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Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Münzer
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wenig Sorgen machen, so einfach ihren Hund
draußen zu vergessen“, entrüstete sich Rabea und griff vorsichtig nach dem
Strasshalsband. Das Tier quietschte jämmerlich und sie zog erschrocken ihre
Hand zurück. Lucie entfuhr ein Entsetzenslaut und starrte auf Rabeas
blutverschmierte Hand. „Schaut euch das an, das arme Tierchen. Sein Hals ist
verletzt. Meint ihr, jemand hat versucht, ihm das glitzernde Halsband zu
stehlen? Vielleicht dachte derjenige, es wäre wertvoll? Komm, du kleiner
Wicht“, tröstete Rabea, deren Herz vor Mitleid schmolz, und nahm die kleine Kreatur
vorsichtig auf den Arm. Für Rabea begann Tierquälerei schon damit, wenn jemand
beim Metzger einkaufte und seinen Hund vor dem Geschäft festband, und ihn so
den köstlichen, aber unerreichbaren Düften von frischer Wurst aussetzte.
    „Komm, jetzt versorgen wir dich erst einmal. Dein Frauchen wecken
wir später auf.“ Rabea erhob sich und nahm den kleinen Vierbeiner mit in die
Wohnung, wo sie das zitternde Tier vorsichtig auf dem Küchentisch absetzte.
Lucie räumte hastig das stehengelassene Geschirr von Lukas nachmitternächtlicher
Orgie weg. Dann standen alle drei um den Tisch gruppiert und Rabea untersuchte
die Verletzung. „Lukas, ich brauche eine Schere, um das Halsband abzuschneiden
und Jod zum Desinfizieren.“ Während dieser davon eilte, um das Gewünschte zu
holen, wandte sich Rabea an ihre Freundin: „Lucie, hast du Verbandsmaterial?
Ich möchte den Hund nach dem Säubern verbinden, damit sie oder er sich nachher
nicht kratzen oder an der Wunde lecken kann. Ja, was bist du denn eigentlich?“
Rabea senkte kurz den Kopf unter den Hundeleib, sah die winzige, zweireihige
Milchleiste mit den rosigen Zitzen und wusste, dass sie ein kleines
Hundemädchen vor sich hatte. Lukas kehrte zurück und reichte ihr eine Schere
und mit einem schuldbewusstem Lächeln eine Flasche Whisky. „Tut mir leid, ich
habe kein Jod im Haus, aber vielleicht tut es Alkohol auch?“
    Rabea grinste: „Man nimmt, was man kriegen kann. Kannst du bitte
die Kleine festhalten, es wird ihr nicht gefallen, wenn ich das Halsband
abschneide.“ Rabea sprach beruhigend auf das mehr vor Angst als vor Schmerz
zitternde Tier ein, während sie es liebevoll am Kopf kraulte. Behutsam näherten
sich ihre Hände dann dem Halsband an der unverletzten Stelle des Halses und
schnitten es vorsichtig durch. Das Tier beobachtete sie schicksalergeben aus riesigen
braunen Augen. Instinktiv wusste es wohl, dass ihm von Rabea keine Gefahr
drohte. Als Rabea etwas Whisky auf einen von Lucie gereichten Wattebausch
träufelte, hob die Hündin interessiert witternd die schwarze Knopfnase, als ob
ihr der Geruch vertraut wäre. Rabea registrierte es und der Gedanke schoss ihr
durch den Kopf, ob die Besitzerin vielleicht ab und an einen über den Durst
trank und heute derart tief ins Glas geguckt hatte, dass sie ihr Hundchen
darüber vergessen hatte. Als Rabea die Wunde mit dem Wattebausch säuberte,
zuckte das Tier kurz zusammen und strampelte mit den kleinen Pfoten auf dem
Tisch. Dann war es vorbei und die Hündin hielt still, während Rabea sie
verband. Lucie und ihr Bruder hatten der kleinen Operation interessiert
zugesehen und Lukas staunte darüber, wie sehr ihn Rabeas Zartheit bei der
Behandlung des Tieres berührte. Er ertappte sich bei dem Gedanken, wie schön es
wäre, sich selbst ihren zarten Fingern zu überlassen.
    „So, meine kleine Tapfere. Jetzt bist du fertig. Bald hört es auf,
weh zu tun. Nun gehen wir rüber und wecken dein böses Frauchen auf“, meinte
Rabea resolut, nahm das Tierchen entschlossen auf den Arm, und bevor Lucie oder
Lukas reagieren konnten, war sie an ihnen vorbeigerauscht und baute sich vor
der Tür gegenüber auf. Auf dem edlen, glänzenden Messingschild unter der
Klingel prangte in schwungvollen, schwarzen Buchstaben:
    Francesca Buonaventura-Angeli -Contessa di Montebello e
Valleverde .
    U nbeeindruckt läutete Rabea Sturm. Dann legte
sie ihr Ohr an die Türe und horchte auf ein Geräusch. Sie spürte, dass die
Hündin, die sich mit den Vorderpfoten auf ihren Arm stützte, alle Muskeln
angespannt hielt. Nochmals drückte Rabea ihren Finger sekundenlang auf die Türglocke.
Lucie und Lukas waren ihr abermals gefolgt und standen dicht hinter ihr. Der
junge Priester reckte sich nun an Rabea vorbei und versuchte durch den Spion
irgendeinen Blick oder eine Bewegung zu erhaschen.
    „Oh mein Gott“, flüsterte Lucie plötzlich und schlug die Hände vor
dem Mund

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