die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin
du zwei Dinge weißt.”
Gespannt hielt sie den Atem an.
„Ich hebe dich”, sagte er.
Ein Lächeln breitete sich über ihrem Gesicht aus und verschwand wieder. „Was ist das andere?”
„Ich denke, wir sollten frei sein, während du fort bist.” „Frei für was?”
„Um herauszufinden, ob das, was wir haben, echt ist. Wenn du zurückkommst, bist du Krähe, und ich ... ich habe vielleicht akzeptiert, was ich bin. Bis dahin glaube ich nicht, dass wir einander etwas versprechen sollten. Wenn du jemanden kennenlernst ...”, er wandte den Blick ab, „... oder wenn ich jemanden kennenlerne ...”
In Rhias Gedanken blitzte Torynnas Gesicht neben dem von einem Dutzend anderen Mädchen auf. „Hast du?”
Etwas zu schnell schüttelte er den Kopf. „Du weißt, dass ich nur dich liebe.”
„Woher soll ich das wissen? Wenn ich zu dir nach Hause komme, bist du niemals da. Wie kann ich wissen, was du fühlst oder wer du bist, wenn du den ganzen Winter über so tust, als gäbe es dich nicht?”
„Ich bin immer noch ich. Du kennst mich.”
„Nicht mehr.”
„Dann war es richtig, zu sagen, dass wir frei sein sollten.” Rhia fühlte sich bevormundet. „Ich streite nicht mit dir.” „Das dachte ich auch nicht.”
„Wie könnte ich, wenn du wartest, bis ich zur wichtigsten Reise meines Lebens aufbreche? Hast du erwartet, dass ich alle anderen Bedenken, die ich heute habe, zurückstelle und dich anflehe, dich an mich zu binden?”
„Es tut mir leid. Ich bin ein Feigling gewesen – was dich angeht und was mein Dasein als Spinne betrifft.” Areas hielt inne, und sie hoffte, er wartete nicht darauf, dass sie ihm widersprach. „Ich wünschte, die Dinge wären einfacher, Rhia.”
Sie spürte nichts von der kalten Angst, die sie bei ihrem p>letzten Streit überkommen hatte. Jetzt blieb nur noch Resignation. In ihren Gedanken war ihre Liebe tödlich verwundet worden, als er Monate zuvor ihr Haus verlassen hatte. Dass sie jetzt endgültig am Ende war, war für sie gleichzeitig traurig und erleichternd.
„Was ist mit uns geschehen?”, fragte sie.
„Ich weiß es nicht.” Er trat vor und berührte ihre Wange. „Aber etwas sagt mir, dass das noch nicht das Ende war.”
„Das will ich auch nicht.” Sie schlang ihm die Arme um die Taille. Er küsste sie auf den Kopf und erwiderte ihre Umar-mung.
Rhia löste sich als Erste. „Das hier nehme ich mit.” Sie zeigte ihm den weißen Stein, den er ihr gegeben hatte.
„Den wirst du brauchen.” Er fuhr ihr durchs Haar, dessen Locken jetzt schon bis auf ihre Schultern reichten. „Pass auf dich auf.”
„Krähe wird auf mich aufpassen.”
„Sonst bekommt er es mit mir zu tun.”
Als sie die Laube verließen, betrachteten Rhias Brüder sie mit zusammengekniffenen Augen, wahrscheinlich um abzuschätzen, wie sehr sie litt, und danach beurteilen zu können, wie weh sie Areas tun mussten. Sie lächelte die beiden an und hoffte, es würde sie wenigstens für den Augenblick friedlich stimmen.
Galen bedeutete Rhia, zu ihm zu kommen. Sie stellte sich hinter ihn und wartete, während die Menge – Tereus voran, ihre Brüder dicht dahinter und der Rest der Dorfbewohner wiederum dicht hinter ihnen – an ihnen vorbeizog. Galen und Rhia folgten ihnen auf ihrem Weg in den Wald.
Rhia warf einen letzten langen Blick auf die Felder, die zur Farm ihrer Familie gehörten. Sie konnte fast sehen, wie die Gestalt ihrer Mutter sich beugte, um Kräuter und Blüten zu pflücken, die ihre Patienten beruhigen und heilen sollten.
Als sie die Stelle erreichten, an denen ihre Farm an die p>dunklen Wälder stieß, teilte sich die Menge, um Galen und Rhia durch ihre Mitte treten zu lassen. Auf ihrem Weg streckten die Dorfbewohner die Hände nach Rhia aus, um ihre Kleider zu berühren. Sie behielt die Fassung und versuchte, nicht vor den vielen Händen, die Kontakt mit etwas suchten, das bald heilig sein würde, zurückzuschrecken. Ein Kind griff nach ihrem Rock und hielt Rhia auf, bis seine Mutter seine Faust gelöst hatte, damit Rhia weitergehen konnte.
Ihr war ein letzter Abschied mit jedem ihrer Familienmitglieder gestattet. Nilo und Lycas umarmten sie gemeinsam.
„Ärgere die Hunde nicht”, ermahnte sie Lycas.
„Aber dadurch werden sie angriffslustiger”, erwiderte er. Sie ignorierte ihn und küsste jeden noch einmal auf die Wange. Endlich drehte sie sich auch zu ihrem Vater um. „Denk an das, worüber wir geredet haben.”
„Kochendes Wasser tötet die Hefe und sorgt
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