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Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Münzer
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richtete.
    "Sie?
Müssten Sie nicht eigentlich längst bei den Würmern liegen? Ihr Schädel muss ja
härter als Granit sein", rief sie ungläubig, während sie das große
Heftpflaster musterte, das inzwischen dem Verband gewichen war. "Nicht so
hart wie mein Schwanz, rote Lady", erwiderte der Killer mit einem
unverschämten Grinsen, in dem eine für Rabea unmissverständliche Drohung lag.
"Außerdem braucht es mehr, als einen kleinen Schlag mit dem Schürhaken."
    "Ihr
kennt euch?", fragte Pater Simone mit einem Anflug von Argwohn. Er hatte
sich inzwischen aufgerappelt.
    "Wir
hatten bereits heute Mittag das Vergnügen. Tut mir leid, dass ich Ihnen die
Freude meines vorzeitigen Ablebens versagen muss, Frau Rosenthal. Aber genug
der Konversation. Los jetzt, beide." Mit einer herrischen Bewegung seiner
Waffe scheuchte er sie vor sich her über die Straße. Er drückte einen
vierstelligen Code in die Empfangssäule am Tor und öffnete es. Nun befanden sie
sich inmitten des großen, gekiesten Vorhofes, auf dem hektische Betriebsamkeit
ausgebrochen war. Vor dem hohen Eingangsportal stapelten sich auf den Stufen
der halbrunden Treppe mehrere Holzkisten und immer noch trugen Männer weitere
Kisten heraus. Soeben öffnete sich das Tor erneut und ein unbeschrifteter
schwarzer LKW kam direkt hinter dem weißen Lieferwagen zum Stehen. Dies
bestätigte die Information, die Rabea von ihrem Kollegen aus der Redaktion
erhalten hatte, dass die Villa von einem Makler zum Verkauf angeboten wurde.
Der derzeitige Besitzer der Villa war tatsächlich im Begriff, seine Zelte in
Rom abzubrechen. Aber warum, fragte sich Rabea. Dieses Handeln ergab für sie
keinen Sinn. Der Anführer der Organisation hatte sein Ziel, die Dokumente aus
dem Schließfach Bentivoglios in seinen Besitz zu bringen, bisher nicht
erreicht. Dass er zu diesem Zeitpunkt und nach den vielen Anstrengungen,
inklusive mehrerer Morde, sein Vorhaben einfach aufgeben würde, hielt sie für unwahrscheinlich.
    Niemand
schenkte dem Vollstrecker und seinen beiden Gefangenen besondere Beachtung, als
sie über die kiesbestreute Einfahrt liefen. Jeder der Männer im Hof schien nur
auf seine eigenen Aufgaben konzentriert zu sein. Rabea, die bereits einige
Vorbereitungen für militärische Operationen hautnah miterlebt hatte, fühlte
sich stark an die Präzision vor geplanten Kommandoeinsätzen erinnert. Sie
musterte die Männer im Hof, die den Lieferwagen mit schwarzen Segeltuchtaschen
beluden. Sie zählte insgesamt acht Männer. Was hatten sie vor und wohin waren
sie unterwegs? Dann weckte ein weiterer, mehr als nur beunruhigender Gegenstand
ihre Aufmerksamkeit: Einer der Männer stand eben im Begriff, eine Gasmaske zu
überprüfen. Der Vollstrecker scheuchte sie weiter voran und führte sie an den
aufgestapelten Kisten vorbei durch das Eingangsportal. Rabea versuchte
automatisch, einen Blick auf den Inhalt der Kisten zu erhaschen, jedoch ohne
Erfolg. Sie waren alle zugenagelt und wiesen keinerlei Beschriftung auf. Sie
hatten nur eines gemeinsam: Jemand hatte auf alle ein akkurates schwarzes Kreuz
gemalt. Den angestrengten Mienen der Männer nach mussten die Kisten allesamt
sehr schwer sein. Was enthielten sie? Bücher, Akten, Kunstgegenstände?
    Der
Vollstrecker dirigierte sie in den hinteren Bereich der weitläufigen, über drei
Stockwerke hinaufwachsenden Empfangshalle. Hinter einer üppigen Fächerpalme
halb verborgen, befand sich ein moderner, stahlglänzender Aufzug. Diesen
steuerten sie an. Als sich die Türe mit einem leisen Summen hinter ihnen
geschlossen hatte, ging es, laut Digitalanzeige, zwei Stockwerke lautlos in die
Tiefe. Dann öffnete sich der Aufzug und vor ihnen erstreckte sich ein endlos
langer Gang, dessen Wände aus grob behauenem Fels bestanden. Rechts und links
zweigten labyrinthartig weitere Gänge ab. Dicke Stahltüren waren alle zehn
Meter in die Wände eingelassen. In regelmäßigen Abständen angebrachte
Neonröhren sorgten für eine unnatürlich grelle Beleuchtung und warfen die
Schatten der drei Gestalten grotesk verzerrt auf die Felswand zurück. Allein
das Ende des Ganges lag völlig im Dunkeln. Rabea fühlte einen weiteren, jähen
Anflug von Beklemmung, ähnlich jener heute im Schließfachraum der Bank. Der
Gang roch nach Moder und Angst. Rabea spürte förmlich, dass dort am Ende des
Ganges etwas auf sie lauerte. Neben sich hörte sie Simone schwer atmen. Er
schwitzte wie ein Spanferkel auf dem Grill und starrte mit schreckgeweiteten
Augen ins

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