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Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Münzer
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frischen
Lachses, um Frau von Stettens verwöhnten Liebling endlich herauszulocken. Frau
Gabler, der Knie und Rücken schmerzten, freute sich nun auf eine Rosamunde-Pilcher-Verfilmung
im Fernsehen und eine deftige Brotzeit zu Hause. Sie bewohnte ein kleines
Bedienstetenhäuschen am Rande des Grundstückes.
    Als das Telefon auf dem Empfangstisch im Foyer läutete, schlüpfte
Frau Gabler gerade in ihre graue Strickjacke. Eine Minute später und sie wäre
weg gewesen. Kurz geriet sie in Versuchung, das Telefonläuten zu ignorieren.
Jedoch obsiegte wie immer ihr Pflichtgefühl. Sie seufzte ergeben und nahm den
Hörer ab: „Bei von Stetten.“
    „Frau Gabler, guten
Abend. Hier ist Lucie. Ist mein Vater da?“
    „Guten Abend Fräulein Lucie, schön von Ihnen zu hören. Nein, tut
mir leid. Die Herrschaften sind heute Abend ausgegangen.“
    „Gut, dann versuche ich meinen Vater auf seinem Mobiltelefon zu
erreichen. Auf Wiederhören.“
    Lucie wählte die Nummer und zählte ungeduldig das Läuten mit. Erst
nach dem zehnten Mal meldete sich jemand, jedoch war es erneut die unermüdliche
Frau Gabler. Sie atmete schwer. Lucies Vater hatte das Mobiltelefon auf dem
Sekretär seines Arbeitszimmers im ersten Stock liegen gelassen und Frau Gabler
hatte auf ihren müden, geschwollenen Beinen eine Weile gebraucht, um dorthin zu
gelangen.
    „Wissen Sie denn, wo meine Eltern hingegangen sind, kann man sie
dort erreichen?“, fragte Lucie. Frau Gabler runzelte die Stirn, ihr war der
dringliche Unterton in Lucies Stimme nicht entgangen.
    „Die Herrschaften haben heute Abend eine Einladung von Herrn und
Frau Fink in München zu einem privaten Liederabend. Ist etwas passiert?“,
fragte sie alarmiert.
    „Ja, aber seien Sie mir nicht böse, Frau Gabler, ich habe jetzt
keine Zeit für lange Erklärungen. Ich muss unbedingt sofort meinen Vater
erreichen. Könnten Sie nicht bei der Familie Fink anrufen und ihm Bescheid
geben, dass ich ihn sprechen muss? Er soll mich sofort in der Wohnung in Rom
zurückrufen. Bitte, es ist sehr dringend.“
    „Ja, natürlich, ich kümmere mich gleich darum, seien Sie
unbesorgt“, versicherte ihr Frau Gabler.
    Während Lucie und Rabea in der Wohnung ungeduldig auf den Rückruf
von Lucies Vater warteten, stellten sie erste Mutmaßungen darüber an, wie es
überhaupt zu Lukas Verhaftung kommen konnte. „Also, gehen wir das Ganze logisch
an“, überlegte Rabea. „Was sind die Fakten? Lukas hatte heute Nachmittag eine
Audienz beim Generaloberen Bentivoglio. Dieser ist kurz darauf tot. Selbstverständlich
war der Generalobere noch überaus lebendig, als er ihn verließ. Unser Commissario
geht davon aus, dass Lukas der Letzte war, der ihn lebend gesehen hat und voilà,
schon hat er seinen Hauptverdächtigen.“
    „Aber natürlich war es nicht Lukas, der ihn als Letzter lebend
gesehen hat, sondern sein wahrer Mörder“, ergänzte Lucie eifrig.
    „Ergo“, übernahm wieder Rabea, „wer hat den Generaloberen wirklich
ermordet? Ich denke, das sollte herauszufinden sein, schließlich kann nicht einfach
jedermann in den Vatikan hineinspazieren, wie er möchte. Jeder Besucher muss
bei der Schweizergarde angemeldet sein, wird dort registriert, zusätzlich gibt
es ca. 200 Überwachungskameras rund um die beinahe zwanzig Meter hohen Mauern
des Vatikanstaates. Selbst wenn der Mörder völlig legal hineingekommen ist, muss
er immer noch am Sekretär Bentivoglios vorbei“, folgerte Rabea weiter, da sie
nicht wissen konnte, dass die folgenschwere Begegnung der beiden gar nicht dort
stattgefunden hatte.
    „Du meinst, es ist jemand gewesen, den Bentivoglio kannte? Ich
weiß nicht, Rabea. Wenn es stimmt, was du heute Morgen über seine schwere Krebserkrankung
gesagt hast, dann hätte der Mann doch sowieso nicht mehr lange zu leben gehabt.
Der Mörder hätte nichts anderes tun müssen als dessen natürlichen Tod
abzuwarten, ohne sich eines Kapitalverbrechens schuldig zu machen. Das ergibt
irgendwie keinen richtigen Sinn.“ Lucie schüttelte skeptisch den Kopf, schien
aber eine plötzliche Eingebung zu haben: „Und wenn es Selbstmord war?
Vielleicht hatte Bentivoglio solche schlimmen Schmerzen, dass er es nicht mehr
aushielt? Vielleicht weiß die Polizei bisher nichts über seine Erkrankung und
hat die Spuren am Tatort einfach nur falsch interpretiert?“
    „Das glaube ich nicht“, entgegnete Rabea. „Grassa wirkte seiner
Sache allzu sicher, sonst hätte er Lukas nicht so schnell verhaftet. Mich beschäftigt
viel

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