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Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Münzer
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"Scheint ja eine tolle Party zu sein. Bin ich auch
eingeladen?", rief sie laut in die Runde.
    Die
Überraschung hätte nicht größer sein können und entsprach in etwa der Wirkung
einer mittelgroßen Bombe, die mitten in eine Menschenmenge geworfen wurde.
Gleich einem einzigen miteinander verbundenen Organismus, stoben die Anwesenden
auseinander, traten sich dabei schmerzhaft gegenseitig auf die Füße, und
wandten sich der Wohnzimmertür zu. Dabei trugen alle den gleichen
verblüfft-dämlichen Gesichtsausdruck zur Schau. Der Anblick war zum Schreien
komisch. In Lucie machte es Klick und sie konnte gerade noch rechtzeitig den
Hund absetzten: "Mann, ihr solltet euch jetzt sehen", gluckste sie
gekrümmt zwischen zwei unkontrollierten Lachsalven hervor, bemühte, nicht an
Ort und Stelle zusammenzubrechen. Einigen der Anwesenden war deutlich
anzusehen, dass sie sich überlegten, ob sie wohl verrückt geworden war. Dann
kam Bewegung in die Menge und wie auf ein geheimes Kommando hin, stürzten ihr
Vater, Lukas und Rabea gleichzeitig auf sie zu und erdrückten sie beinahe vor
Erleichterung. Lucie musste sich schließlich stöhnend selbst aus ihrer festen
Umklammerung befreien, um vor lauter Liebesbekundungen noch Luft zu bekommen.
Rabea schniefte und heulte ungeniert. Auch Lukas und ihr Vater, die angesichts
der vorangegangenen Ereignisse bereits das Schlimmste befürchtet hatten,
schämten sich ihrer Freudentränen nicht.
    "Oh
mein Gott, Lucie, Kind, dass dir nichts passiert ist", stammelte der alte
von Stetten, noch immer um Fassung ringend und drückte sie erneut an sich. So
außer sich hatte Lucie ihren Vater noch nie erlebt und es rührte sie zutiefst.
    Grassa
verschaffte sich jetzt unhöflich Platz, indem er sich forsch an ihrem Vater
vorbeischob: "Signorina Lucie, ich bin äußerst erleichtert, dich mehr oder
weniger unversehrt", er hielt kurz inne und ließ einen bezeichnenden Blick
von ihren zerschundenen Beinen bis hinauf zu den Pflastern auf Wange und Stirn
gleiten, "wiederzusehen. Ich, das heißt, wir alle hier sind sehr gespannt
auf deinen Bericht. Was genau ist passiert?", kam er ohne Umschweife zur
Sache, entschlossen hier und jetzt mit Lucies Verhör zu beginnen. Solch eine
kurzangebundene und unhöfliche Behandlung war Lucie bisher von dem Commissario
nicht gewohnt. Ihm schien es seine zuvor üppig sprießenden Charmeblüten
inzwischen gründlich verhagelt zu haben.
    Sie
konnte nicht wissen, dass ihr Vater bereits seine Verbindungen hatte spielen
lassen und Grassa vor weniger als einer Stunde ein noch nicht verdautes und
ziemlich einseitiges Telefonat mit einem wütenden italienischen Innenminister
geführt hatte. Dieser hatte Grassa ungespitzt in den Karriereboden gestampft
und baldige Ergebnisse eingefordert, sonst ... Das sonst, konnte sich
Grassa selber denken. Von seinem höchsten Vorgesetzten über das Telefon als
unfähig angebrüllt zu werden, weil er sich eine angesehene Bürgerin
Deutschlands und Gast in diesem Land direkt unter seiner Nase wegentführen
hatte lassen, würde auch dem hartgesottensten Mann die Eier weichkochen.
    Zu
spät besann sich Grassa darauf, seinen Charme anzuknipsen und versuchte ein
Lächeln, was ihm aber völlig missglückte. Er sah einfach nur aus als hätte er
Blähungen.
    An
dieser Stelle jedoch mischte sich Carlotta van Kampen ein. Mit ihrer wuchtigen
Masse teilte sie nun die Gruppe um Lucie wie das rote Meer und drängte alle
schonungslos zur Seite. Sie legte ihren kräftigen Arm um Lucies Schulter,
presste sie an sich, wobei sie sie beinahe erstickte und zog sie dann energisch
zur Wohnzimmertür. Empört schimpfte sie beim Hinausgehen: "Aber, aber,
mein Herr Grassa, welch ein ungehobelter Klotz Sie doch sind. Sehen Sie denn
nicht, dass die Kleine völlig hysterisch ist und erst einmal Ruhe braucht? Was
fällt Ihnen bloß ein, das arme Kind jetzt so zu quälen?", und schon war
sie mit der wehrlosen Lucie im Klammergriff davon gerauscht und in deren
Schlafzimmer verschwunden. Rabea blieb nichts anderes übrig, als den beiden
bedröppelt zu folgen. Grimmig nahm sie sich vor, die Frau schnellstmöglich
loszuwerden und wenn es bedeutete, dass sie sie persönlich aus der Wohnung
hinausschleifen musste. Lucie war vielleicht etwas durcheinander, aber ganz
bestimmt nicht hysterisch. Die olle van Kampen raubte allen mit ihrer steten,
aufdringlichen Präsenz den letzten Nerv. Als Rabea und Lukas heute in die
Wohnung zurückgekehrt waren, war ihnen die kräftige Professorin

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