders überlegen konnten, lief sie mit ihrer Schwester los – gefolgt von Miss Carrington, die sie ermahnte, nicht zu rennen. Sie waren nicht die einzigen Kinder. Viele Gäste hatten ihre Söhne und Töchter mitgebracht. Die meisten hatten wie sie eine Nanny oder Gouvernante dabei, die sich am Rande des kleinen Theaters sammelten. Cathleen drängte sich mit ihrer Schwester zwischen die anderen Mädchen und Jungen, die aufgeregt dem Spiel der Marionettenpuppen zusahen. Neugierig musterte sie die anderen

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