Die See Der Abenteuer
Zeichen von uns.«
Lucy blickte sich um. Dina stand ängstlich wartend oben an dem Felseinschnitt. Philipp war nicht zu sehen.
Lucy winkte Dina zu. »Alles in Ordnung!« schrie sie. »Er ist in der Höhle gefangen.«
Dina winkte zurück und verschwand, um Philipp Bescheid zu geben. Bald erschien sie wieder mit ihm zusammen, und nun kamen die beiden über die Vogelkolo-nie gerannt, um zu hören, was sich inzwischen ereignet hatte.
»Wir haben ihn!« rief Jack stolz. »Es war kinderleicht.
Plumps! lag er drin.«
»Wer ist dort?« fragte Theobald Stentzlein in klagendem Ton. »Ist dort sonst noch jemand außer den beiden Kindern? So sagt mir doch endlich, was das alles bedeuten soll! Ich tappe ja vollkommen im dunkeln.«
»Das läßt sich nicht bestreiten«, grinste Jack. »Philipp, darf ich dir Herrn Stelzbein vorstellen?«
»Heißt er wirklich so?« fragte Philipp verblüfft.
»Mein Name ist Stentzlein!« schrie Theobald wütend.
»Merke dir das! Was für ungezogene Kinder ihr seid!
Wartet nur, ich werde mich über euch beschweren. Dann bekommt ihr eure Strafe. So ein rüpelhaftes Benehmen ist mir noch nicht vorgekommen.«
»Zum Fürchten ist er gerade nicht«, berichtete Jack den anderen. »Er sagt, er sei — was sind Sie doch gleich, Herr Stelzbein?«
»Or-ni-tho-lo-ge, du dummer Junge!« schrie Stentzlein.
»Was ist denn das?« tat Philipp verwundert. Die anderen kicherten.
»Laßt mich hier heraus!« zeterte Herr Stentzlein und näherte seinen Kopf vorsichtig dem Eingang, jederzeit bereit, ihn wieder zurückzuziehen, falls es nötig werden sollte.
Es wurde nötig. »Ziehen Sie den Kopf ein!« schrie Jack drohend. »Sonst bekommt er eine Beule, bevor Sie ‘piep' sagen, darauf können Sie sich verlassen. Gern würde ich es nicht tun. Aber Sie haben Bill doch sicher auch ein paar versetzt, ehe Sie ihn gefangennahmen. Was dem einen recht ist, ist dem andern billig.«
»Was faselst du da bloß dauernd?« sagte Theobald ärgerlich. »Du bist wohl nicht ganz bei Trost. Ihr wollt mir doch nicht etwa weismachen, daß ihr ganz allein auf der Insel seid? Ich glaube kein Wort davon. Holt jetzt sofort jemand her, mit dem ich vernünftig sprechen kann! Ich werde auf keinen Fall noch länger hier unten bleiben.
Solche unartigen Kinder sind mir in meinen ganzen Leben noch nicht begegnet. Ihr spielt hier wohl Räuberspiele?
Pah!«
Das war etwas für Kiki. Mit blanken Augen hatte er der angeregten Unterhaltung gelauscht und mischte sich nun ebenfalls ein. »Pah! Puh! Pah!« Er flatterte auf den Eingang der Höhle zu und spähte hinein. »Pah!« wiederholte er und begann dann laut zu lachen.
Theobald traute seinen Augen nicht. War das wirklich ein Papagei, der da oben am Eingang hockte und so frech ‘pah’ und ‘puh’ rief?
»Ist das — ist das einer von eueren zahmen Lunden?«
stotterte er verwirrt.
»Ich denke, Sie sind Ornithologe«, sagte Jack verächtlich. »Daß Kiki ein Papagei ist, sieht doch jeder Mensch auf den ersten Blick!«
»Aber — wie können hier Papageien leben?« fragte Theobald verblüfft. »Das sind doch keine Seevögel. Mir scheint, dies alles ist nur ein Traum, aber ein sehr alberner.«
In diesem Augenblick kam ein Lund durch den Gang gekrochen, der von oben in die Höhle führte.
»Orrr!« schnarrte er mit tiefer Stimme. Herr Stentzlein fuhr zusammen. Alles, was er in der Dunkelheit sehen konnte, waren zwei boshaft glühende Augen und ein gro-
ßer, bunter Schnabel.
»Geh fort!« Herr Stentzlein versuchte den Vogel zu ver-scheuchen.
»Geh fort!« rief Kiki vom Höhleneingang her. »Pah! Puh!
Orrrr!«
»Hier sind offenbar alle verrückt und ich auch«, sagte Theobald, der nicht mehr wußte, was er denken sollte.
»Orrr«, wiederholte der Lund noch einmal und watschelte den Gang wieder hinauf. Nach dem nun folgen-den aufgeregten Scharren zu urteilen, erzählte er seiner Frau ausführlich von dem merkwürdigen Lundemann in der Höhle.
»Was machen wir nun?« fragte Philipp leise. »Ob er wirklich zu den Feinden gehört? Er kommt mir eigentlich etwas albern vor.«
»Das gehört alles zu dem Plan der Feinde«, sagte Jack.
»Der ist kein Ornithologe. Er spielt nur einen und tut deshalb etwas trottlig. Du weißt, wir haben schon manchmal solche komischen Vogelliebhaber getroffen. Aber dieser übertreibt sein Spiel. Man merkt gleich, daß es nicht echt ist. Nur gut, daß er keinen Revolver hat! Davor hatte ich am meisten Angst!«
»Ich auch«, gestand Philipp. »Vielleicht
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