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Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Titel: Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Drake
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er ihm Hardings Strategie ins Gedächtnis rief. Und James Daugherty wäre vermutlich noch einen Schritt weitergegangen und hätte sie alle baumeln oder ins Wasser werfen lassen. Von den etwa achtzig Mann, die den Kampf überlebt hatten, wären bestenfalls drei bis vier am Leben geblieben, verstümmelt und als Warnung für andere.
    Johnson wirkte erleichtert. Es gab viele, die fanden, Charles Daugherty wäre zu wenig skrupellos für diesen Beruf, aber ihm war das recht so, er und seine Leute waren kein Lumpenpack. Er kam so wie Harding aus der englischen Marine, und seine Eltern waren noch ehrbare Leute gewesen. Es war nicht schlecht, für Charles zu arbeiten. Als dieser nach dem Tod seines Vaters das Kommando über das Unternehmen übernommen hatte, war auf seinen Wunsch hin sogar eine Art Reglement ausgearbeitet worden, das in vielem jenen Gesetzen ähnelte, nach denen früher die Bukanier und späteren Piratengruppen Tortugas gelebt hatten. Es sah eine Art Versicherung für Verletzungen und Todesfälle vor, regelte die Anteile und – ähnlich den legalen Freibeuterbriefen – auch den Umgang mit Prisen und deren Besatzung. Das bedingte aber auch, dass sie nicht unbedingt den Abschaum der Piratenwelt auf ihren Schiffen dulden wollten. Charles und auch Johnson zogen es vor, Leute aufzunehmen, die durch Unglück, Pech oder Ärger mit ihren Vorgesetzten auf die schiefe Bahn gekommen oder von englischen Linienschiffen desertiert waren, weil sie den Zwang dort nicht mehr ausgehalten hatten. Diese Männer waren keine gewissenlosen Schlächter. Und bei Charles verdienten sie gut. Charles’ Vater hatte sich der Loyalität seiner Leute durch Härte versichert, Charles dagegen mit hohen Prisenanteilen.
    »Wenn Sie einverstanden sind, rede ich mit ihnen, Sir.«
    Charles machte eine ungeduldige Bewegung. »Halten Sie sich nicht zu lange mit ihnen auf, wir haben keine Zeit dazu.«
    »Nein, Sir.« Johnson trat vor die Männer hin. »Hört gut zu. Ihr habt ein ernsthaftes Problem: Ihr habt euch mit El Capitano angelegt.«
    Unruhe entstand unter dem Pack, und einer der Männer spuckte aus. »Wir scheißen auf El Capitano.« Er lachte höhnisch und sah sich beifallheischend nach den anderen um.
    Johnson wandte sich an seinen Ersten Offizier. »Mr.Hawkins, der Mann geht über Bord.«
    Charles biss die Zähne zusammen, widersprach jedoch nicht, als zwei von Johnsons Matrosen den schreienden und sich windenden Mann packten und über Bord warfen. Man hörte das Platschen, sein Kreischen, seine Flüche. Lan Meng beugte sich über die Reling und sah ungerührt zu, wie er verzweifelt im Wasser strampelte. Charles wandte sich schaudernd ab. Diese Frau war wirklich eine reinblütige Piratin.
    Johnsons sonst so freundliches Gesicht war hart und verschlossen. »Noch einer, der was dazu zu sagen hat?«
    Die Männer schwiegen. Etliche blickten zu Boden, manche starrten trotzig herüber. Der Mann schrie immer noch. Seine Schreie dröhnten Charles in den Ohren. Es war eines, einen Gegner im Kampf zu töten – als sie das andere Schiff geentert hatten, hatte er so manchen ohne Zögern über die Klinge springen lassen –, aber zuzuhören, wie ein Mann ertrank, wie seine Stimme leiser wurde und dann ganz verstummte, schnürte ihm die Kehle zu.
    »Und der Rest? Auch über die Planke?«, fragte Johnson so laut, dass die Männer es hören mussten.
    Charles tat so, als müsse er überlegen. In der eintretenden Stille hörte man nur das Schlagen des Wassers an die Bordwand und das Ächzen und Knarren von Tauen und Masten. Der Mann im Wasser war bereits still. Charles’ Magen krampfte sich zusammen. Sein Blick glitt über den Haufen. »Erzählen Sie ihnen, was passiert, wenn sie sich nochmals mit uns anlegen«, sagte er laut zu Johnson. »Vielleicht haben ja einige noch Hirn statt Algen in ihren Köpfen. Den Captain nehmen wir zum Verhör mit«, sagte er leiser zu Johnson, »auch seine direkten Untergebenen. Den Rest lassen Sie in Booten aussetzen. Wir sind nahe genug an der Küste, damit sie eine Chance haben, das Land zu erreichen.«
    Zwei der Männer wechselten einen Blick, dann redeten sie auf die Wachen ein, die die Meute mit gezückten Pistolen in Schach hielten, und endlich kamen sie auf Johnson zu. »Verzeihung, Skipper, wir haben da früher mal ’nen Tipp bekommen, dass es möglich wäre, wieder auf die rechte Bahn zu kommen, indem man sich Ihnen anschließt.«
    Nett ausgedrückt, dachte Charles spöttisch. Piraten blieben sie trotzdem,

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