Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)
Stetten auf der Toilette und der Wagen so für einen
kurzen Moment unbeaufsichtigt gewesen war.
Zunächst hatte er das blutverschmierte Messer in den
unverschlossenen Kofferraum gelegt und ihnen bei der Gelegenheit einen
Satelliten betriebenen Sender verpasst, eines von Trapanos vielen nützlichen
kleinen Spielzeugen. So wusste er zu jeder Zeit, wo er die beiden aufspüren
konnte. Vorausgesetzt, sie wechselten nicht den Wagen, was er für
unwahrscheinlich hielt.
„Und, hast du
eine Route entdeckt?“ , fragte Rabea indessen Lukas.
„Ja, jetzt müsste gleich ein kleines Dorf kommen, Borgo di Elia.
Kurz danach gibt es eine Abzweigung nach links, wir fahren dann in Richtung
Berge, nach Montecarrotto. Ich glaube, es ist sogar eine Abkürzung. Sag,
wolltest du mir vorhin nicht etwas darüber erzählen, warum du damals nach
München gefahren bist? Du erwähntest ein Telefonat, das du zufällig mit
angehört hast?“, erinnerte er sie, froh, dass sie beide endlich darüber
sprechen konnten. Auch ihm lasteten die damaligen Geschehnisse und sein
unverzeihlicher Ausraster seit langem auf der Seele.
„Richtig. Nachdem ich dein Telefonat mit dem Bischof mit angehört
hatte, bin ich nach München, weil ich jemandem zum Reden brauchte und Lucie war
zu der Zeit in Ägypten und kaum zu erreichen. Ich war so verzweifelt, Lukas und
…“ Weiter kam sie nicht. Ihr Handy klingelte.
"Mist,
wer ist das denn jetzt? Mein Telefon steckt im Seitenfach meiner Handtasche.
Gibst du es mir bitte?"
Lukas
zog es hervor. Rabea klappte es auf und drehte das obere Display um 180 Grad,
so dass ein weiteres Display mit Buchstaben im rechten Winkel zum Vorschein kam
und der Apparat nun ein Kreuz ergab. Lukas staunte es an. Rabea warf ihm einen
„Ich-wusste-es-würde-dir-gefallen-Blick-zu“ und meldete sich: "Rosenthal."
„Hallo
Bea. Endlich.“ Es war Lucie. „Wo seid ihr denn, ich habe es schon mehrmals
versucht und mir Sorgen gemacht. Geht es euch beiden gut?“
„Sehr
gut, wir brauchen noch ungefähr eine halbe Stunde. Tut mir leid, dass du uns
nicht erreichen konntest. Wahrscheinlich lag es an den vielen Tunneln im Apennin
zwischen Rom und Pescara. Warte, ich stelle dich auf Lautsprecher, dann kann
Lukas mithören.“
„Hallo, Bruderherz“,
begrüßte ihn Lucie.
„Hallo, Schwesterchen. Du
klingst bedrückt, was ist los?“
„Passt
auf, ich weiß nicht, wie lange ich reden kann. Grassa treibt sich noch hier
herum. Ich habe keine guten Neuigkeiten. Es gibt einen neuen Haftbefehl für
Lukas, aber nicht weil er die Wohnung unerlaubterweise verlassen hat, sondern
wieder wegen Mord.“
„Was
soll der Unsinn? Spinnt der Mann? Lukas kann den Generaloberen nur einmal
umgebracht haben“, ereiferte sich Rabea.
„Nicht
Bentivoglio. Schlimmer. Grassa hat Lukas seit gestern durch einen seiner
Beamten beschatten lassen. Leider hat man genau diesen Beamten mit
durchschnittener Kehle aufgefunden. Grassa glaubt, dass es Lukas war. Sieht
ziemlich böse aus. Ich habe bereits den Mini-Anwalt angerufen. Er ist unterwegs
hierher.“
„Scheiße.“ Das kam von
Rabea. Lukas schwieg geschockt. „O.k., Lucie.“ Rabea holte
tief Luft. „Ruhig Blut. Wir dürfen jetzt nicht die Nerven verlieren, es wird
sich alles aufklären. Wir müssen weitermachen wie gehabt. Wir fahren zur Bank
und holen Bentivoglios Sachen. Sag dem Anwalt und Onkel Heinrich, dass wir
heute Nachmittag zurück sind. Sag ihnen auch, dass Lukas sich dann stellen und
die ganze Angelegenheit aufgeklärt wird. Es wird alles gut. Bis bald, Lucie.“
Rabea legte auf und reichte das Telefon an Lukas weiter, der es in die Tasche
zurücksteckte.
„Ich
glaube, ich weiß, wer den Beamten getötet hat“, überlegte sie laut. „Garantiert
war es dieselbe Type, die mir zur Parkgarage gefolgt ist und den ich vorhin auf
der Autobahn abgehängt habe. Wegen des Haftbefehls brauchst du dir keine Sorgen
zu machen, Lukas, ich bin sowohl dein Alibi als auch dein Zeuge. Aber jetzt bin
ich erst so richtig neugierig, was uns Bentivoglio mit seinem verdammten
Schließfach eingebrockt hat. Schaust du mal, wie ich von hier ab weiter fahren
muss, Lukas?"
"Jetzt
müsste bald eine Brücke und unmittelbar danach Bahnschranken kommen. Dort
müssen wir rechts abbiegen und dann dürften es nur noch ungefähr ein bis zwei
Kilometer bis Angeli di Mergo sein", antwortete er nach einem weiteren
Blick in die Straßenkarte auf seinen Knien.
Kurz darauf passierten sie
das Straßenschild von Angeli di Mergo.
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