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Die Sehnsucht der Konkubine

Die Sehnsucht der Konkubine

Titel: Die Sehnsucht der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Furnivall
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Posten musterte den Mann in der elegant geschnittenen Offiziersuniform, der vor ihm stand, und schrumpfte in seinem schlecht sitzenden Mantel merklich zusammen.
    »Hier.« Alexej hielt dem Soldaten Dmitris Papiere unter die Nase. »Ich komme mit einer persönlichen Botschaft für Oberst Tursenow. Aber dabei bin ich im Wald auf ein Massaker gestoßen. Was, zum Teufel, geht hier vor? Ich habe einen der Verwundeten mitgebracht, damit man sich um ihn kümmert, also mach schnell auf.«
    Der Soldat salutierte und hoffte dabei inständig, dass man ihm zur Strafe nicht den monatlichen Sold abnehmen würde. »Ja, Oberst Malofejew. Hier entlang, Oberst.«
    Dann öffnete er das Tor.
    Chang hatte den Stacheldraht am unteren Ende der Backsteinmauer mit einem Teppich aus Zweigen und Ästen bedeckt. Das Kiefernholz roch frisch und würzig, und die Erinnerung an das letzte Weihnachten, das sie mit ihrer Mutter verbracht hatte, übermannte Lydia.
    »Warum schneidest du den Stacheldraht nicht einfach durch?«, fragte sie flüsternd.
    »Könnte einen Alarm auslösen.«
    Sie standen an der hinteren Begrenzung des Geländes, wo der Wald besonders nahe heranreichte und die Suchscheinwerfer in größeren Abständen angebracht waren. Chang stand reglos da, die Augen halb geschlossen, und konzentrierte sich auf die Mauer. Lydia beobachtete ihn, wie er tief Luft holte, um seine ganze Energie zu sammeln, doch zum Abschied gab sie ihm keinen Kuss. Und sie sagte ihm auch nicht, dass sie ihn liebte. Damit hätte sie seinen Göttern gesagt, sie wisse, dass er nicht zurückkommen würde, und genau das wollte sie nicht. Popkow stieg geräuschvoll auf die Äste, trat den Stacheldraht platt und stellte sich mit dem Rücken zur Wand, die Hände zur Räuberleiter geformt. Lydia war erleichtert darüber, dass der Kosak hier war, aber sie hatte Angst um ihn, auch wegen der Schusswunde, die Elena zusammengeflickt hatte.
    »Fertig?«, brummte er.
    Chang atmete ein letztes Mal tief aus, und Lydia wusste, gleich würde es losgehen. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, doch er überraschte sie, indem er ganz langsam den Kopf drehte und sie lange anschaute. Als könnte es das letzte Mal sein.
    »Lydia«, sagte er zärtlich. »Bleib hier. Ich möchte, dass du in Sicherheit bist, wenn ich zu deinem Vater gehe.«
    Sie kam näher, doch nur einen einzigen Schritt. Sie berührte ihn nicht. Wenn sie ihn berührte, dann würde sie nicht in der Lage sein, ihn gehen zu lassen.
    »Bei dir bin ich immer in Sicherheit.«
    »Es ist zu gefährlich da drinnen.«
    »Ich kann dir Rückendeckung geben.«
    »Und wer gibt sie dir? Nein, Lydia. Bleib hier.«
    Der Wind fuhr raschelnd in die Kiefernzweige, wie eine Plauderei unter nächtlichen Geistern, und die Dunkelheit wog schwerer als eine Platte aus Stahl. Niemand sprach, zumindest nicht mit Worten. Lydia beugte sich so nah zu ihm, dass sie den sauberen, männlichen Duft seines Schweißes wahrnahm, der sich mit dem feuchten Geruch der Erde und dem Harz der Kiefern vermischte. Sein Atem ging schnell, und sie spürte deutlich seine Anspannung.
    »Bitte«, flüsterte sie, »verlang das nicht von mir.«
    Er berührte sie am Haar, und sie schmiegte den Kopf in seine Hand. So standen sie einen Moment lang da, bis Popkow noch einmal brummte: »Fertig?«
    Chang konzentrierte sich wieder auf die Mauer.»Fertig.«
    Bei Chang An Lo sah es ganz leicht aus. Er schien zu fliegen. Er wartete, bis der Suchscheinwerfer weitergewandert war, setzte dann einen Fuß auf Popkows Räuberleiter, und schon war er mit einem leichtfüßigen Satz auf der Mauer, stand mit den Füßen rechts und links von der gefährlichen Stacheldrahtrolle, geschmeidig wie eine Katze. Er rollte ein Seil auf, das er sich über die Schultern geschlungen hatte, und fädelte es durch einen Metallhaken an der Mauer. Ein Ende warf er Popkow zu, das andere ließ er innerhalb der Begrenzungsmauer zu Boden fallen. Ehe der Suchscheinwerfer wieder über diesen Abschnitt der Mauer wanderte, war er weg, und Lydia konnte durchatmen.
    Sie zupfte den Kosaken liebevoll am Bart, kletterte auf seine Schultern und griff nach dem Seil. Hand über Hand zog sie sich hoch, wobei sie ihre hinderlichen Röcke verfluchte. Unbeholfener als Chang spürte sie, wie sie sich an dem Stacheldraht einen Finger aufschlitzte. Doch als sie erst einmal oben war und das ganze Gelände vor sich in der Dämmerung ausgebreitet sah, den aufragenden Schatten des Hangars so nahe, verspürte sie eine unerwartete Ruhe. Die

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