Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)
nochmals, kommen Sie auf dem schnellsten Wege hierher
zurück und wir unterhalten uns darüber, wie wir Signorina Lucie zurückbekommen.
Sie haben Recht. Es gehört sehr viel dazu, jemanden aus einem Haus voller
Polizisten zu entführen. Es muss sich hier um absolute Profis gehandelt haben.
Hören Sie, Frau Rosenthal, diese Erkenntnis ist für uns wertvoll, denn es
bedeutet, dass es Signorina Lucie gut geht. Wenn es eine Warnung an ihren
Bruder gewesen wäre, dann hätten sie sie sofort getötet und ihre Leiche hier
liegen gelassen. Dass sie sie mitgenommen haben, zeigt, dass sie etwas wollen.
Das ist der Sinn einer jeden Entführung. Ein Gegengeschäft. Herr von Stetten,
vermute ich richtig, dass Sie etwas haben, was die Entführer unbedingt in ihren
Besitz bringen wollen? Dann bringen Sie es her und lassen Sie uns gemeinsam
Ihre Schwester retten."
Lukas,
der bei der Erwähnung des Wortes "Leiche" laut aufgestöhnt hatte,
quälte sich hoch und nahm Rabea das Telefon aus der Hand. "Commissario,
wir sind unterwegs. Wir sehen uns in ungefähr 2 1/2 Stunden in der
Wohnung." Seine Stimme klang erloschen.
"Warte",
rief Rabea, bevor er auflegen konnte und nahm ihm das Telefon nochmals ab.
"Commissario, ich gebe Ihnen nun eine Adresse. Haben Sie etwas zu
schreiben? Ja?", und erklärte dann: "Ihre Männer werden hier im Haus
die Leiche eines Mannes vorfinden. Er hat versucht, Herrn von Stetten zu
erschießen und um ihn daran zu hindern, war ich gezwungen, ihn mit einem Schürhaken
zu erschlagen. Lucie rief uns noch vor ungefähr zwei Stunden an und informierte
uns darüber, dass einer Ihrer Beamten getötet wurde. Mit Sicherheit hat unser
toter Angreifer hier damit zu tun, er ist mir bereits in Rom aufgefallen. Ich
habe dafür einige unfehlbare Zeugen. Eine Gruppe Nonnen. Es dürfte nicht schwer
sein, diese Frauen ausfindig zu machen. Mehr, wenn wir da sind. Den Schlüssel
zum Haus finden Sie im Pizzaoffen. Und hören Sie, sobald es etwas Neues gibt,
rufen sie uns an. Die Nummer von meinem Handy haben Sie ja jetzt.
Arrivederci."
Die
Genetik des Leidens
Lukas
und Rabea suchten ihre wild verstreute Kleidung zusammen, wobei sie tunlichst
vermieden, sich anzusehen. Schweigend zogen sie sich an, während ihr Gewissen
Sonderschichten einlegte. Ein einziger, qualvoller Gedanke beherrschte sie
beide: Während sie ihrer Lust gefrönt hatten, hatte jemand in Rom Lucie
entführt.
Was
sie jetzt wohl durchmachen musste? grübelte Rabea und kaute
dabei auf der Innenseite ihrer Wange herum. Sie wollte in ihr T-Shirt
schlüpfen, aber es war durch Lukas’ Blut ruiniert. Sie ließ es achtlos fallen
und öffnete ohne zu zögern Isas Kleiderschrank. Isa war etwas größer und lange
nicht so zierlich wie sie, aber Rabea fand eine einfache weiße Bauernbluse,
deren Carmenausschnitt durch Bänder gerafft werden konnte. Ihr Blick fiel auf
ein Jeanshemd, das Isas Mann gehören musste. Sie griff danach. "Hier, zieh
lieber das an, Lukas, dein Hemd ist voller Blutflecken." Als Lukas nicht
reagierte, sondern in sein eigenes, besudeltes Hemd schlüpfte, ging Rabea zu
ihm und berührte ihn sanft am Arm: "Bitte Lukas. Mit unseren verschmierten
Sachen können wir nicht unter die Leute gehen."
Etwas
abrupter als beabsichtigt, entzog er ihr seinen Arm. "Glaubst du, dass ich
mir auch nur im geringsten Sorgen um ein dreckiges Hemd mache? Verdammt,
kapierst du es nicht? Die haben Lucie. Wer weiß, was sie ihr angetan haben? Ich
habe sie gespürt vorhin, während wir im Bett waren. Sie hat nach mir gerufen.
Sie hatte Angst und ich, ich habe mich nicht darum gekümmert, weil ich von
meiner eigenen Geilheit verblendet war. Wir haben uns ja noch nicht einmal an
dem Toten nebenan gestört", schrie Lukas nun gänzlich außer sich. Er hatte
Rabea an den zarten Schultern gepackt und heftig geschüttelt und seine letzten
Worte gingen in einem verzweifelten Stöhnen unter. Dass er sowohl Gott
gelästert, als auch ein vulgäres Wort gebraucht hatte, offenbarten Rabea das
ganze Ausmaß seiner Erschütterung. Wie eine leblose Puppe hing sie in seinen
Armen. Die vor Wut blitzenden
Augen des jungen Mannes trafen jetzt auf ihre ruhige, grüne See. Mit einem Mal
beschämt, weil er seinen Zorn an ihr ausgelassen hatte, ließ er sie los. Aber
die Hitze in ihm hatte sich noch nicht abgekühlt und er schlug mit seiner
rechten Faust mehrmals kräftig gegen die Wand neben dem Bett, so dass sein
blutiger Knöchel an der Stelle einen verschmierten roten Fleck
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