Die Segel von Tau-Ceti
gut.«
Eine Zeit lang lagen sie eng umschlungen da, dann machte Garth sich auf eine einladende Geste von Tory daran, ihr mit dem ältesten aller Mittel Trost zu spenden.
Faslorn und Maratel studierten die Darstellung sorgfältig. Die Restlicht-Sensoren funktionierten perfekt und boten ein Bild, das — wenn Menschen es betrachtet hätten — als pornographisch indiziert worden wäre.
»Glaubst du, dass sie es ihm sagen wird?«
Maratel antwortete nicht sofort. Sie hatte Tory gründlicher studiert, als die meisten Wesen ihre Nachkommenschaft studierten. Die Komplexität der menschlichen Psyche war für sie ehrfurchtgebietend und sogar furchterregend. Tory war intelligent, nach menschlichen Standards vielleicht sogar ein Genie. Und wenn sie mit ihrem Implantat verbunden war, wurde ihr Intellekt auf ein weit überdurchschnittliches Niveau katapultiert. Dennoch war ein Mensch mit einem direkten Bewusstseinsinterface zu einem Computer auch nur ein Mensch — und menschliche Handlungen wurden durch unkalkulierbare Gefühle motiviert. Tory könnte genauso gut morgen in den Gemeinschaftsbereich stürmen und ihr Geheimnis ausplaudern. Oder sie könnte einen günstigen Zeitpunkt abwarten, eine Kooperation mit ihnen vortäuschen und dann eine Nachricht zur Erde senden, sobald die Austria ihr Schiff verlassen hatte. Oder sie würde wirklich mit ihnen zusammenarbeiten.
»Unbekannt«, war Maratels Antwort auf Faslorns Frage.
»Beobachte sie sorgfältig«, befahl ihr Kommandant. »Wir dürfen kein Risiko eingehen. Wenn du auch nur den Verdacht hast, dass sie den Versuch unternimmt, die Information durch subtile Signale weiterzugeben, wechseln wir zu Plan B.«
»Das wäre aber ein Fehler«, sagte Maratel. »Wenn die Expeditionsteilnehmer plötzlich durch einen Unfall ums Leben kommen, würde das auf der Erde einen starken Verdacht erregen. Es ist zweifelhaft, ob wir den Eindruck jemals wieder korrigieren könnten, der bei den menschlichen Massen entstehen würde.«
»Fehler hin oder her, es wäre notwendig. Die Sicherheit der Rasse darf nicht aufs Spiel gesetzt werden.«
Maratel antwortete nicht. Das war auch nicht nötig. Faslorns Aussagen waren mehr als nur ein Befehl — sie waren Lehrsätze, die jedem phelanischen Kind eingeprägt wurden, bevor es noch richtig sprechen konnte. Die Spezies war schon einmal von Auslöschung bedroht gewesen. Einer solchen Gefahr durfte sie sich nie wieder aussetzen.
17
Als Tory am nächsten Morgen aufwachte, sah sie Garth auf dem Kissen neben sich ruhen. Sein Mund stand offen, und er schnarchte leise. Typisch Mann!, sagte sie sich. Dann wurde sie wieder von den Ereignissen des Vortags überrollt. Sie drehte sich zur Wand um und versuchte den Aufruhr der Gefühle zu bändigen. Sie war so mit sich selbst beschäftigt, dass sie gar nicht hörte, wie das Schnarchen hinter ihr abbrach.
Sie zuckte zusammen, als Garth sie ansprach. »Was war gestern Abend also los?«
Tory riss sich zusammen, drehte sich um und tischte ihm eine Lüge auf. »Tut mir leid, wenn ich dich erschreckt habe. Ich wollte nur nicht allein sein. Maratel und ich hatten gestern eine kleine Panne.«
»Was denn für eine Panne?«
»Ich glaubte, dass die Phelaner ihr Problem mit der Implantatverbindung inzwischen behoben hätten. Ich hätte es sonst nicht versucht. Ehrlich!«
Er wurde blass im Gesicht und fragte mit rauer Stimme: »Was ist passiert?«
»Ich hatte hier im Gemeinschaftsbereich Kontakt aufgenommen, und es hat auch funktioniert. Maratel hat dann einen Test am anderen Ende des Schiffs vorgeschlagen. Wir haben ihn mit einem Ausflug verbunden. Sie zeigte mir den Ankermechanismus des Segels, und anschließend gingen wir zu den Spiral-Fällen, wo ich die Verbindung testete. Ich stellte mühelos einen Kontakt her und versuchte dann eine volle sensorische Übertragung.«
»Und?«
»Ich verlor die Synchronisation. Maratel sagte, dass ich ohnmächtig geworden sei. Auf jeden Fall hatte sie sich über mich gebeugt, als ich wieder zu mir kam. Wenn du wissen willst, wie ein entsetzter Phelaner aussieht, kann ich es dir sagen.«
»Schon gut. Bist du wieder in Ordnung?«
»Ich glaube schon — wenn man mal davon absieht, dass ich mich total mies fühle.«
Tory musterte ihn gründlich, während sie ihm ihre Lügenstory erzählte. Seine Besorgnis war in unverhohlene Angst umgeschlagen, als sie den Verlust der Synchronisation erwähnt hatte. Mehr als ein Synergist hatte durch ein solches Ereignis schon den Verstand
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