Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)
Verdrossen verzog Lukas seine
Mundwinkel, sah jedoch ein, dass er Recht hatte. Er beschrieb ihm den Weg zu
der Wohnung und sah ihm dann neugierig zu, wie er einige nützliche Utensilien
aus seiner Reisetasche zu Tage förderte. Sein Zweite-Hilfe-Paket, wie er es
nannte. Dazu gehörte, außer einem Paar schwarzer Lederhandschuhe, eine starke
Halogenstablampe, ein dünnes, aber extrem belastbares Seil und eine genaue
Kopie von Rabeas Taschenmesser mit integriertem Dietrich. Ganz zum Schluss zog
er eine Pistole aus dem Seitenfach der Tasche und steckte sie sich seelenruhig unter
sein schwarzes T-Shirt in den Hosenbund.
Lukas
zuckte zusammen. "Mein Gott. Wie hast du es geschafft, die Waffe durch den
Zoll zu schmuggeln?"
"War
gar nicht nötig. Ich habe einen alten Freund in Rom angerufen und mich kurz
vorher mit ihm getroffen. Er hat sie mir ausgeliehen. Ich gehe nie unbewaffnet
in einen Einsatz“, erklärte Jules lapidar, während er aus seinen braunen
Edelmokassins schlüpfte und sie gegen ein Paar funkelnagelneue, schwarze
Sportschuhe tauschte. "Unglaublich, hier scheint jeder jemanden zu kennen,
der Zugang zu Waffen hat. Erst Rabea und jetzt du", schimpfte Lukas.
"Na,
ja. Das sagt ja wohl der Richtige, wenn ich dich kurz an die heimatliche Lenkwaffen-Produktion
erinnern darf, Herr Universalerbe?", konterte Jules.
Der
Seitenhieb traf. Lukas lenkte sofort ein: "Du hast Recht. Nach allem, was
bisher passiert ist, ist es wohl mehr als vernünftig, dem Gegner mit den
gleichen Mitteln zu begegnen", gab er sich geschlagen und begleitete Jules
bis zur Wohnungstüre. Grassas Mann pflanzte sich in den Türrahmen und beäugte
die beiden misstrauisch, gab aber den Weg frei, als Lukas sich von Jules
verabschiedete und einen Schritt zurück in den Flur trat.
Erneut
begannen für Lukas bange Minuten des Wartens.
Währenddessen
saß der Protektor in einem riesigen unterirdischen Raum, dessen eine Wand von
unzähligen Monitoren beherrscht wurde. Die meisten zeigten leere Räume an,
einige andere die Aktivitäten auf dem Hof. Doch der Protektor interessierte
sich nur für zwei der Monitore, die Bilder aus den Gefangenenzellen übertrugen.
Der männliche Gefangene hatte sich mit dem Rücken gegen die rohe Felswand auf
den Boden gesetzt und hielt die Augen geschlossen, während seine Lippen sich
bewegten. Der Protektor ging davon aus, dass der Jesuit betete.
Verächtlich
verzog er seine Mundwinkel nach unten. Die weibliche Gefangene fingerte in
ihren Haaren herum, während sie ziellos in ihrer Zelle auf und ab lief.
Plötzlich blieb sie stehen und starrte direkt in das winzige Objektiv der
eigentlich so gut wie unsichtbar zwischen zwei grob behauenen Steinen
angebrachten Mini-Kamera in ihrer Zelle. Sie wusste also, dass sie beobachtet
wurde.
Hinter
ihm betrat jemand den Raum. Ohne sich umzudrehen, sprach er den Neuankömmling
an: "Wo hast du die beiden aufgegriffen?"
"Sie
spionierten gegenüber vom Park aus."
Der
Protektor warf einen Blick auf seine teure Platinuhr und schien eine Weile zu
überlegen. "Hm, wir müssen in Erfahrung bringen, wie sie an die Adresse
gekommen sind und ob sie sonst noch etwas wissen. Die Mission heute Nacht darf
auf keinen Fall gefährdet werden. Hatten sie ein Mobiltelefon bei sich?"
"Nein,
keiner von beiden. Ich habe sie gründlich durchsucht."
"Trotzdem.
Lass auf alle Fälle die Stelle, wo du sie im Park gefunden hast, nochmals genau
überprüfen. Ich möchte keine Überraschungen erleben, falls sie vorher jemanden
verständigt haben. Danach bringe sie beide her, aber knebele sie und verbinde
ihnen die Augen. Dunkelheit fördert die Angst.“
Zehn
Minuten später erschien Gabriel und führte die beiden Gefangenen zu zwei
einfachen Holzstühlen. Die Hände hatte er ihnen mit Handschellen nach hinten
gefesselt. Grob packte er sie jeweils an den Schultern und drückte sie auf die
Stühle.
Eine
Weile herrschte absolute Stille. Blind und geknebelt waren die Sinne der
Gefangenen geschärft, sie nahmen jedes noch so kleine Geräusch wahr und konnten
spüren, dass außer dem Vollstrecker noch jemand im Raum war. Dieser Jemand
stand nun auf und ging langsam um sie herum. Mehrere Minuten verstrichen, in
denen sie der Protektor bewusst im Ungewissen ließ, um ihr Gefühl der
Hilflosigkeit zu steigern. So wirkten die beiden Gefangenen beinahe
erleichtert, als sie jemand ansprach, dessen Stimme durch ein spezielles Gerät merklich
verstellt wurde.
"Wen
haben wir denn da? Rapunzel und Bruder Tuck. Mit
Weitere Kostenlose Bücher