Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)
Generaloberen und die alte Lady umgebracht haben.“
„Aber was sollen wir jetzt tun? So können wir es nicht riskieren,
zu der Bank zu fahren“, entgegnete Lukas alarmiert.
„Ganz einfach“,
entgegnete Rabea. „Wir hängen ihn wieder ab.“
„Ach ja, und wie willst du das machen? Falls du es noch nicht
gemerkt hast, der Fiat hat maximal 60 PS unter der Haube und bisher sind wir so
ziemlich das lahmste Auto auf der Autobahn gewesen. So richtig aufs Gas treten
und davonziehen ist damit nicht drin“, machte sie von Stetten auf die
vermeintliche Schwachstelle ihres Planes aufmerksam.
„Keine Bange, du christlicher Autoexperte. Pass auf.“ Rabea
drosselte etwas das Tempo und schaltete in den dritten Gang hinunter. Der
Lastwagen hinter ihr schloss sofort näher auf. Nachdem dieser bemerkte, dass
der Fiat nicht vorhatte, das Tempo zu erhöhen, blinkte er links, um zum
Überholen anzusetzen. Rabea erkannte dies im Rückspiegel und gab unvermittelt
etwas Gas und der Lastwagen musste wieder einscheren. Ihr Verfolger musste sich
unmittelbar hinter dem LKW befinden, da er im Rückspiegel nicht zu sehen war.
Das Spielchen Lastwagen abbremsen, dann wieder Gas geben wiederholte sich noch
zweimal, bis der Fahrer mehrmals wütend hupte. Nach ungefähr fünf Kilometern
kam die Ankündigung einer Ausfahrt. Rabea fuhr mit ungefähr 80
Stundenkilometern parallel zur Ausfahrtspur, den Lastwagen, der den hinteren
Fahrzeugen den Blick auf ihren Fiat versperrte, dicht hinter sich. Der Fahrer
hupte erneut. Rabea sah im Rückspiegel, dass er ihr Zeichen machte, dass er
nicht verstand, warum sie ständig das Tempo wechselte. Schon setzte der Mann
erneut den linken Blinker um ihren kleinen Fiat zu überholen, als Rabea
plötzlich in den 3. Gang zurückschaltete, Gas gab, dass der Motor protestierend
aufheulte, wieder in den 4. Gang hochschaltete und im letzten Moment mit
quietschenden Reifen und gefährlich schlingernd in die Ausfahrt schoss, dabei
den nachfolgenden Wagen, der sich längst ordnungsgemäß in die Ausfahrtspur
eingeordnet hatte, gefährlich schneidend. Ein Blick nach links zeigte ihr, dass
das Verfolgerauto das Manöver nicht rechtzeitig erkannt hatte und nun auf der
Autobahn geradeaus an ihnen vorbeifuhr.
Rabea grinste zufrieden und warf einen Beifall heischenden Blick
auf ihren erblassten Beifahrer.
„Ich muss schon sagen, ich bin beeindruckt. Und das lernt man
alles als Journalistin?“, bemerkte Lukas mit einem gequälten Lächeln und
stemmte sich weiter gegen das Handschuhfach.
„Na ja, wenn man brandheißes Material aufgenommen hat und es
unbedingt über die Grenze schmuggeln muss, dann eignet man sich mit der Zeit
einige Tricks an. Und es hat doch gut geklappt. Wir sind die Type los. Jetzt
mach dich mal nützlich. Da muss eine Italienkarte im Handschuhfach sein. Wir
müssen noch eine Weile auf der Landstraße bleiben und bei Ancona dann auf die
Superstrada Richtung Fabbriano/Rom. Schau mal nach, wo wir jetzt genau sind und
wie die nächste Ausfahrt auf der Autobahn gelautet hätte. Unser Verfolger wird
dort garantiert abfahren, zurückkommen und uns auf genau dieser Straße
abpassen. Wir müssen so schnell wie möglich von dieser Straße herunter, am
besten irgendwo über die kleinen Dörfer in den Hügeln.“
Als Lukas das Handschuhfach öffnete, stockte ihm der Atem: „Was
ist das?"
„Was ist
was?"
„Da liegt eine
Waffe in deinem Handschuhfach. “
„Ach so. Sicher ein Versehen der Redaktion. Aufgrund meiner
oftmals nicht ungefährlichen Aufträge im Ausland steht in meinem Profil, dass
ich immer eine Waffe vor Ort erhalte. Wahrscheinlich hat da jemand in der italienischen
Redaktion etwas übereifrig reagiert und nicht bedacht, dass dies nur für
Krisengebiete gilt“, erklärte Rabea beiläufig, als hätte Lukas nur eine Tüte Drops
entdeckt.
Lukas schüttelte den Kopf, sparte sich aber jede weitere
Bemerkung, sondern zog mit spitzen Fingern die unter der Pistole liegende
Straßenkarte hervor, als könnte er sich durch bloßes Berühren der Waffe die
Finger verbrennen. Während er mit dem Zeigefinger mögliche Strecken nachfuhr,
umklammerte Rabea zufrieden das Lenkrad. Es war einfach gewesen, ihren
Verfolger abzuschütteln. Jetzt musste es schon mit dem Teufel zugehen, wenn er
nochmals ihre Spur aufnahm.
Mit dem Teufel nicht, doch mit Hilfe der ihnen heimlich verpassten
Technik war es relativ einfach.
Gabriel, der Vollstrecker, hatte die Gunst der Stunde genutzt, als
Rabea in der Bar, von
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