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Die Sehnsucht der Nacht: Erzählungen (German Edition)

Die Sehnsucht der Nacht: Erzählungen (German Edition)

Titel: Die Sehnsucht der Nacht: Erzählungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Vampire waren.«
    Traian lächelte sie an. »Denk nur an all die Mythen und Legenden, die man überall auf der Welt zu hören bekommt. Du hättest Mühe, ein Land zu finden, in dessen Geschichten und Überlieferungen nicht irgendeine Art Vampir vorkommt. Und was ist mit all den seltsamen Tieren, von denen man hört? Von einigen gibt es sogar Aufnahmen, die jedoch immer einem Schwindel zugeschrieben wurden, ob sie sich nun als solcher erwiesen hatten oder nicht. Selbst in den Vereinigten Staaten gibt es unerklärliche Sichtungen.«
    Joie beugte sich vor, und er konnte die gespannte Erwartung in ihren Augen sehen. Sie war eine ungewöhnliche Frau, was ihre Aufgeschlossenheit für alles anging, was andere nie auch nur in Betracht ziehen würden.
    »Willst du damit sagen, dass diese seltsamen Tiere Vampire sind?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, doch höchstwahrscheinlich gehören sie zu den noch existierenden Spezies, die ihre Gestalt wandeln können, und das schließt die Untoten mit ein.«
    Joie fuhr sich mit der Hand durchs Haar und lenkte seine Aufmerksamkeit damit wieder auf die Schönheit ihres dichten, dunklen Haarschopfs. Ihr Haar war zerzaust, und ihre großen grauen Augen blickten noch verschlafen, aber ihre Haut sah glatt und zart wie Blütenblätter aus. Verlangen erfasste Traian, bevor er es verhindern konnte, schoss unkontrolliert durch seine Adern und verwandelte die träge Hitze in ihm in lodernde Flammen.
    »Erzähl mir von Indien! Dort bin ich noch nie gewesen«, bat Joie, die von seinem wachsenden Begehren anscheinend nichts bemerkte.
    Traian nahm begierig ihren Anblick in sich auf, ihre Schönheit und ihren Duft, der ihm einen nie gekannten Frieden brachte. Zum ersten Mal seit Jahrhunderten war er sich beim Aufstehen der Fruchtbarkeit seiner heimatlichen Erde bewusst geworden und sah die Schönheit seiner Umgebung wie mit neuen Augen – und vielleicht war es ja auch so. Die Farben waren äußerst lebhaft, und sogar die Gerüche erschienen ihm viel angenehmer. Und nur, weil sie in seiner Welt war. Seine Seelengefährtin. Seine Joie.
    »Erzähl mir etwas«, wiederholte sie. »Es ist wichtig für mich zu wissen, was für ein Leben du geführt hast und was für Einflüsse eine Rolle darin spielten. Meine Familie wirst du kennenlernen, doch jetzt möchte ich etwas über deine Jahre in Indien hören.«
    Es freute ihn, dass sie etwas über ihn erfahren wollte, obwohl er an ganz andere, noch viel erfreulichere Möglichkeiten des Zeitvertreibs gedacht hatte, bevor sie sich den abendlichen Anforderungen würden stellen müssen. Aber ihr zuliebe unterdrückte er einen kleinen Seufzer und tat ihr den Gefallen.
    »Indien bestand aus Wald und Dschungel, als ich zum ersten Mal dort hinkam. Ich fühlte mich sehr schnell zu Hause in dieser Umgebung und beschäftigte mich viel mit Elefanten. Mit der Zeit verblassten meine Emotionen und Erinnerungen, bei jeder Jagd und jedem Töten eines Vampirs noch mehr, und aus irgendeinem Grund konnte ich, wenn ich mit den Elefanten zusammen war, ihre Kraft anzapfen. Viele Jahrhunderte lang waren diese Tiere zufrieden und friedlich und lehrten mich, das Leben und die Gebräuche ihres Landes zu akzeptieren. Sie bekämpfen nicht, was sie nicht kontrollieren können. Viele wurden schließlich in den Dienst des Menschen gezwungen, und trotzdem lebten sie ihr Leben so geduldig und so gut, wie sie konnten. Der Buddhismus war sehr einflussreich, und manchmal konnte ich nicht umhin, seine Lehren, die ruhige Akzeptanz des Lebens im Allgemeinen und des Lebens im Moment, mit der Art und Weise zu vergleichen, wie diese Elefanten lebten.«
    Traian spreizte die Hände. »Ich habe es geschafft, mich in jedes Tier zu verwandeln, dem ich begegnet bin, und andere seiner Spezies glauben zu machen, ich gehörte zu ihnen. Doch bei den Elefanten gelang es mir nicht. Sie akzeptierten zwar meine Anwesenheit, und ich glaube, mit der Zeit erfreuten sie sich sogar an meiner Gesellschaft, aber sie haben immer gewusst, dass ich kein echter Elefant war. Sie sind etwas ganz Besonderes, diese Tiere.«
    Joie runzelte die Stirn. »Du bist schon überall auf der Welt gewesen, Traian, hast unzählige Erfahrungen gesammelt und mitansehen können, wie die Welt sich von Jahrhundert zu Jahrhundert veränderte. Ich habe einen so völlig anderen Hintergrund. Wie kann jemand wie ich hoffen, einen Mann wie dich nach ein paar Tagen oder Wochen nicht zu langweilen?«
    »Ist es das, was dich beunruhigt?«, fragte er mit

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