Die Seevölker
früheren Gräber von Senmut, einem Architekten unter Königin
Hatschepsut3, und von Sethos, einem der großen Könige der 19. Dyna-
stie; dieses Thema wird in einem späteren Band diskutiert. Diese Dek-
ken bewahren reichhaltiges Material für die Erörterung der Himmels-
ordnung in den Jahrhunderten, die in Welten im Zusammenstoß be-
handelt werden.
Für unsere Rekonstruktion der Geschichte Ägyptens unter den Per-
sern ist eine bestimmte Passage im Epitaph auf der Grabstätte des Pe-
tosiris wesentlich:
»Ich habe sieben Jahre als Administrator dieses Gottes Thot ge-
dient… Männer aus einem fremden Land haben über Ägypten ge-
herrscht … Keine Arbeiten wurden (im Tempel) verrichtet, seit die
Fremdlinge gekommen und in Ägypten eingedrungen waren.«4
Sixth to the Fourth Centuries (New York 1965), S. 351. (Auch Teos, der vorher in Persien Zuflucht gesucht hatte, hätte zu denen gehören können, die mit Alexanders Eroberung
nach Ägypten zurückkehrten.)
2 siehe Welten im Zusammenstoß, Abschnitt Der Komet Typhon; S. 85ff.
3 Siehe Welten im Zusammenstoß, Abschnitt Entwurzelte Pole; S. 279ff.
4 G. Lefebvre: Le Tombeau de Petosiris (1924), I, S. 3 ff . – Olmstead: History of Persia. (Chicago 1948). S. 441.
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In dieser Bezeichnung der Perser als »Fremdlinge«, die »gekommen
und in Ägypten eingedrungen waren«, erkennen wir genau die glei-
chen Worte und Ausdrücke, denen wir in den Papyri der 21. Dynastie
begegnen, nämlich im Klagebrief von Ourmai, den wir als Zeitgenos-
sen des Kambyses erkannten, und dann in den Gerichtsberichten mit
der Zeugenaussage des Ahautinofer, eines Tempelhüters, der von
»Fremdlingen« gesprochen hatte, die den Tempel besetzten und den
Hohenpriester seines Amtes enthoben.
Gelegentlich ist in Dokumenten aus der Perserzeit von P-r-s oder
von Persien die Rede; in einem Dokument aus der Regierungszeit des
dritten Ptolemäerherrschers (dem Kanopusdekret) werden die Perser
als Pereset (P-r-s-tt) bezeichnet, worauf bereits auf einer früheren Seite
hingewiesen worden ist: Dieser Hinweis auf die Pereset als das Volk,
das die Statuen der Götter aus Ägypten nach Persien abtransportierte –
von wo sie unter Ptolemäos III. eine ganze Reihe von Jahren nach dem
Zusammenbruch des persischen Imperiums wieder zurückgeholt und
in ihren alten Tempeln wieder aufgestellt worden sind – ist für die Re-
vision der antiken Geschichte von so eminenter Bedeutung, daß es
nicht nachdrücklich genug betont werden kann.
Gelegentlich wird gesagt, es sei nicht Alexander gewesen, der die
Zerstörung des persischen Imperiums herbeigeführt habe, sondern der
Eunuch und königliche Vertraute Bagoas, der Artaxerxes III. vergiftete
(–338), um dessen Sohn auf den Thron zu heben, der aber, als er nach
einer Weile im jungen Thronfolger einen gewissen Unabhängigkeits-
sinn erkannte, auch ihn vergiftete und so fast die gesamte Achämeni-
dendynastie auslöschte. Der Eunuch suchte sich einen entfernten Ver-
wandten des letzten Königs aus und inthronisierte ihn als Dareios III.
(–336). Um sein eigenes Leben zu sichern, vergiftete Dareios III. rasch
den Mann, der ihn zum König gemacht hatte. Aber die drei Jahre sei-
ner Herrschaft reichten nicht aus, um eine Konsolidierung des Impe-
riums herbeizuführen, seine eigene Autorität durchzusetzen und die
Satrapen zum Gehorsam zu zwingen. Von der ionischen Küste Klein-
asiens bis nach Turkestan in Mittelasien, vom Indusfluß bis zu den
Nilkatarakten begann das Imperium zu wanken: Seine gesamte Struk-
tur hatte sich stets auf die im Zentrum stehende Person des Großkö-
nigs gestützt, und die Welle von Anschlägen im Königspalast unter-
minierten den Zusammenhalt des Ganzen.
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Die weniger als zehn Jahre währende letzte Beherrschung Ägyptens
durch die Perser wird als die 31. Dynastie gezählt, mit Artaxerxes III.
bis zu Dareios III. als Pharaonen.
Das Epos des Krieges von Alexander gegen Dareios III. – mit den
berühmten Schlachten bei Granikos (–334) und bei Issos (–333) – ist
allgemein bekannt, und die hier vorliegende Rekonstruktion braucht
nichts hinzuzufügen und auch nichts daran zu ändern; aber mit dem
Eintreffen Alexanders in Ägypten kommt eines der prächtigsten
Glanzstücke dieser synchronisierten Geschichte ans Licht. Der Leser
sollte sich daran erinnern, daß der Priesterfürst Mencheperre, Sohn des
Peinuzem, der in Kürze einen hohen Besucher im Orakeltempel
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