Die Schwingen des Todes
Decker.
»Wir haben einen Teller mit Bagel, Räucherlachs und Frischkäse.«
»Schön. Und ich hätte noch gerne eine Schale Eis und eine Serviette. « Buffy nickte. »Tut es weh?« »Nicht besonders.«
»Ich gebe die Bestellung auf und bring Ihnen das Eis«, sagte Buffy. »Ambrosia wird sie bedienen.«
»Danke.« Als sie gegangen war, sagte Decker: »Wo haben die bloß diese Namen her?«
Jonathan versuchte zu lächeln, aber seine Augen waren auf Deckers Verletzungen geheftet.
Decker ignorierte seinen Blick. »Als ich bei der Sitte gearbeitet habe, bin ich ständig in solche Läden gekommen. Noch schäbigere als dieser. Richtig runtergekommene. Die Mädchen waren älter, viel verbrauchter, perfektes Futter für Psychopathen, die gern schlagen und vergewaltigen. Es war sehr traurig.«
Jonathan nickte.
»Diese Mädchen hier sehen gesünder aus.« »Aber wie lange noch?«, fragte Jonathan. »Sie sind alle unter fünfundzwanzig, was meinst du?« »Ja, das könnte hinkommen.«
»Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ihr gutes Aussehen dahin i st. Und dann?«
»Nun, wenn sie sich nichts in die Venen gepumpt oder durch die Nase gezogen haben, geht es ihnen vielleicht gut. Hier kann man Geld machen. Es sieht nicht so aus, als hätten sie keine anderen beruflichen Möglichkeiten mehr.«
Buffy kam mit dem Eis und einer Serviette. »Ich hab Ihnen Schmerzmittel mitgebracht.«
Decker griff in seine Tasche und holte eine Schachtel Aspirin heraus. »Danke, aber ich bin versorgt.« Er schüttete die Eiswürfel auf die Serviette und legte sie sich aufs Gesicht.
»Was ist passiert?«, fragte Jonathan schließlich.
»Irgend so ein Psychopath auf der Straße mochte mich wohl nicht.«
»Das ist ja schrecklich!« Ein Zögern. »Er hat einfach zugeschlagen?«
»Ich hätte ihm vermutlich nicht in die Augen sehen sollen. Wenigstens hat er mir keine Spritze mit tödlichen Bakterien verpasst.«
»Mein Gott, sag so was nicht! Es ist schon alles beängstigend genug.« Jonathan schüttelte den Kopf und rieb sich die Augen. »Es tut mir so Leid. Hast du Schmerzen? Ich könnte dir ein Rezept für etwas Stärkeres besorgen.«
»Ich bin okay. Sieht es schlimm aus?«
»Du hast noch nicht in den Spiegel geschaut?«
»Das hab ich vermieden.«
»Die ganze rechte Seite deines Gesichts ist blaurot.«
»Ich sage den Leuten einfach, man hätte mir einen Blaubeerkuchen ins Gesicht geworfen.«
»Das ist alles so furchtbar deprimierend!« »Wir haben beide schon bessere Tage erlebt. bessere Jahre.« Decker schenkte zwei Tassen Kaffee ein. »Hat dir jemand g esagt, wie sie umgekommen ist?«
»Sie wurde erschossen.« Jonathan hatte Tränen in den Augen.
»Wo?«
Er zitterte. »Warum willst du das wissen?« »Ich möchte nur herausfinden, ob es Ähnlichkeiten mit Ephraims Mord gibt.«
»Ich würde sagen, dieselben Leute, die Ephraim umgebracht haben, haben auch Shayndie auf dem Gewissen.«
»Das ist logisch, aber man kann nicht selbstverständlich davon ausgehen.« Das Eis tat gut. »Willst du mir jetzt sagen, was du heute Morgen verschwiegen hast?«
Der Rabbi fuchtelte mit seiner Serviette herum und gab Milch und Zucker in seinen Kaffee.
»Fang einfach an zu reden, Jon. Es wird leichter, wenn die ersten Worte heraus sind.«
»Chaim rief mich gegen sieben, halb acht an. Er sagte, er müsse mit mir persönlich sprechen.«
»Bist du nach Quinton gefahren?«
»Sofort«, antwortete Jonathan. »Seine Stimme klang aufgeregt. Nachdem ich angekommen war, ging er mit mir in den Keller, wo uns keiner hörte. Ich musste schwören, niemandem was zu verraten. Deshalb konnte ich dir nichts sagen.«
»Verstehe.«
»Ich erzähle es dir auch jetzt nur deshalb, weil du gedroht hast, zur Polizei zu gehen. Nicht dass ich ihnen etwas sagen würde ich habe das Recht, mich auf die Schweigepflicht zu berufen -, aber es würde Wunden aufreißen. Ich dachte, es sei einfacher, mich mit dir als mit der Polizei auseinander zu setzen.« Er hob seine Augenbrauen. »Vielleicht aber auch nicht.«
»Ob du es mir glaubst oder nicht, ich hab nicht die Absicht, den Leuten das Leben schwer zu machen.«
»Das weiß ich.« Jonathan seufzte. »Jetzt, wo sie nicht mehr lebt, ist wohl ohnehin alles bedeutungslos.« »Sag's mir, Jonathan.«
»Chaim meinte, er habe Grund zu glauben, dass Shaynda noch am Leben sei. Er sagte, er habe von gewissen Leuten erfahren, dass sie wohlauf sei. Offensichtlich hat sich jemand geirrt. Vielleicht hat Chaim etwas falsch verstanden. Er
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