Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Münzer
Vom Netzwerk:
Anschließend waren Lucie und Rabea im berühmten, bereits 1760
eröffneten Café Greco in der Via Condotti gestrandet, wo Lucie einige Bekannte
aus der Model- und Künstlerszene traf. Sie hatten sich stundenlang verquatscht
und waren erst gegen halb acht nach Hause zurückgekehrt. Ohne es zu ahnen,
wären die drei sich beinahe über den Weg gelaufen, da sich die Wohnung
Bentivoglios nicht allzu weit vom Café Greco entfernt befand.
    Als Lukas endlich seinen mit Weißbrot sauber getunkten Teller von
sich schob, schloss er müde die Augen. Rabea ließ ihn einige Minuten in
trügerischer Ruhe schwelgen. Dann kannte sie  jedoch kein Halten mehr. Lucie
wusste, dass sie das Frage- und Antwortspiel getrost ihrer Freundin überlassen
konnte und spitzte erwartungsvoll ihre kleinen, perfekt geformten Ohren.
    „Also Lukas, raus mit der Sprache. Wir wissen spätestens seit
deiner Verhaftung, dass du dich mit dem Generaloberen getroffen hast.
Vermutlich kam die Einladung heute Morgen durch den Boten mit dem ominösen
zweiten Umschlag. Was wollte dein Boss von dir? Was hat er dir erzählt? Hat er
dir einen Auftrag erteilt?“, zielte sie sogleich auf das Wesentliche.
    Unsanft aus seinen Überlegungen gerissen, öffnete Lukas die Augen.
Rabea stellte ihm haargenau die gleichen Fragen wie Commissario Grassa. Bis auf
die letzte Frage, die jede der Verbalattacken des Commissario abgeschlossen
hatte: „Von Stetten, warum haben Sie den Generaloberen der Jesuiten ermordet?“
    Rabea quittierte sein anhaltendes Schweigen mit einem Hochziehen
ihrer feinen, rotgoldenen Augenbrauen. „Komm Lukas, es liegt doch auf der Hand,
dass zwischen deinem Besuch und dem Mord an dem alten Knaben ein Zusammenhang
besteht.“
    Lukas, der keinesfalls vorhatte, Rabea oder Lucie in das tödliche Geheimnis
Bentivoglios einzuweihen, überlegte, wie er sich aus der Schlinge ziehen konnte,
aber er würde wohl nicht darum herumkommen, einige oberflächliche Details preiszugeben.
Er seufzte ergeben. Zunächst erfuhren sie, dass das Gespräch nicht im Vatikan,
sondern auf Bentivoglios Wunsch in seiner privaten Wohnung in der Via Condotti
stattgefunden hatte. Sie hätten sich über Onkel Franz unterhalten, der ihm den
Neffen wärmstens empfohlen habe und ausführlich über die Arbeit an seiner
Dissertation und über seine zukünftigen Pläne gesprochen. Das wäre alles. Rabea
gab sich damit nicht zufrieden: „Soll das heißen, dass es sich hier nur um ein
harmloses Geplauder zwischen dem Generaloberen und einem seiner Pater handelte?
Tut mir leid, Bruder Lukas, aber das nehme ich dir nicht ab. Komm, ich weiß,
dass du müde und erschöpft bist und dass der Tod von Bentivoglio und deine
anschließende Verhaftung ziemlich ungemütlich für dich waren, aber du musst
dich erinnern, Lukas. Denk genau nach. Er muss irgendetwas zu dir gesagt haben,
was dir vielleicht im Moment nicht wichtig erscheint, aber für jemanden anderen
eine immense Bedeutung hat. Bentivoglio ist unmittelbar nach dem Gespräch mit
dir ermordet worden. Das ist kein Zufall.“ An diesem Punkt jedoch griff Lucie
ein, sie spürte Lukas wachsendes Unbehagen. Sie berührte Rabea leicht am Arm
und meinte: „Lass es gut sein. Es war ein harter Tag für Lukas. Morgen“, sie
warf einen kurzen Blick auf ihre Armbanduhr, die kurz nach halb vier Uhr anzeigte
und berichtigte sich, „das heißt, heute, ist auch noch ein Tag. Schauen wir
lieber, dass wir noch ein paar Stunden Schlaf abbekommen, vielleicht sieht die
Angelegenheit bei Tageslicht ganz anders aus. Sie verhaften den wahren Mörder,
oder was weiß ich. Ich bin schrecklich müde.“ Sie gähnte ungeniert und
entblößte dabei ihre wie kleine weiße Perlen aneinandergereihten Zähne. Sie
stand auf und zog Lukas am Arm hoch: „Husch, husch Brüderlein, ab in die Heia.“
Sie schob Lukas, der erleichtert war, Rabeas inquisitorischen Fragen zu entkommen,
in Richtung Bad. Rabea zuckte gleichmütig mit den Schultern: „Du hast Recht,
Lucie, entschuldige. Gehen wir schlafen.“
    Kaum zwanzig Minuten später stand Lukas im Badezimmer über das
Becken gebeugt und hielt sich mit beiden Händen den Bauch. Entweder waren es
die zwei Teller Knoblauchspaghetti oder der verschluckte Schlüssel oder beides
zusammen. Auf jeden Fall wurde er von schmerzhaften Krämpfen geschüttelt. Er
öffnete den Spiegelschrank über dem Waschbecken, der gleichzeitig als
Medizinschrank diente und suchte nach einem Mittel gegen Magenschmerzen.
Fehlanzeige. Außer Aspirin,

Weitere Kostenlose Bücher