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Die Seelenzauberin - 2

Die Seelenzauberin - 2

Titel: Die Seelenzauberin - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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unverändert, dennoch sträubten sich Colivar die Nackenhaare, als er ihn betrat. Was immer ihn schon vor den Mauern des Palastes beunruhigt hatte, hier drin war es nicht weniger stark.
    Dann trat Siderea ein. Sie war schön wie eh und je, dennoch bemerkte sein geschultes Auge gewisse Veränderungen. An die Stelle der trägen Liebenswürdigkeit war eine neue Kälte getreten. Das überraschte ihn nicht allzu sehr. Er war schon dadurch vorgewarnt, dass sie ihn hatte warten lassen.
    »Colivar.« Sie zog eine Augenbraue hoch und musterte ihn wie ein unbekanntes Insekt. Dann forderte sie ihn mit ausgestreckter Hand auf, ihr seine Ehrerbietung zu beweisen. »Lange nicht gesehen.«
    Er ging auf sie zu, ergriff die Hand und hob sie kurz an die Lippen. Von ihren Fingerspitzen ging ein seltsamer Duft aus, warm und verführerisch, mit einem leichten Hauch von Moschus, der seltsam vertraut anmutete. Ein weiteres Steinchen in diesem Mosaik.
    »Und was verschafft mir die Ehre?«, fragte sie und entzog ihm ihre Hand.
    Er verbarg tunlichst sein Unbehagen und fragte gewohnt unbeschwert: »Darf dich ein einfacher Magister nicht mehr besuchen?«
    Ein flüchtiges Lächeln kam und ging, doch ihr Blick blieb kalt. »Komm schon, Colivar. Bescheidenheit war noch nie deine Stärke.«
    »So viel Schönheit kann selbst einen Magister Bescheidenheit lehren.«
    »Schönheit vergeht. Und dagegen sind letztlich sogar die Magister machtlos. Jedenfalls behaupten das einige von ihnen. Ist es wahr?«
    Er seufzte unhörbar. »Ich wünschte, es wäre anders«, antwortete er mit ungewohnter Aufrichtigkeit.
    Ihre dunklen Augen wurden schmal. »Tatsächlich?«
    »Aber ja doch. Wie kannst du daran zweifeln?«
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Würdest du mich denn die wahre Zauberei lehren, wenn es möglich wäre? Damit ich dir ebenbürtig würde und wie du die Zeiten überdauern könnte?« Das schwarze Feuer in ihren Augen loderte gierig auf. » Wenn es möglich wäre. «
    Er holte tief Atem. »Es liegt nicht in meiner Macht, Siderea. Das weißt du.«
    »Weil keine Frau die wahre Zauberei ausüben kann. Nicht wahr? Weil wir … was denn? Weil wir zu schwach sind, um sie zu meistern? Zu unstet?« Sie schüttelte den Kopf. »Kennst du die Antwort, Colivar? Kannst du mir sagen, warum ich sterben muss? Kann mir das irgendein Magister sagen?«
    Er schwieg lange. Auf eine solche Frage gab es keine richtige Antwort, und er konnte sich für keine von den falschen entscheiden. »Ich weiß es nicht«, sagte er schließlich. »Niemand weiß es.« Hoffentlich nahm sie ihm das ab. »Es tut mir leid, Siderea.«
    Selbst wenn die Translatio für Frauen möglich wäre, für dich wäre sie es nicht. Du bist einfach zu menschlich, du könntest nicht überleben, was diese Verwandlung fordert.
    Mit einem tiefen Seufzer schloss sie die Augen. Auch sie sagte lange nichts. Er spürte, dass in ihrem Inneren ein heftiger Kampf tobte, und achtete sie zu sehr, um ihn mittels Zauberei zu belauschen. Endlich flüsterte sie mit zitternder Stimme: »Warum hat mir keiner von euch die Wahrheit gesagt? Warum musste ich sie ganz allein herausfinden?«
    Er schüttelte den Kopf und wiederholte: »Ich weiß es nicht, Siderea.«
    »Ich hätte mehr von dir erwartet. Nach so vielen Jahren …« Sie biss sich auf die Unterlippe und wandte sich ab. »Ich hätte mehr von dir erwartet«, flüsterte sie noch einmal.
    »Du weißt besser als jeder andere, dass wir uns nur mit wenigen Morati einlassen. Der Lebensrhythmus der Sterblichen ist uns fremd. Ebenso fremd wie die dadurch bedingten Gefühle.« Er seufzte. »Du kannst den Magistern vieles vorwerfen, meine Liebe, und wahrscheinlich, die Götter wissen es, wahrscheinlich wären alle deine Anschuldigungen berechtigt. Aber du darfst nicht glauben, dass wir den Tod nicht von deiner Schwelle verjagen würden, wenn wir nur könnten.«
    Wie überzeugend das klang! Es waren die richtigen Worte, wenn auch nicht die ganze Wahrheit. Colivar vermutete, dass die meisten Magister keinen Finger rühren würden, um ihr zu helfen, wenn der Preis dafür die Aufnahme einer Frau in ihre ausschließlich Männern vorbehaltene Bruderschaft wäre. Siderea war in dieser Beziehung wie eine königliche Konkubine; gut genug, um das Bett eines Mannes zu teilen, aber nicht gut genug, um neben ihm auf dem Thron zu sitzen. Er dankte den Göttern, dass seine Beteuerungen wohl niemals unter Beweis gestellt werden müssten.
    Und was ist mit mir? , fragte er sich. Würde

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