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Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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und Beförderungk der Ehre Gottes und zum Heyle viler verführter Seelen und sonst zu keynem andern Ende nicht unzeitigk angestellt und rechtt mäßig geführet, wie andere Churfürsten und Fürsten im römischen Reiche mehr. So daß ich deßhalb vor Gott, Eurer Römisch-Kayserlichen Majestät und der liben Justicia Rechenschafft und Antwortt zu geben mir getraue. Demgemäß lebe ich in der unterthänigsten Hoffnungk und stelle zugleych die gehorsambste Bitte, Eure Römisch-Kayserliche Majestät wollen mich bei dießem, zur Ehre des Allmächtigen und Ausrotthung eines gar überhand genommen habenden erschröcklichen Lasters begonnenen, gerechten und sehr nothwendigen Werck nit allein manutenieren und mit Neuerungen allergnedigst verschonen, welche bißher im Römischen Reich bei solchen Verprechen niemalß zugelaßen worden, sondern auch dem Supplicanten wider welchen ein Criminal-Process angestellt werden könnte, und auch Andern, die ihme anhängen, kein gnedigstes Gehör mehr geben.‹ Nun, was sagt Ihr?«
    Förner klatschte langsam und demonstrativ Beifall.

    Danach ordnete der Fürstbischof trotzig für die kommende Woche den nächsten Hexenbrand an. Nichts war mehr von der Melancholie und der Mutlosigkeit zu spüren, die bisher Dornheims ständige Begleiter gewesen waren. Jetzt beherrschten ihn allein Zorn und Widerstandsgeist. Niemand würde ihm in seiner eigenen Stadt Bamberg das Heft aus der Hand nehmen! Er hatte schon gegen den Teufel nicht klein beigegeben, und er würde es auch gegen den Kaiser nicht tun!

Bamberg, die Nacht vom 3. auf den 4.Juli 1631
    Ein leiser Pfiff gellte durch die Lange Gasse, und der rothaarige Junge mit dem Weidenkorb blickte sich suchend um. Es dämmerte schon; er kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können.
    »Michel, hierher!« Antoni winkte.
    Der Korbträger bog in einen engen Durchgang zwischen zwei verlassenen Häusern ein und stellte seine Last ab. »Hasenklein, Brot und Zwiebelgemüse«, sagte er grinsend. »Alles von gestern. Die Wächter kriegen immer das, was wegmuss. Dazu noch zwei Krüge dünnes Heinzelbier.« Er kicherte. »Von dem Zeug wirst du in hundert kalten Wintern nicht besoffen. Und, hast du den Ball?«
    »Klar.« Toni holte das kleine runde Ding aus Kautschuk aus den Tiefen seiner Hosentasche und ließ es ein paar Mal hochspringen. Der vierzehnjährige Sohn des Wirts zum Schwarzmann, der für seinen Vater immer das Essen austrug, schnappte sich den Ball mit glänzenden Augen und zog dann seinen Kapuzenmantel aus. »Da«, sagte er. »Mach ihn mir bloß nicht dreckig.«
    »Keine Angst, ich pass schon auf«, sagte Toni und boxte den Schwarzmanns-Michel in die Seite. Die beiden kannten sich, seit sie krabbeln konnten. Eine Unzahl von Streichen hatten sie schon zusammen ausgeheckt und dafür mehr als eine Tracht Prügel bezogen. »Ich steck dir den Umhang morgen früh in die Holzkiste im Hof, mitsamt dem Korb.«
    »Gut.« Der Rothaarige nickte, dann sah er seinen alten Freund mit sorgenvollem Blick an. »Horch einmal, Toni, hast du dir das auch gut überlegt?«
    Toni schob entschlossen das Kinn vor. »Ich will mit meiner Schwester reden. Seit zwei Wochen ist sie da drin; ich will wissen, wie es ihr geht.«
    »Und wenn sie dich erwischen?«
    »Die erwischen mich nicht!«
    Der Sohn des Wirts schüttelte den Kopf. »Pass bloß auf! Und denk dran, bei Morgengrauen musst du draußen sein. Da sperren sie die Tür für ihren Rundgang auf, und du kannst irgendwie entwischen.« Immer noch kopfschüttelnd ging der Junge davon. »Hund und Sau«, murmelte er, »wenn mein Alter das je herauskriegt, haut er mich windelweich!«

    »Jetzt schnell!« Cornelius war aus dem Schatten getreten, ein aus Papier gefaltetes Tütchen und einen Holzlöffel in der Hand. Er holte den gusseisernen Topf mit dem Hasenklein aus dem Korb, öffnete den Deckel und schüttete ein feines graues Pulver in das süßsaure Fleischgericht. Anschließend rührte er sorgfältig um.
    »Hoffentlich schmecken die das Zeug nicht heraus!«, meinte Toni stirnrunzelnd.
    Cornelius stellte das Gefäß zurück. »Wir haben Glück mit dem Hasenklein. Das Pulver ist leicht süßlich, es passt zum Geschmack. Sie werden nichts merken.« Ernst legte er Antoni dann die Hand auf die Schulter. »Die Wirkung muss allerspätestens nach einer Stunde eintreten. Ich hab die Arznei so dosiert, dass schon die halbe Menge reichen dürfte – für den Fall, dass sie nicht alles aufessen. Aber falls ich mich getäuscht haben

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