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Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Münzer
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du mit merkwürdig?“, hakte Lukas nach.
    "Das
kann nicht genau sagen, ist nur so ein Gefühl. Vielleicht, weil mir die Zeilen
inhaltlich zu betont harmlos klingen, Typus langweiliges Postkarten-Gefasel: Wie
geht es dir, das Wetter ist gut, etc. Klingt irgendwie, als ob man sich gegenseitig
versichern wollte, dass alles ruhig an der Front ist?“
    "Vielleicht
hast Du Recht. Aber häng dich nicht zu sehr rein. Vielleicht waren die Absender
auch nur extrem schreibfaul ", hielt Lukas dagegen.
    "Kann
sein, trotzdem, glaube ich, dass mehr dahinter steckt. Allerdings habe ich
vorher eine interessante Aufstellung aller existierenden Universitäten Europas
um 1750 entdeckt. Die Liste habe ich im Internet recherchiert, sie stimmt und
deckt sich mit dem wenigen, das ich bereits aus Bentivoglios Aufzeichnungen
gezogen habe. Was ist, wenn ich recht hatte bei meinem Disput mit Simone vorhin?
Dass es eine mögliche Verschwörung gegen die katholische Staatskirche im
auslaufenden 18. Jahrhundert gab? Sagen wir mal, ich bin ein Verschwörer und
ich hätte Mitte des 18. Jahrhunderts vor, etwas enorm Wichtiges möglichst rasch
unter das Volk zu bringen? Wie würde ich am geschicktesten vorgehen? Ich würde
mir tatsächlich ein Beispiel an Luther nehmen! Er hat es bereits mehr als zwei
Jahrhunderte  zuvor erfolgreich vorgemacht, auch wenn er es ursprünglich so nicht
geplant hatte: Es waren seine Studenten in Wittenberg, die Luthers 95 Thesen
vervielfältigten und dann unter die Leute brachten. Die Studenten waren das
sicherste und schnellste Informationsverbreitungssystem der damaligen Zeit,
fast wie ein nicht-elektronischer Vorläufer des heutigen Internet. Ohne sie und
der kurz zuvor erfundenen Drucktechnik Gutenbergs hätte die Reformation
womöglich gar nicht stattgefunden. Aber lass uns später darüber reden, ich habe
hier noch so viel mehr zu sichten." Rabeas Stimme klang aufgeregt, sie
schien ihre augenblickliche Aufgabe sehr zu genießen. "Vielleicht stoße
ich noch auf weitere Anhaltspunkte. Sobald Simone Bentivoglios Aufzeichnungen
aus dem Lateinischen in eine normalsterbliche Sprache übersetzt hat, wissen wir
mehr. Wie geht es denn Lucie? Ist sie schon wach geworden?"
    "Bis
jetzt nicht. Ich habe vorhin nach ihr gesehen.“
    "Prima,
die Arme soll sich richtig ausschlafen, nachdem was sie heute alles
durchgemacht hat. Bei dir auch alles in Ordnung?"
    „Wenn
man davon absieht, dass ich diverser Morde verdächtigt werde ... Im Moment kann
ich mich nicht entscheiden, woran ich zuerst eingehen soll - ob an Langeweile
oder an Unruhe. Was würde ich darum geben, jetzt bei euch zu sein. Was glaubst
du, wie lange braucht ihr noch?", fragte er, wobei er gar nicht erst
versuchte, den sehnsüchtigen Unterton in seiner Stimme zu verbergen.
    "Ich
denke, für das Einscannen werden wir eine weitere Stunde benötigen, weil die
Schriftrolle aufgrund ihrer Größe zu sperrig für den Scanner ist und wir sehr
vorsichtig vorgehen, um das wertvolle Papyri nicht unnötig zu strapazieren.
Wenn alles gespeichert ist, kommen Simone und ich zurück und schlagen uns die restliche
Nacht mit der Übersetzungsarbeit um die Ohren.“
    "Rufst
du mich an, wenn ihr fertig seid? Warte einmal, da ist Lucies Bodyguard. Ich
glaube, es ist dringend. Bleib dran", bat er sie kurz.
    Rabea
hörte ihn im Hintergrund mit jemandem reden, dann kam er zurück an den Apparat:
"Ich muss an die Wohnungstür. Es scheint jemand gekommen zu sein, aber
Grassas Mann will ihn nicht herein lassen. Also, bis später. Melde dich wieder,
Rabea."
    Sie
verabschiedeten sich und Rabea nahm vorsichtig das nächste Dokument in Angriff.
Wie alle Umschläge war er unbeschriftet, doch zu ihrer Verblüffung war sein
Siegel noch intakt. Sie erbrach es ohne Umschweife und zog ein eng
beschriebenes Blatt Papier hervor. Plötzlich wurde sie kreidebleich und ließ es
fallen. "Herrje, verdammt noch mal", schimpfte sie laut.
    Simone
schreckte aus seiner tiefen Versunkenheit auf. "Was ist? Hast du etwas
entdeckt?", fragte er aufgeregt.
    "Viel
schlimmer. Ich habe etwas Wichtiges vergessen. In dem ganzen Tohuwabohu um
Lucies Rückkehr habe ich völlig verschwitzt, Lukas auf die Ankunft eines
Freundes vorzubereiten. Womöglich ist er gerade eben angekommen."
    "Na
und. Was ist daran so schlimm? Kennen sich die beiden?“
    "Na,
ja. Lukas hat ihn erst einmal getroffen, aber das richtig: Er hat ihm die Nase gebrochen",
erklärte Rabea seufzend.
    "Na,
dann hat er ja nichts zu befürchten. Lukas meine ich",

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