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Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Münzer
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geschenkt.
    Sprachlos
starrte Pater Simone das Werkzeug an. "Was soll das heißen, du willst dich
hier etwas umsehen? Du hast doch wohl nichtvor, in die Villa
einzubrechen?", fragte er mit einem Anflug von Panik in der Stimme. Dieser
Tochter Eva traute er mittlerweile alles zu.
    Da
Rabea nicht darauf antwortete, fuhr er hastig fort: "Das wäre doch
Wahnsinn, Rabea. Lass uns zum nächsten Telefon gehen und Grassa
informieren", bat er flehentlich und fühlte einen großen, ständig
wachsenden Luftballon in seinem Magen, der aber den angenehmen Nebeneffekt
hatte, seinen Hunger zu verdrängen.
    "Immer
mit der Ruhe, Simone. Lass uns erst einmal abwarten und einfach nur beobachten.
O.k.?", versuchte Rabea ihn zu beschwichtigen.
    Sie
konnte seine Aufregung förmlich riechen, der dicke Pater transpirierte heftig.
Er fing an, ihr mehr und mehr auf die Nerven zu gehen, ein zaudernder
Hemmschuh, der sie drückte. Rabea verfluchte sich, dass sie dieses eine Mal
nicht darauf geachtet hatte, ob sie verfolgt wurde. Sonst hätte sie Simone viel
früher bemerkt und ihn davon überzeugt, wieder nach Hause zu gehen und die
wichtige Übersetzungsarbeit an den Dokumenten fortzusetzen.
    In
der Zwischenzeit hatten nur zwei Fahrzeuge die Straße, die an der Villa
vorbeiführte, passiert. Nun näherte sich ein weiteres Auto, ein weißer
Lieferwagen, der sein Tempo zu drosseln schien. Rabea reckte hinter dem Busch
sofort den Hals. "Ich glaube, da tut sich etwas", flüsterte sie
Simone zu.
    Tatsächlich
waren im Haus nach und nach mehrere zusätzliche Lichter angegangen, auch der
dunkle, halbrunde Hof vor der Villa, von dem durch das Eisentor nur ein kleines
Stück erkennbar war, wurde jetzt durch zwei Lampen erhellt. Der Lieferwagen
hielt mit laufendem Motor direkt vor dem Tor und beinahe lautlos schwangen die
beiden eisernen Flügel nach innen auf. Der Wagen bog knirschend in die
Kiesauffahrt und das Tor hinter ihm schloss sich sofort wieder. In den wenigen
Sekunden, in denen das offene Tor Rabea und Simone freie Sicht auf die Villa
gewährte, hatten sie vor dem Haus mehrere Männer erkennen können. Allesamt
waren sie schwarz gekleidet und zwei von ihnen trugen trotz der immer noch
drückenden sommerlichen Schwüle, tief ins Gesicht gezogene, schwarze
Wollmützen. Der Anblick sprach für sich.
    Pater
Simone sank ins flache Gras, trocknete sich mit seinem Taschentuch die Stirn
und meinte: "Na, ich glaube, hier hast du deinen Beweis, Mata Hari. Falls
die Herren nicht mitten im August auf einen Herrenkarneval eingeladen sind,
würde ich sagen, diese Spitzbuben führen Böses im Schilde. Können wir bitte jetzt Grassa anrufen?" Seine Stimme schien kurz davor, ins Weinerliche
abzudriften und Rabea bekam beinahe so etwas wie Mitleid mit ihm. Nicht gerade
der Mutigste, der Pater.
    Noch
bevor sie etwas darauf erwidern konnte, blendete sie jäh der helle Strahl einer
Halogenlampe und eine männliche Stimme fragte beinahe amüsiert: "Wen haben
wir denn da?"
    Rabea,
die inständig hoffte, dass es sich nur um einen Parkwächter oder Polizisten
handelte, stürzte sich geistesgegenwärtig auf den neben ihr sitzenden Pater
Simone und küsste den völlig Überrumpelten. Sie wollte damit den Eindruck eines
verliebten Paares vortäuschen, was gleichzeitig ihre Anwesenheit hinter dem
Busch erklären würde. In lauen Sommernächten waren die Parks von Rom voll von
liebestollen Pärchen, die weder Auto noch Wohnung besaßen und keine andere
Bleibe hatten, als Mutter Erde unter freien Himmel. Bei sich bedankte sich
Rabea bei "wem-auch-immer" dafür, dass Jesuiten keine Ordenstracht
trugen. Ihr spontaner Einsatz war jedoch vergebens.
    "Ich
muss schon sagen, Frau Rosenthal. Sie überraschen mich. Sie frönen wirklich
einem ungewöhnlich abwechslungsreichem Liebesleben. Heute Mittag noch mit Herrn
von Stetten und nun hier mit einem anderen Herrn im Park. Oh, la la. Aber es
ist völlig unnötig, dass Sie sich so ins Zeug legen. Wenn Sie nun so freundlich
wären, Ihre Aktivitäten zu unterbrechen und mit mir zu kommen? Es möchte Sie
jemand sprechen."
    Rabea
ließ von dem armen Simone ab, der hörbar nach Luft japste. Wie ein gestrandeter
Käfer blieb er auf dem Rücken liegen. Statt in eine starke Taschenlampe,
blinzelte Rabea nun in die gefährliche Mündung einer Präzisionswaffe. Weit
bedrohlicher wirkte der daran angebrachte Schalldämpfer. Rabea erkannte sofort
die professionelle Killerwaffe und den Mann, der diese mit einem breiten
Lächeln auf sie

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