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die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

Titel: die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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seines Vaters beugt?”, wollte sie wissen. „Habt Ihr es ihm leicht gemacht?”
    „Es muss nicht leicht sein. Es muss nur getan werden.”
    „Dann lasst ihn.”
    „Er ist ein Mann, kein Junge. Ich ,lasse’ ihn überhaupt nichts mehr tun.”
    „Ihr seid sein Vater. Er sehnt sich nach Eurer Anerkennung, und das wird er immer tun, weil er Euch respektiert und liebt. Sagt ihm, Ihr wisst, dass er Spinne ist und dass Ihr ihn so akzeptiert. Nur dann wird er sich selbst akzeptieren können.”
    Galens geduldige Miene linderte ihre Sorge. „Ich weiß, was ich tun muss, Rhia. Gib mir Zeit, menschlich zu sein.”
    Sie widmete sich wieder ihrer Mahlzeit, weil Galen sie zurechtgewiesen hatte. Dennoch bereute sie ihre Worte nicht. Ob sie und Areas ihre Liebe je erneuerten oder nicht, sie wollte, dass er glücklich war. Sie erinnerte sich an ihren letzten Blick auf ihn durch die Bäume hindurch, daran, wie leer und verloren er ausgesehen hatte.
    „Was, glaubt Ihr, bin ich”, fragte sie Galen, „wenn nicht Krähe?”
    Ein kurzes Lächeln umspielte seine Lippen, als wäre es ihm unangenehm, seine Mutmaßungen zu teilen. „Die Krähe ist weise, was den Tod betrifft, und versteht Richtig und Falsch und kann unwahrscheinlich gut Probleme lösen.” Seine Stimme wurde zu einem Flüstern. „Aber Rabe ist, was alle Dinge betrifft, weise. Sie bewegt sich in allem, sieht durch Zeit und Raum.”
    Rhia sträubten sich die Nackenhaare. Rabe, nicht irgendein anderer Geist, sondern der Geist über allen anderen. Die Mutter der Schöpfung. „Aber Rabe hat noch nie ...”
    „Nie seine Gabe einem Menschen verliehen, nicht solange sich irgendjemand erinnern kann. Die Gabe des Raben würde den einen mächtiger als alle anderen machen und die Balance zwischen den Menschen ins Schwanken bringen. Wir leben harmonisch miteinander, weil wir verschieden sind und als Ganzes doch gleich. Aber manche sagen, in außergewöhnlichen Zeiten, wenn das Uberleben unseres Volkes auf dem Spiel steht, schenkt Rabe ihre Gabe einem jungen Menschen, der überallhin gehen und jede Zeit bewohnen kann, um uns alle zu retten.”
    Der Wald schien kälter zu werden. „Und Ihr dachtet ...” Sie wagte kaum, es auszusprechen. „Ihr dachtet, ich könnte es sein?”
    „Es ist die Art, wie du manchmal sprichst, als besäßest du viel mehr Weisheit, als es deinem Alter entspricht. Darüber habe ich mich gewundert.”
    „Falken sind auch weiser, als es ihrem Alter zukommt.” Rhia hoffte, sie klang nicht zu unterwürfig. „Warum glaubtet Ihr nicht, ich könnte Falke sein?”
    „Deine Gaben waren schon offensichtlich, als du als Kind den Tieren ihren Tod vorhergesagt hast. Man sagt, Krähe wählt oft jene, die schon früh im Leben dem Tod gegenüberstehen und ihn bezwingen. Wie dich.”
    „Ich habe Krähe zum ersten Mal gehört, als ich krank war.” „Vielleicht hat dich zur gleichen Zeit auch Rabe mit ihren Flügeln gestreift, ehe sie dich ihrem liebsten Sohn überlassen hat.”
    Rhia saß da wie erstarrt. In ihr brannten so viele Fragen, die sich gegenseitig überschlugen, als erste gestellt zu werden.
    „Ehe wir uns erneut auf den Weg machen ...” Galen fasste in seinen Sack und reichte ihr einen kleinen Beutel.
    Sie zog an den Kordeln des Beutels, um ihn zu öffnen, und ihr lief das Wasser im Mund zusammen. Verschiedene getrocknete Früchte – Birnen, Äpfel und Trauben – fielen in ihre Hand wie Juwelen. Sie schenkte dem Falken ein strahlendes Lächeln der Dankbarkeit. Falls sein Geschenk nur dazu diente, sie zum Schweigen zu bringen, so hatte es funktioniert.
    Während sie kaute, dachte sie über das nach, was Galen von Rabe gesagt hatte. Nur ein paar Minuten zuvor hatte sie die Frechheit besessen, ihm zu sagen, wie er mit seinem eigenen Sohn umzugehen hatte. Jetzt verstand sie, wie viel Erfahrung und Weisheit Galen in sich trug, und erinnerte sich an die p>Ehrfurcht, die sie in jungen Jahren vor ihm gehabt hatte. Seine Nachsicht über ihre vorlaut ausgeplauderte Meinung zeigte eine Geduld und Selbstkontrolle, die sie selbst noch erlernen musste. Eines Tages würde sie zweifellos trauernden Familienmitgliedern gegenüberstehen, die ihre Fähigkeit, ihren Angehörigen beizustehen, infrage stellten. Selbst ihre Mutter war jenen begegnet, die glaubten, mehr über das Heilen zu wissen als sie selbst.
    Als Rhia fertig gegessen hatte, stand Galen, ohne ein Wort zu sagen, auf, warf sich den Sack über die Schulter und ging weiter auf dem Pfad tief in den Wald

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