Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)
von
drei riesigen Kristallleuchtern, die im Abstand von circa drei Metern an der
Stuckdecke angebracht waren, hell erleuchtet. Nach dem dämmrigen Flurlicht
überfiel sie die Festbeleuchtung mit voller Wucht. Die Wohnung der Contessa
übertraf die von Lukas und Lucie um einiges an Größe und überall stach einem
zur Schau gestellter Feudalreichtum ins Auge. Dafür roch es ziemlich muffig.
Die Contessa hielt anscheinend nicht viel von Frischluft. Vor den Dreien
erstreckte sich ein verschwenderisch mit einer Reihe von verspielten
Intarsientischchen und vergoldeten Louis-XVI-Stühlen ausgestatteter Flur. Am
gegenüberliegenden Ende prunkte ein gigantischer goldverzierter Spiegel, der
die gesamte Rückwand in Höhe und Breite einnahm und das Licht der
Kristalllüster um ein vielfaches verstärkt zurückwarf. Der Flur diente auch als
Ahnengalerie: An den zartblau getünchten Flurwänden hingen Porträts von
Personen aus den verschiedensten Epochen, die die Eindringlinge arrogant von
oben herab anstarrten - die noble Phalanx der Vorfahren der Contessa. Zwischen
den Bildern gingen auf beiden Seiten mehrere hohe Flügeltüren ab.
„Mann, was für ein Overkill. Schwülstiger als bei der Pompadour.
Wohnt sie hier tatsächlich ganz alleine? Was will sie denn mit so einer
riesigen Wohnung?“, staunte Lucie, die bereits vorwitzig an den diversen
altmodischen Porträts entlang schlenderte.
„Typischer Fall von Statussymbol, würde ich sagen“, erwiderte
Rabea und sah sich suchend nach dem Hündchen um. Sie fand es an einer der
hintersten Türen, wo es emsig am Türblatt scharrte.
„Wenn ich mich richtig erinnere, ist das dort die Tür zu ihrem
Schlafzimmer“, überlegte Lukas laut, was ihm die erstaunten Blicke seiner
beiden Begleiterinnen einbrachte.
„Ich habe die Umbaupläne gesehen. Außerdem hat sie mich einmal
gerufen, weil ihre Heizung angeblich nicht funktionierte“, beeilte sich Lukas
hinzuzufügen.
„Na dann wollen wir mal sehen, wo der Hund hin möchte. Kommt“,
nahm Rabea das Heft in die Hand. Während ihr Lucie bereitwillig folgte, blieb
Lukas im Türrahmen stehen und rührte sich nicht vom Fleck. Er benahm sich wie
jemand, der vorschnell einen Vorschlag gemacht hatte, und nun völlig verdutzt
feststellen musste, wie er prompt von anderen umgesetzt wurde.
Rabea war auf den kleinen, jaulenden Hund konzentriert, so fiel
ihr erst in der Mitte des Korridors auf, dass Lukas ihr nicht folgte. Sie blieb
so abrupt stehen, dass die hinter ihr laufende Lucie ihr voll in die Hacken
trat. Gott sei Dank trugen beide nur ihre Plüschpantoffel, aber Lucie stieß
sich ihr Kinn am Hinterkopf der um einiges kleineren Rabea. „Autsch.“
„Entschuldige“, murmelte Rabea. Sie lief einige Schritte zurück
und rief in gedrosselter Lautstärke: „Was ist denn? Willst du dort hinten etwa
Wurzeln schlagen? Es war deine Idee, nach der alten Dame zu sehen. Wir könnten schon im Bett liegen . Typisch Mann, den Frauen die Arbeit zu
überlassen“, meinte sie an Lucie gewandt. „Auf geht’s Bruder Lukas, es ist zu
spät, um sich jetzt noch zu drücken.“
Über seine Schulter warf Lukas einen letzten, sehnsüchtigen Blick
zurück in seine Wohnung. Seiner Miene war deutlich zu entnehmen, dass er kurz
davor war, seine unüberlegte Entscheidung zu revidieren. Allerdings konnte er
Rabeas zwingender Logik nicht widersprechen und heroisch trat er über die
Türschwelle der Contessa.
Ungeduldig, mit in die Hüfte gestemmten Händen blickte ihm Rabea
entgegen. Während Lukas auf sie zuging, wurde ihm mit einem Mal ihr
aufreizender Aufzug bewusst und verdrängte alles andere in ihm. Er sah ihr
prächtiges gelöstes Haar, das im Licht der Kristalllüster wie ein herrlicher,
rotgoldener Funkenregen aufleuchtete, sah ihre zarte Weiblichkeit, die durch
den mädchenhaften Babydoll rührend betont wurde. Da war es nicht gerade
hilfreich, dass er zusätzlich in den Genuss eines besonderen „Rundum-Services“
kam, frei Haus geliefert von dem riesigen Spiegel am Ende des Ganges, der
ungeniert Rabeas reizende Kehrseite mit ihren entzückend geformten, süßen
Pobacken in den kurzen Shorties preisgab. Ihr Anblick schnürte Lukas die Kehle
ab. Priester hin oder her, er war schließlich immer noch als Mann geboren und
seine physische Beschaffenheit schickte sich an, ihm einen gründlichen Strich
durch die mentale Zwangsjacke zu verpassen. Derjenige Teil seines Körpers, dem
durch sein Keuschheitsgelübde jegliche Aktivitäten untersagt
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