Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)
die
dämlichsten Schafe in Gottes Herde. Jetzt wird mir einiges klar. Ich hätte nie
gedacht, dass es ein schlimmeres Gefühl gibt, als dich mit deinem vermeintlichen
Liebhaber im Bett zu erwischen. Ich habe mich geirrt. Es gibt tatsächlich etwas
Schlimmeres: Zu erkennen, dass wir uns völlig umsonst diese fürchterlichen
Wunden zugefügt haben. Für ein Nichts haben wir uns zerfleischt, um uns dann aus
billigem Stolz in das falsche Leben zu retten. Hör mir zu Rabea: In diesem
Telefonat habe ich Onkel Franz gesagt, dass ich nicht in das
Priesterseminar eintreten werde, weil ich dich heiraten wolle. Das war
meine Entscheidung und er hat sie akzeptiert. Zum Kuckuck, Rabea, ich hatte
schon einen Ring besorgt und wollte dich am Abend zu einem romantischen
Picknick entführen. Von deiner Großmutter erfuhr ich, dass du ihr gesagt
hättest, dass du die Nacht nicht nach Hause kommst. Am nächsten Morgen rief ich
Lucie in Ägypten an, wo sie sich gerade aufhielt und sie hatte die Idee, wo ich
dich vielleicht finden könnte. Ich kann es einfach nicht fassen, Rabea. Soviel
Kummer und Leid wegen nichts. Warum bist du nicht zu mir gekommen, bevor du
gefühlsmäßig Amok gelaufen bist? Wir müssen immer miteinander reden Rabea,
versprichst du mir das? Rabea?", rief er, weil es am anderen Ende der
Leitung völlig still blieb.
"Ich
bin da, Lukas", erwiderte Rabea und ihre Stimme klang, als käme sie von
ganz weit weg. "Oh mein Gott, was habe ich uns nur angetan, was habe
ich dir angetan ? All die verlorenen Jahre... Ich habe dem Schicksal ins
Handwerk gepfuscht. Warum bin ich nur so? Warum muss ich immer alles zerstören?
Ich bin ein schlechter Mensch, Lukas, vielleicht ist es gut so, wie es gekommen
ist. Ich habe dich nicht verdient und kann verstehen, wenn du nach dieser Sache
mit Bentivoglio nichts mehr mit mir zu tun haben willst. Ich verschwinde danach
endgültig aus deinem Leben, ich verspreche es. Vielleicht kannst du mir dann
irgendwann verzeihen." Ihre Stimme klang erloschen.
"Ach
Rabea. Und was soll das bitte sehr bringen? Meinst du, uns beiden ginge es dann
besser? Sei ehrlich, nicht nachdem, was heute in der Villa deiner Freundin
geschehen ist. Außerdem, hatten wir das nicht schon längst? Weißt du noch? Liebe
muss niemals um Verzeihung bitten , Preppie ? "
"Ach
Lukas, ich habe deine Absolution nicht verdient. Ich habe unser Leben ruiniert
und unsere Zukunft verhindert", entgegnete Rabea trostlos, sich gegen jede
Art von Vergebung wehrend, weil niemand so schuldig war wie sie.
„Fang
nicht wieder von vorne an und mach` denselben Fehler zweimal. Lass die
Vergangenheit ruhen, Rabea. Denk daran, wir waren nicht nur Liebende, sondern
auch gute Freunde und das wird uns immer verbinden. Konzentrieren wir uns auf
die Gegenwart, die ist aufregend genug. Einverstanden?“, drängte sie Lukas
sanft, aber bestimmt.
"Gut,
aber ganz so einfach ist es nicht“, erwiderte Rabea mit leichtem Zögern und
dachte daran, dass sie noch eine andere große Schuld mit sich herumtrug. Aber
momentan fehlte ihr der Mut für ein weiteres Geständnis, außerdem wurde sie
durch ein Räuspern Simones daran erinnert, dass sie nicht alleine war.
„Hab
Vertrauen, Rabea. Wir werden über alles reden. Zuvor müssen wir uns der Plage
des heutigen Tages stellen. Hast du noch etwas entdeckt?“
„Ja,
einen Brief mit Umschlag, der noch komplett versiegelt war. Offenbar hat er
sein Ziel nie erreicht, oder er wurde nie abgesendet. Das Wappen ist dasselbe,
wie auf der Taschenuhr. Ich habe auch die Schriften verglichen und mir fiel
auf, dass von dem Verfasser auch einige der codierten Zahlenkolonnen stammen
müssen und er ist mit Sicherheit auch der Urheber der mysteriösen
Universitätsliste. Hör zu, der Brief ist in Italienisch:
" Gegrüßt seiest Du Bruder im Geiste Francesco,
wundere
Dich nicht über den Überbringer, einen holländischen Händler. Er ist nicht
wissend und muss entsprechend belohnt werden. Ich schreibe Dir in großer Eile. Ich glaube, man ist uns auf der Spur.
Wenn Du nichts mehr von mir hörst, bitte ich Dich, unser Werk alleine
fortzuführen. Denke daran, was wir uns am Tage des heiligen Ignazio
geschworen haben.
Die Kirche ist nichts ohne den Glauben und die Gläubigen.
Leb wohl, mein Bruder, ich vertraue dir meine Schwester Emilia
an. Wir sehen uns in einem anderen Leben wieder.
Dein
Bruder Emanuele
Rabea
hielt gespannt inne und wartete auf Lukas Reaktion, die nicht kam. Ungeduldig
hakte sie nach: "Also,
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