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die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

Titel: die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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wenn ich ihr sage, dass sie sich wegen ihrer Schwangerschaft evakuieren lassen muss.”
    Rhia nickte. „Man wird sie nach Tiros schleifen müssen.” Ernst erklärte Lycas: „Es wird sie zerfressen, nicht kämpfen zu können. Ich weiß, wie sie sich fühlt. Wir werden jahrelang für einen solchen Ausgenblick ausgebildet. Wir leben dafür, so schrecklich das auch klingt.”
    „Es ist nicht schrecklich”, erwiderte Alanka. „Ihr verteidigt euer Volk, euer Land.”
    Die Zwillinge tauschten einen düsteren Blick, und Rhia wusste, dass es nicht die Verteidigung ihrer Freiheit war, die ihr Blut zum Brodeln brachte. Sie waren Bärenmarder, geboren, um zu töten. Ihre Hände mussten sich schon danach sehnen, sich um den Hals eines Nachfahren zu schließen.
    Um den Zauber zu brechen, den der Krieg auf sie gelegt hatte, stieß Rhia Alanka gegen den Arm. „Wie schmeckt dir das Bier?”
    „Schmeckt besser als Meloxa.” Alanka rülpste, sehr zur Belustigung ihrer Brüder. „Aber man braucht doppelt so viel, um halb so betrunken zu werden.”
    „Es gibt Wege, schneller zu trinken”, sagte Nilo, „altehrwürdige Methoden, von Generation zu Generation weitergereicht, von älteren Brüdern an jüngere Schwestern.”
    Sie redeten und tranken noch, lange nachdem die Sterne aufgegangen waren. Rhia verbannte die Gedanken an Tod, Gefahr und Betrug. Für diese eine Sommernacht genoss sie es, jung und lebendig und bei der Familie zu sein, die sie hebte.

35. KAPITEL
    A m frühen Nachmittag des nächsten Tages berief Galen ein Ratstreffen ein. Als Rhia, Tereus und Alanka in der langen Stadthalle am Flussufer ankamen, sah es aus, als wäre das ganze Dorf – alle dreitausend Einwohner – dort erschienen. Die meisten drängten sich draußen, nur eine Person aus jedem Haushalt konnte am Treffen teilnehmen. Diese Regelung sorgte dafür, dass alle Bewohner von jemandem, der selbst dabei gewesen war, über die Vorgänge informiert wurden.
    „Geht ihr hinein”, sagte Tereus zu ihnen. „Euer Anteil an allem ist größer als meiner.”
    Alanka runzelte die Stirn und stimmte zu. Rhia sorgte sich, dass man bei diesem Treffen verächtlich über Razvin sprechen würde. Aufmunternd drückte sie die Hand ihrer Freundin und führte sie durch die Menge auf die Mitte des stickigen Raumes zu, wo sich ein langer Holztisch befand.
    „Wenn sie dich vor sich sehen, erwähnen sie deinen Vater vielleicht nicht.”
    „Ich kann ihnen nicht vorwerfen, dass sie wütend sind. Ich bin es ja auch.” Alanka fuhr sich mit der Hand über die Stirn. „Hier sind so viele Menschen an einem Ort.”
    „Du bist nicht daran gewöhnt.” Rhia merkte, dass auch sie es nicht mehr war. Nach der Ruhe in Kalindos drohte die Hektik in Asermos sie zu ersticken. Aber hier würde sie bleiben, auch wenn sie sich fühlte, als hätte sie einen Teil von sich selbst im Wald zurückgelassen, einen Teil, der fest im Kiefer eines gewissen Wolfes steckte.
    Rhia und Alanka fanden Plätze nahe am Tisch, gerade als Galen und die zehn anderen Mitglieder des Dorfrates eintraten und Platz nahmen. Der Falke wartete einige Augenblicke, bis die Menge sich beruhigt hatte. Dann stellte er sich neben seinen Stuhl in der Mitte der Tafel. Im Raum herrschte Schweigen.
    „Inzwischen”, sagte er, „haben die meisten von euch eine Vorstellung davon, warum ich eine Versammlung des ganzen Dorfes einberufen habe. In Asermos verbreiten sich Gerüchte schnell.”
    Ein Mann in der vorderen Reihe stand auf. „Galen, greifen die Nachfahren an oder nicht?”
    Galen atmete tief ein. „Wir haben guten Grund, das anzunehmen.”
    In der Halle entbrannte sofort eine heftige Diskussion, als die Kunde auch zu den Menschen draußen vordrang. Galen gab ihnen die Gelegenheit, die Neuigkeiten zu verarbeiten, und hob dann eine Hand, um um Stille zu ersuchen.
    „Wir haben in den Süden und auch in den Westen zusätzliche Späher, Fledermäuse und Wiesel ausgeschickt, um das Voranschreiten der Truppen der Nachfahren zu beobachten. Wir wissen noch nicht, wann der Uberfall stattfinden wird. Es kann noch Tage dauern, Wochen oder Monate, aber wir müssen uns vorbereiten. Ich habe das Dorf Tiros gebeten, alle Asermonier aufzunehmen, die sich in Sicherheit bringen wollen. Jene, die gehen oder ihre Kinder fortschicken wollen, sollten sich darauf vorbereiten, das sofort zu tun.”
    Galen deutete auf einen großen, breit gebauten Mann, der an der Wand neben dem Tisch lehnte. „Torin möchte, dass alle Bären sich sofort

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