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Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Münzer
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Beutezug
förmlich wittern. Was auch immer er hier wollte, Rabea blieb auf der Hut. Seine
offensichtlichen Flirtversuche prallten wirkungslos an ihr ab, während sich
Lucie durchaus anfällig zeigte, was ihr einen heftigen Ellbogen-Rempler ihrer
Freundin einbrachte.
    „He, was soll das? Das hat wehgetan“, zischte Lucie auf Deutsch
und rieb sich den Arm.
    „Sollte es auch. Ich weiß, du würdest noch mit einem Stein
flirten, aber das ist ein Polizist, du erinnerst dich? Staatsmacht, der Feind.
Hör also auf, ihm schöne Augen zu machen, solange wir nicht wissen, was er von
Lukas will“, raunzte Rabea leise zurück, während sie dem Commissario, der ihren
kurzen Wortwechsel interessiert verfolgt hatte, eine freche Grimasse schnitt.
    Er revanchierte sich mit einem langen Blick und ließ seine Augen langsam
von ihrem Hals an abwärts bis zu ihren kleinen, nackten Füßen hinunter wandern.
    Rabea revanchierte sich mit gleicher Münze, wobei ihr Blick an
seinen Schuhen hängenblieb: Für einen Mann hatte er erstaunlich kleine Füße,
höchstens Größe 39, die in handgefertigten, extravaganten Maßschuhen aus
feinstem Kalbsleder steckten. Der Commissario versuchte, ihren Blick zu fangen,
aber Rabea wandte sich demonstrativ von ihm ab und dem zweiten Polizisten am
Fenster zu. Wären der wachsame Blick aus den kleinen Schweinsäuglein und das
Schulterhalfter, das sich unter der linken Achselhöhle deutlich unter dem Sakko
abzeichnete, nicht gewesen, würde man nie darauf kommen, welchem Beruf er
nachging. Klein, rundlich, mit rosiger Haut und Stirnglatze vermittelte er in
seinem teuren aber trotzdem schlecht sitzenden Anzug den Eindruck eines
biederen Buchhalters. Im Vergleich zu seinem Vorgesetzen wirkte er so plump und
harmlos wie ein Kürbis. Ansonsten unterbrach er seine Beobachtungsroutine am
Fenster nicht für eine Minute. Rabea hatte in Gedanken für das Polizisten-Duo
sofort die passenden Beinamen parat: „Der Panther und sein Schweinchen Dick.“
Leise flüsternd teilte sie Lucie ihre Betrachtungen mit, worauf beide
kicherten. Dies brachte ihnen einen amüsiert fragenden Blick des „Panthers“ ein,
so dass Rabea gleich ihr Glück versuchte: „Verraten Sie uns den Zweck Ihres
Kommens, Commissario? Vielleicht können wir Ihnen doch weiterhelfen?“ Aber der Commissario
beharrte auf seiner eingangs erwähnten Aussage, dass die Angelegenheit
ausschließlich Pater von Stetten betraf und bat die belle Signorine um
Verständnis.
    Somit war die Ausgangssituation wieder erreicht und Rabea und
Lucie so klug wie vorher, nur dass Rabea von Minute zu Minute misstrauischer
wurde. Der Panther hatte mit einem Man-kann-es-immerhin-versuchen-Blick
eingesehen, dass sein routinemäßiger Charme bei den beiden Damen verschwendet
war. Stattdessen setzte er nun ein Pokerface auf und wippte abwechselnd mit den
kleinen Füßen auf und ab, während er gleichzeitig mit seinen langen Fingern
rhythmisch auf der Sofalehne trommelte. Rabea empfand das Geräusch nach einer
Weile zunehmend enervierend, als ob die Finger direkt auf ihren Nerven
herumtrommeln würden. Sie fragte sich gerade, ob sie nicht das Flirten dem
Trommeln vorziehen sollte, als der Commissario aufstand und im Zimmer
umherwanderte, hier ein Bild im Silberrahmen auf dem Marmorkamin betrachtend,
dort die in Leder gebundenen Buchtitel im wuchtigen Bücherschrank studierend.
Einmal hob er kurz den Deckel von Lucies Flügel an und klimperte geschickt mit
einer Hand eine kleine Melodie. Aha, dachte Rabea, wir haben da einen musikalischen
Panther und ließ ihn weiterhin nicht eine Sekunde aus den Augen.
    Sie folgte ihm auch bis vor die Toilettentür und bezog
demonstrativ solange Stellung, bis er mit seinem Geschäft fertig war. Er sollte
ruhig wissen, wie unwillkommen er hier war. Ihre Schildwache schien ihn zu
ärgern, denn er ließ alle Manieren fahren und rächte sich, in dem er sich
besonders geräuschvoll erleichterte. Das Plätschern war in der ganzen Wohnung
zu hören. Rabea hasste Schnüffler, egal wie gut sie aussahen.
    Dass sie in ihrem Beruf als Journalistin ebenso häufig selbst als
solcher bezeichnet wurde, hatte sie immer kalt gelassen.
    Lucie hatte den beiden Beamten höflich etwas zu trinken angeboten,
aber Rabea hatte sie daran gehindert, da sie ein Geschäft witterte: Kaffee gegen
Informationen. Beide Parteien standen sich jedoch an Sturheit in nichts nach,
so waren Lucie und Rabea ohne Auskünfte geblieben, die Herren ohne Erfrischung und
es herrschte

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