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Die Sehnsucht der Konkubine

Die Sehnsucht der Konkubine

Titel: Die Sehnsucht der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Furnivall
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hatte Lydia ihn gewarnt.
    »Ich bin nicht dafür hier, dass man mich mag.«
    Sie hatte gelacht, doch es war kein Leben in ihrem Lachen gewesen, und das hatte ihn traurig gemacht. Während er jetzt in ihre Gesichter schaute und die Anspannung in ihren Hälsen und ihren Händen bemerkte, wusste er, dass Alexej sie überstimmen würde. Seine Stimme würde zählen. Der fette Mann mit den wabbeligen Wangen würde es Lydias Bruder nicht abschlagen.
    Woschtschinski schlug mit der Faust auf sein breites Knie. »Nun gut, meine Genossen«, grinste er sie an und schob das Kinn in gespielter Angriffslust vor. »Dann reden wir jetzt über morgen.«
    Chang führte sie weg. Er wollte, dass Lydia den Gestank auf ihrer Haut loswurde, wollte sie von den Zigarren und dem gewalttätigen Gerede dieser Männer wegbringen. Er begleitete sie quer durch die Stadt zum Arbat, wo er eine kleine chinesische Teestube kannte, und freute sich, als er sah, wie ihre Augen bei dem Anblick des Lokals zu leuchten begannen.
    »Ich wusste gar nicht, dass es das hier gibt«, lächelte sie.
    »So eine Teestube gibt es in jeder größeren Stadt der Welt. Wir Chinesen sind wie Ratten, wir kommen überall hin.«
    Sie riss sich die Mütze vom Kopf, schüttelte ihre Haare aus und atmete tief den vertrauten Duft nach Gewürzen, Jasmin und Räucherstäbchen ein, das von dem Jadezierwerk der Fassade aufstieg.
    »Ich hatte ganz vergessen«, murmelte er, »wie sehr mein Geist die Farben vermisst, die Leben und Energie bringen. Hier in Sowjetrussland sind die Straßen so grau wie der Tod. Selbst der Himmel über uns ist flach und farblos.«
    Er zog Lydia in das duftende Innere des Teeladens. Sie setzten sich an einen niedrigen Bambustisch und bekamen von einem chinesischen Mädchen im cheongsam, der die Farbe einer reifen Wassermelone – Dunkelgrün, Rot und Schwarz – hatte, dampfenden roten Tee serviert. Sie verbeugte sich voller Respekt, und Lydia beobachtete Chang mit einem sanften Lächeln auf den Lippen.
    »Mein Geliebter«, sagte sie, als das Mädchen weg war, »vermisst du deine Heimat so sehr?«
    »Sie ist ein Teil von mir, Lydia, ihre gelbe Erde fließt durch meine Adern.«
    Sie ließ ihn mit ihren lohfarbenen Augen nicht los. »Was sollen wir tun?«
    Er beugte sich vor und nahm eine ihrer Hände, ballte sie zu einer kleinen Faust und schloss seine eigene Hand darum.
    »Lass uns über deinen Vater reden.«
    Sie nickte, ein kaum wahrnehmbares Senken des Kinns. »Er war ein Mensch voller Kraft. Ein Mann mit Familie, der in den Palästen der Grafen und Fürsten ein und aus ging. Unter dem Zaren hatte er ein gutes Leben, doch durch die Herrschaft der Bolschewiken hat er alles verloren. Alles hat man ihm genommen.«
    »Das wollte er auch in den Briefen erklären – wie er sich an sein tiefstes Inneres, seinen harten Kern, klammern musste, um zu überleben. Du und ich, Lydia, wir verstehen das.«
    »Ja.« Die Traurigkeit in dem einen Wort war so schwer wie der goldene Buddha im Fenster.
    »Da ist etwas, das ich dir nicht gesagt habe, etwas, das ich an dem Tag erfahren habe, als ich bei deinem Vater im Gefängnis war.«
    Sie sagte nichts, wartete.
    »General Tursenow, der das Gefängnis leitet, hat mir gesagt, dass die Idee zu dem Projekt von Jens Friis selbst kam. Das alles ist eine Ausgeburt seines Denkens. Er war nicht einfach nur ein Ingenieur, den man dazu verdonnert hat, daran mitzuarbeiten. Während seiner Zeit im Arbeitslager war er es, der sich die Geburt dieses Ungeheuers, wie er es nennt, ausgedacht hat.«
    Sie presste die Lippen aufeinander. »Willst du damit sagen, dass er ebenfalls ein Ungeheuer ist? Eines, das es nicht wert ist, gerettet zu werden?«
    »Nein, darum geht es mir nicht. Er hat als Belohnung dafür um seine Freiheit gebeten, und die hat man dem ganzen Team versprochen, sobald das Projekt beendet ist. Die Freiheit.«
    Die Anspannung in ihrem Gesicht löste sich, und sie lächelte. »Warum hast du mir das nicht vorher gesagt? Dann wird er doch freigelassen.«
    »Zumindest hieß es das, ja.«
    In seiner Stimme war ein Unterton, der sie skeptisch machte. Das Lächeln schwand dahin.
    »Nein, Chang, nicht.«
    »Es tut mir leid, mein Liebes.«
    »Du glaubst ihnen nicht.«
    »Nein, tu ich nicht. Kannst du dir denn vorstellen, dass die Militärbehörden es genehmigen, Gefangene mit streng geheimen Informationen einfach laufen zu lassen?«
    Lydia schüttelte den Kopf. »Würden sie sie in die Arbeitslager zurückschicken?«
    Dazu sagte er

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