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Die Seelenkriegerin - 3

Die Seelenkriegerin - 3

Titel: Die Seelenkriegerin - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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dich lediglich, dass das die richtige Stelle ist , ermahnte sie sich. Nichts sonst. Du überzeugst dich, dass es ist, was es zu sein scheint, und dann kehrst du nach Hause zurück und überlegst dir, wie du weiter vorgehst.
    Langsam tastete sie sich vorwärts. Irgendetwas brachte die Luft zum Flimmern, doch das konnte sie nur mit ihrem inneren Auge, nicht aber mit ihren Zauberkräften erkennen. Es war eine groteske Erscheinung, und sie wusste sie nicht zu deuten.
    Mein Körper ist in Sicherheit , beruhigte sie sich. Ein einziger Gedanke genügt, um mich zu ihm zurückzubringen. Ein zweiter Gedanke würde jede Spur durchtrennen, über die mir ein Feind nach Hause folgen könnte. Hier kann mir also nichts geschehen.
    Und dann kam sie an die Stelle, wo die seltsame Wirkung einsetzte. Sie wappnete sich für einen Widerstand an der Grenze, doch da war nichts. Für einen kurzen Moment drohte der Wunsch, in ihren Körper zurückzukehren, übermächtig zu werden, aber sie verdrängte ihn aus ihrem Bewusstsein. Nun zahlte sich die geistige Disziplin, die sie sich bei Aethanus durch jahrelange Übung angeeignet hatte, endlich aus; die Macht, die diesen Ort bewachte, löste den Würgegriff um ihren Geist, und sie konnte weiter vordringen.
    Und dann war sie durch.
    Die Landschaft war vom Aussehen her in keiner Weise ungewöhnlich, aber etwas daran machte sie beklommen. Hier war nichts, wie es sein sollte. Sie selbst gehörte nicht hierher. Die Erkenntnis entsprang nicht ihrem Verstand, sondern ihrem Instinkt, einem Wissen, das plötzlich aus dem Zentrum ihres Seins aufwallte, dem Wunsch, zur eigenen Sicherheit kehrtzumachen und zu fliehen. Doch derselbe Instinkt drängte sie, ihren Weg fortzusetzen und diesen Ort in Besitz zu nehmen. Wenn ein anderes Wesen glaubte, ein Recht auf dieses Gebiet zu haben, dann sollte es mit Kamala darum kämpfen. Sie würde das Revier für sich beanspruchen und seiner Resonanz ihren Stempel aufdrücken. Dann würden alle anderen den schrecklichen Trommelschlag im Gehirn spüren, der alles vernünftige Denken ausschaltete und jedem deutlich machte, dass sie hier die Herrin war. Wer sollte danach noch wagen, sich ihr zu widersetzen?
    Ruhig, Kamala. Ganz ruhig.
    Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf die physikalische Umgebung, um zu innerer Gelassenheit zurückzufinden. Bisher hatte sie bei der Suche nur ihr Sehvermögen eingesetzt, doch nun beschwor sie eine ganze Batterie von magischen Sinnen zur Ergänzung. Ein süßlicher Moschusduft strich an ihr vorüber, fremd und vertraut zugleich; sie fühlte sich so heftig angewidert, dass sie unwillkürlich zurückwich. Dann drehte sich der Wind ein wenig, und sie fing einen anderen Geruch auf, der von Südwesten kam. Verwesung. Tod. Dort lag ein Leichnam, der Stück für Stück von Fäulnis und Aasfressern aufgezehrt wurde. Doch aus dieser Richtung kam noch etwas. In die Botschaft des Verfalls mischte sich ein feiner Unterton, den sie nicht einordnen konnte. Misstrauisch und ständig auf eine Bedrohung von irgendwoher gefasst, wandte sie sich dorthin. Dabei wiederholte sie immer wieder wie eine Beschwörung: Ich kann jederzeit nach Hause zurückkehren.
    Hätte sie ein Herz gehabt, es hätte ihr sicherlich bis zum Hals geklopft.
    Sie glitt über einen steilen Grat und ließ sich auf der anderen Seite in ein felsiges Tal hinabsinken. Der Geruch wurde stärker, aber nicht in der Art natürlicher Düfte. Eher wie eine Erinnerung an einen Duft, die nicht nur durch die Luft getragen wurde, sondern fest mit der Landschaft verbunden war. Gleich darauf begriff sie, was daran so seltsam war … und ein Schauer durchlief ihren Geist.
    Der Geruch war gar nicht wirklich vorhanden.
    Seit sie denken konnte, war sie fähig gewesen, übernatürliche Kräfte wahrzunehmen. Die Morati nannten diese Gabe das Zweite Gesicht oder das innere Auge, denn sie machte sich im Allgemeinen nur im Bereich des Sehens bemerkbar. Vor ihrem inneren Auge hatte die Macht von Aethanus’ magischen Reparaturen in der Ecke seines Hauses geleuchtet, und während des Unterrichts hatten seine Zauberkräfte sie umschwirrt wie ein Glühwürmchenschwarm. Doch die Gabe war nicht auf das Sehen beschränkt, und manchmal zeigte sie sich auch auf andere Weise.
    Wie zum Beispiel jetzt.
    Was sie hier roch, war Macht … und ihr Untergang. Irgendeine Kreatur war hier eines so gewaltsamen Todes gestorben, dass ihre spirituelle Essenz über die gesamte Landschaft verspritzt war. Was sie witterte und was ihr

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