Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)
wirklich ein Unikum." Ungläubig schüttelte Rabea ihren
Kopf. "Da wirst du entführt, kommst hier total zerschunden an, dein
Gesicht sieht aus wie ein Flickenteppich und alles, was dich interessiert ist,
warum ich einen zufriedenen Eindruck mache. Mensch Lucie, ich bin
überglücklich, dich heil wieder zu haben. Wie soll ich denn da anders
gucken?", versuchte Rabea abzuwiegeln. Ohne Erfolg.
"Genau,
und weil ich solch einen Scheißtag hinter mir habe, habe ich jetzt eine gute
Nachricht dringend nötig. Ich werde solange nicht duschen und vor mich hin
stinken, bis du mir gesagt hast, was mit dir und Lukas los ist."
Rabea
riss die Augen auf. Alle Achtung, dachte sie. Wenn das nicht ein weiterer
Beweis für die gegenseitige Empathie der Zwillinge war.
"Du
brauchst gar nicht so unschuldig mit deinen Augen zu klimpern", grub Lucie
gnadenlos weiter. "Ich höre …"
Zur
gleichen Zeit in der Küche ...
"Ich
höre", wiederholte Simone und musterte seinen Freund unter den enorm
buschigen Augenbrauen heraus. Als Lukas weiter schwieg, knurrte er: "So,
so, etwas Unverzeihliches. Dann lass mich mal raten: Ich sage nur ein Wort mit
fünf Buchstaben: Rabea.“ Leicht abgewandelt fügte er ein Zitat hinzu: „ Schwachheit,
dein Name ist Mann.“
Lukas
schrumpfte sichtlich in sich zusammen: "Du hast Recht, Simone, ich habe
heute völlig den Kopf verloren. Wir wurden im Haus einer Freundin von einem
Mann überfallen, der vielleicht auch meinen Onkel und Bentivoglio getötet hat.
Er hat versucht, mich zu erschießen und Rabea war gezwungen, ihn mit einem
Schürhaken zu erschlagen. Sie hat mir das Leben gerettet und ich habe nur einen
kleinen Streifschuss abbekommen." Verlegen deutete Lukas auf das Pflaster
auf seinem Hinterkopf. „Danach ist es einfach passiert." Seine Stimme war
zum Schluss immer leiser geworden, der letzte Satz ging beinahe gänzlich in
einem Flüstern unter.
Die
Augen zusammengekniffen, musterte ihn sein Freund finster: "Aha, ich
verstehe. Du wagst es also nicht einmal, es laut vor mir auszusprechen. Bei
allen Heiligen“, polterte er unvermittelt los: „Niemand weiß, wie Gott
aussieht, aber glaub mir, ich weiß, dass er sehr große Ohren hat. Nur
keine Scheu, du kannst es ruhig laut aussprechen, ich sehe es dir an, mein
Freund. Ihr beiden seid wie die hungrigen Wölfe übereinander hergefallen."
Wie
eine Schildkröte zog Lukas den Kopf ein, bevor er aus seinem Versteck zwischen
den Schultern heraus erwiderte: "Wenn du Recht hast, hast du
Recht."
Im
Schlafzimmer ...
"Mein
Gott, Lucie, wir waren wie von Sinnen und haben uns gegenseitig die Kleider vom
Leib gerissen."
In
der Küche ...
"Es
war furchtbar, Simone, als ob ich nicht mehr Herr meiner Sinne und Taten
gewesen bin. Ich war wie im Rausch.“
Im
Schlafzimmer ...
"Es
war wunderschön, Lucie, wie früher. Plötzlich war die alte Vertrautheit wieder
da, so als wären wir niemals getrennt gewesen.
In
der Küche ...
"Ich
habe mich benommen wie ein wildes Tier. Ich weiß nicht, wie ich ihr je wieder
in die Augen sehen kann, Simone.
Im
Schlafzimmer ...
"Lukas
war so leidenschaftlich und zärtlich zugleich. Wir konnten gar nicht genug
voneinander kriegen.
In
der Küche ...
"Jetzt
sieh mich nicht so grimmig an, Simone. Ich weiß selbst, dass es nicht richtig
war. Mir ist klar, dass es so nicht weitergehen kann und ich gründlich über
mein weiteres Leben nachdenken muss. Der heutige Tag hat viel verändert. Aber
zuerst muss ich diese unsägliche Geschichte mit Bentivoglio zu Ende bringen.
Ich brauche dazu deine Hilfe, Simone. Bitte lass mich jetzt nicht im Stich.“
Im
Schlafzimmer ...
„Kein
Grund, so ein zufriedenes Gesicht zu machen, Lucie. Der heutige Tag hat nichts
verändert. Lukas und ich haben uns gleich danach wieder gestritten und jetzt
reden wir nur das Allernötigste miteinander.“
„Pah?
Was heißt das schon?“, erwiderte Lucie unbekümmert. „Das macht ihr zwei doch
immer so. Die einen brauchen ihre Zigarette danach, ihr streitet, na und? Auch
wenn ihr euch anschmollt, liebt ihr euch doch, das weiß ich. Sonst würde es
euch beiden nicht so nahegehen. Meine Güte“, Lucie verdrehte die Augen, „was macht
ihr aber auch bloß immer für ein Gedöns. Ihr seid doch erwachsen und keine
Teenager mehr, da muss man doch wissen, was man will und vor allem, wie man es
kriegt.“
„Na
ja, ganz so einfach ist das nicht, glaub mir. Aber es stimmt, ich muss mit
Lukas reden. Zuerst jedoch müssen wir
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