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Die Seelenkriegerin - 3

Die Seelenkriegerin - 3

Titel: Die Seelenkriegerin - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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kannten nichts als Sand und Hitze. Und sie wussten, dass man gegen einen solchen Sturm weder ankämpfen noch vor ihm weglaufen konnte, man konnte sich nur verkriechen, so gut es eben ging, bis dieser Wüstendämon vorbeigezogen war.
    Als die ersten mit Sand beladenen Böen eintrafen, kauerten die Männer hinter ihren Pferden und hatten die weiten Wüstengewänder über die Köpfe der Tiere und über sich selbst gezogen, um sich so weit wie möglich zu schützen. Doch der Wind peitschte mit der Wucht eines Taifuns daher und presste den Sand noch in die kleinste Öffnung; selbst mit dem Stoff vor dem Mund konnte man nicht atmen, ohne dass etwas davon in die Lungen gelangte. Wer genügend Luft bekam, murmelte leise Gebete und beschwor die Götter, den Sturm zu vertreiben. Doch kaum einer erwartete, dass seine Bitte erhört würde. Wenn ein solcher Sturm genau dann über sie hereinbrach, während sie auf Jezalya zuritten, war das ein deutliches Zeichen. Die Götter der Stadt waren ihrer Mission nicht hold. Nur ein schwachsinniges Kind konnte diese Botschaft missverstehen.
    Aber mit dieser Einsicht waren die Götter offenbar noch nicht zufrieden, denn der Sanddämon, der so ungeheuer schnell auf sie zugerast war, hielt nun über ihren zusammengekauerten Gestalten an und zog nicht mehr weiter. Und einige glaubten, im Heulen des Windes Gelächter zu hören.
    Der Geruch der Ikati-Rivalität hing schwer in der Luft und lieferte Colivar eine deutliche Fährte. Die Ausdünstungen von rund zwei Dutzend Männchen hatten sich über eine halbe Meile verbreitet, und er konnte mit seinen Ikati-Sinnen jeden einzelnen Duft so deutlich unterscheiden, als wäre es der Name eines Menschen. Manche erschienen ihm vage vertraut, obwohl die Erinnerung nicht stark genug war, um die Besitzer zu identifizieren. Aber es war durchaus möglich, dass er mit einigen der Ikati, die er jetzt verfolgte, bereits früher geflogen war – und gekämpft hatte. Der Gedanke erregte und verunsicherte ihn zugleich.
    Über allem schwebte der satte süßliche Moschusduft einer Königin im Paarungsflug. Er weckte Erinnerungen, denen er sich eigentlich nicht überlassen wollte, die sich jedoch nicht mehr zurückdrängen ließen. Als er diese Gestalt annahm, hatte er die Schleusen geöffnet und den Schlüssel weggeworfen.
    Es ist den Preis wert , sagte er sich hartnäckig immer wieder. Die Worte waren während des Flugs zu einem Mantra geworden, einer geistigen Droge, um den menschlichen Teil seiner Seele auszuschalten. Die Urtriebe, die sich jetzt in ihm regten, drohten sein menschliches Bewusstsein zu überschwemmen, doch er wehrte sich nicht. Er ließ sie in sich ansteigen, über sich zusammenschlagen, ihn an den Rand des Wahnsinns treiben, weil er wusste, dass es einen Trieb gab, der befriedigt werden musste – auf dessen Befriedigung er jahrhundertelang gewartet hatte –, und dass das auf keine andere Weise geschehen konnte.
    Heute musste er zum Ikata werden.
    Das Sonnenlicht tanzte über seine Schwingen und erzeugte ein so intensives Wohlbehagen, dass es beinahe Schmerzen verursachte. Darauf war er nicht gefasst. Er hatte die ganze Zeit gewusst, dass die Seelenfresser im Sonnenlicht aufblühten, aber er hatte sein Wissen aus dürren menschlichen Worten bezogen, nicht aus persönlicher Erfahrung. Sein eigener Ikata war so lange im Norden gefangen gewesen, dass er vergessen hatte, wie sich die Wärme der tropischen Sonne auf seinen Schwingen anfühlte. Selbst auf dem Höhepunkt des arktischen Sommers, wenn die Sonne niemals unterging, lauerte am Rand des Ikati-Bewusstseins die Angst vor der arktischen Nacht und trübte diese Sonne mit einem Schleier der Angst.
    Aber jetzt! Das Sonnenlicht brannte auf die bunten Segmente von Colivars Schwingen und verlieh ihm Kraft; es wärmte sein Blut und stärkte seinen Herzschlag – und es schärfte seine Sinne, sodass ihn jeder Windhauch erzittern ließ, der über seine Haut strich. Ein Flug im Sonnenschein weckte die Lebensgeister und erzeugte Glücksgefühle, die ein Mensch niemals empfinden konnte. Wären seine Facettenaugen zu Tränen fähig gewesen, er hätte aus reiner Freude geweint. Welche menschliche Leidenschaft konnte sich damit auch nur ansatzweise messen?
    Wie töricht von ihm und den anderen, die ganze Welt nach den Ikati abzusuchen! Natürlich würden die Wesen letztlich an einen Ort wie diesen kommen, um sich von der herrlichen Sonne bescheinen zu lassen! Warum hatte Colivar das nicht schon von Anfang an

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