Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Münzer
Vom Netzwerk:
„Jesuitenlehre.“
Darin wird ein Relativismus der Werte verbreitet, der das Recht auf Widerstand
bis hin zum Tyrannenmord nicht ausschließt. Und deren Prinzip des geheimen
Vorbehalts, sprich, in kluger Weise die Wahrheit zur Schadensabwendung oder zum
Schutz eines Geheimnisses zu verschleiern. Geiler Satz. Im Klartext bedeutet er
nämlich nichts anderes als: Der Zweck heiligt die Mittel. Zum Kern meiner
Theorie: Ich bin sicher, dass den Jesuitenorden das gleiche Schicksal wie die
Templer ereilt hat. Er wurde zu mächtig und einflussreich und kannte zu viele
Geheimnisse. Eines davon muss so gefährlich gewesen sein, dass sich die Kirche
in ihrer Existenz bedroht sah. Die Oberen der Jesuiten üben heute nicht weniger
Macht und Einfluss aus als in ihrer Blütezeit Mitte des 18. Jahrhunderts. Nur haben
sie aus den Fehlern ihrer Vergangenheit gelernt und stellen es jetzt schlauer an;
sie agieren in der Stille der Geheimnisse. Und doch habe ich Hinweise entdeckt,
dass der Orden aktiv an der Etablierung einer neuen Weltordnung mitwirkt. Wie
fette schwarze Spinnen hocken sie in ihrem weltweiten Netz und paktieren und
intrigieren mit den Mächtigen, vor allem mit den üblichen Verdächtigen: den Freimaurern
und dem Malteserorden, von denen wiederum viele besondere Schlüsselstellungen in
Politik und Wirtschaft einnehmen. Worauf ich hinaus will: Im Laufe der
Jahrhunderte hat sich der Orden derart viele Feinde geschaffen, dass die Liste
der Verdächtigen wahrscheinlich dicker ist als das Hamburger Telefonbuch.
Grassa ist zwar ein arrogantes Schwein, aber nicht dumm. Er wird bei seinen
Ermittlungen schnell darauf stoßen, mit welch mächtiger Organisation er es hier
wirklich zu tun hat und dann wird er sich vor Verdächtigen und Motiven kaum
noch retten können. Und darin liegt die Chance für Lukas, denn von den
Machenschaften der Oberen des Ordens ist er meilenweit entfernt“, endete Rabea
und irrte damit fatal in ihrer letzten Einschätzung.
    Lucie wirkte einigermaßen perplex: „Meine Herren! Dass die
Jesuiten kein harmloser, Kirchenlieder trällernder Gesangsverein sind, war mir
schon klar, aber bei dir klingt es so, als hätte Lukas bei der Mafia
angeheuert.“
    „Gar kein schlechter Vergleich, Lucie. Tatsächlich sagt man dem Orden
auch diverse Beziehungen zu den streng katholischen Mafiafamilien nach. Aber
lassen wir fürs erste meine Theorie, dass jemand dem dunklen Geheimnis des
Jesuitenordens auf die Schliche gekommen ist, außen vor. Denken wir ebenso
simpel wie unser Commissario und gehen wir die Frage nach dem Motiv
konventionell an: Die häufigsten Ursachen für Mord sind Eifersucht und Habgier,
gefolgt von Rache. Eifersucht scheidet hier wohl aus, bleiben Habgier und
Rache. Wenn wir davon ausgehen, dass sich der Mörder Bentivoglios an ihm rächen
wollte, muss er ihn gekannt haben, denn er hatte dem Anschein nach ohne Weiteres
Zugang zu ihm. Du hast völlig Recht mit dem, was du vorhin gesagt hast: Wenn
dieser ihn also so sehr hasste, dass er ihn tot sehen wollte, warum hat er
nicht einfach darauf gewartet, bis Bentivoglio von alleine starb und dabei auch
noch etwas leidet?“
    „Und wenn es Euthanasie war?“, hielt Lucie dagegen. „Ein Mann der
Kirche darf sich nicht selbst umbringen, weil es eine Todsünde wäre, er nicht
in heiliger Erde begraben werden darf und auf ewig das Paradies verwehrt bekäme,
etc. etc., die ganze christliche Paradiesverweigerungspalette. Darum bittet er
jemanden, der ihm nahesteht, es für ihn zu tun. Dieser Jemand stellt sich
derart ungeschickt an, dass nun alles auf Mord hindeutet“, spekulierte Lucie.
    „Nicht schlecht, Lucie. Aber ich denke eher, wir sollten Grassa
einen kleinen Denkanstoß in Richtung „Beichte“ geben. Vielleicht irre ich mich
auch, aber es ist möglich, dass Bentivoglio innerhalb einer Beichte von einem
Geheimnis erfahren hat und jemand, der absolut keinen Mitwisser gebrauchen
konnte, hat ihn beseitigt.“
    „Aber ist das Beichtgeheimnis für Priester nicht absolut heilig?
Soviel ich weiß, braucht ein Priester nicht einmal einen Kapitalverbrecher
preiszugeben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ausgerechnet das Oberhaupt
der Jesuiten dagegen verstoßen würde“, konterte Lucie.
    „Muss er auch gar nicht. Es genügt, wenn er seinem vermeintlichen
Mörder inständig ins Gewissen geredet hat, sich zu stellen. Der Mörder hat daraufhin
kalte Füße bekommen und Bentivoglio im Affekt als Mitwisser umgebracht“, spann
Rabea weiter, sich wieder

Weitere Kostenlose Bücher