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Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Münzer
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Rabea
drosselte das Tempo und sie blickten abwechselnd suchend nach rechts und nach
links. "Hier
ist es, gleich neben der Apotheke. Bancha delle Marche", rief Rabea und
musterte die Umgebung. „Ganz schön unscheinbar, das Ganze.“ Sie wirkte
enttäuscht. Da scheinbar wegen des Schließfaches bereits mehrere Personen
ermordet worden waren und die Angelegenheit damit eine ungeheure Dimension
angenommen hatte, war sie wohl unterbewusst von einer schweizerischen
Bankenburg mit schwerbewaffneten Polizisten vor der gepanzerten Eingangstür
ausgegangen.
    Stattdessen
fanden sie sich vor einer kleinen Provinzbank wieder, die in einem tristen,
mehrstöckigen Gebäude mit abblätterndem Putz untergebracht war, zusammen mit
mehreren Wohnungen und einer Apotheke, die doppelt so groß wie die Bank selbst
war. Auf den Balkonen über der Bank flatterte frisch gewaschene Wäsche.
    "Und
hier sollen die vielleicht gefährlichsten Dokumente der Christenheit
untergebracht sein?", murmelte Rabea ungläubig.
    "Warum
nicht?", erwiderte Lukas. "Ich finde das ganz schön raffiniert von
Bentivoglio. Überleg doch mal. Wer würde hier schon etwas Außergewöhnliches
vermuten? Also, wie machen wir es? Hast du einen Plan?", erkundigte er
sich, wie zu Kinderzeiten bereit, dem Räuberhauptmann Rabea überall hin zu
folgen.
    "Wir
brauchen keinen Plan", antwortete Rabea bestimmt. "Gib mir nur den
Schließfachschlüssel, Lukas. Ich spaziere rein, hole die Sachen und du wartest
so lange im Wagen. Ich möchte wegen dem Haftbefehl nichts riskieren. Nicht,
dass ein übereifriger Beamter deinen Steckbrief verteilt hat und wir dann am
Ende hier bei Provinzbullen festsitzen."
    Auch
wenn es kein richtiger Plan war, Lukas hatte daran nichts auszusetzen. Er zog
den Schlüssel aus seiner Innentasche und übergab ihn Rabea. Die nahm ihn an
sich, schnappte sich ihre große schwarze Krokohandtasche, rief ihm noch ein
kurzes "Ich bin gleich wieder da" zu und war in der Bank
verschwunden. Lukas stieg aus dem Wagen, um sich kurz die Beine zu vertreten,
behielt aber den Eingang genau im Auge.
    Den
weißen Lancia Ypsilon, der kurz darauf gegenüber an der Straße an der kleinen
italienischen Bar hielt, bemerkte er nicht. Der Fahrer stieg aus und verschwand
im Gebäude. Mit einem Glas in der Hand trat er ans Fenster. Auch er behielt den
Eingang der Bank genau im Auge.
     
    Rabea
betrat die Bank durch die Drehtür, die auf halbem Wege einschnappte, so dass
sie nicht sogleich hindurchgehen konnte. Sämtliche Banken in Italien wurden auf
diese Weise gesichert. Die Beamten in der Bank konnten so kontrollieren, wer
hinein wollte und gleichzeitig regulieren, dass nicht zu viele Personen auf
einmal die Bank betraten. Beim Hinausgehen galt das gleiche Prozedere.
    Durch
die Glasscheibe der Drehtüre konnte Rabea beobachten, dass sich nur ein
einziger Kunde im Schalterraum aufhielt. Er stand am Banktresen und wandte ihr
den Rücken zu, während sich ein schläfrig wirkender, rotgesichtiger Beamter um
ihn kümmerte. Die Türe summte kurz, das kleine Lämpchen sprang auf grün und gab
ihr den Weg in die Bank frei.
    Der
Schalterbeamte, plötzlich gar nicht mehr schläfrig, reckte den Kopf an seinem
Kunden vorbei und wurde noch röter.
    Der
Kunde, ein dicklicher Bauer in verblichenen Arbeitshosen, deren Hosenträger
ganze Arbeit leisteten, indem sie ihm dieselbige bis beinahe unter die
Achselhöhlen zogen, drehte sich nun ebenfalls neugierig um und lächelte sie mit
mehr Zahnlücken als Zähnen an. Sichtlich entzückt teilte er die Freude des
Bankbeamten über ihr Erscheinen.
    Rabea
grüßte mit einem höflichen "Buon giorno." Sie zeigte dem Angestellten
kurz ihren Schließfachschlüssel und fragte ihn auf Italienisch, wo sich das
dazugehörige Schließfach befand und ob irgendwelche Formalitäten zu erledigen
wären. Vorsichtshalber hielt sie noch ihren deutschen Ausweis sichtbar in der
Hand bereit.
    "Aber
nein, Signorina. Es sind keinerlei Formalitäten nötig. Ich bitte Sie",
versicherte der Beamte, dessen Namensschild ihn als "Sig. Frollone"
auswies, während sein Blick verstohlen über ihre Beine huschte. Signor Frollone
hatte nicht einen Blick auf ihren Schlüssel oder Pass geworfen. "Wir sind
hier in den Marken, dem sichersten Bundesland in Italien. Alles ehrliche Leute.
Wenn Sie den Schlüssel haben, Signorina, heißt das, dass Sie legitimiert sind.
Ich zeige Ihnen kurz, wo sich der Schließfachraum befindet. Hier entlang bitte,
Signorina." Dienstbeflissen verließ der

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