Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)
er berührte sie. Ihre Hand, gelegentlich ihren Arm, ihren Rücken. An diesem Abend hatte er sie sogar auf die Wange geküsst. Welche Dreistigkeit! Harriet musste sich ein Kichern verbeißen. Sie bewegte sich stärker im Takt der Musik. Schwang die Hüften, kreiste auf aufreizende Art und Weise mit ihrem Hintern, ließ ihre kleinen Brüste unter dem Nachthemd wackeln und genoss im Schutz der Dunkelheit ein neues, unbeschreibliches Gefühl von Freiheit.
* * *
Charles hatte keinen Grund, mit seinen Fortschritten bei Harriet unzufrieden zu sein. Das gemeinsame Dinner im Salon – zu seiner Freude in trauter Zweisamkeit – war gut verlaufen. Sie war bezaubernd gewesen, fröhlich, gut gelaunt, hatte geplaudert und sein Herz mit Wärme und einer überraschenden Geborgenheit erfüllt. Er plante, die folgenden Tage, wenn man von seinen Treffen mit Ramirez und Reading absah, völlig Harriet zu widmen.
Auf dem Schiff hatte er sich am Abend, wenn sie sich in ihre Kajüte zurückzog, immer nur korrekt mit Handkuss verabschiedet. Viel mehr war in Gegenwart ihrer teils spöttisch, teils finster dreinblickenden Freundin und unter Hardings zynischen Blicken nicht möglich gewesen, aber an diesem Abend hatte er die Gelegenheit nutzen wollen, ihre Sinnlichkeit zu wecken und ein wenig mit ihrer Leidenschaft zu spielen.
Das war ein verfluchter Fehler gewesen, denn er hatte nicht mit seinem eigenen, plötzlich aufwallenden Begehren gerechnet. Sein Verlangen und seine Erregung waren so heftig hochgestiegen, dass sich der Raum um ihn herum gedreht hatte. Er hätte beinahe die Beherrschung verloren, sie an sich gerissen und geküsst, und es hatte verdammt viel Kraft gekostet, sich umzudrehen und einen halbwegs gesitteten Abgang zu machen. Noch jetzt spürte er ihre samtene Haut auf seinen Lippen, roch ihren Duft, den ihres Parfüms, das er ihr geschenkt hatte.
Und nun lag er entkleidet auf dem Bett – als Erstes hatte er sich diese beengenden Hosen heruntergerissen – und spürte in selbstquälerischer Absicht dem Gefühl ihrer weichen Haut auf seinen Lippen nach. Die Vorstellung, jede Stelle ihres Körpers zu küssen, mit Händen und Lippen zu streicheln, war plötzlich besonders intensiv und quälend. Mit einem gereizten Knurren, das eher wie ein Stöhnen klang, rutschte er ein wenig im Bett herum. Selbst die leichte Seidendecke auf seinem Unterleib war noch zu viel. Er stellte ein Knie auf, um nicht mehr die kühle, zarte Berührung auf seinem Schritt zu fühlen, die seine Wünsche noch mehr auf eine gewisse junge Dame ausrichteten, deren Hände er dort spüren wollte.
Er schlug mit der Faust neben sich auf das Bett. Auch das noch. Anstatt an andere Dinge zu denken, führte ihn seine Phantasie genau dorthin, wo er jetzt am wenigsten Befriedigung finden konnte, sondern bestenfalls Selbstquälerei.
Was sollte er tun? Hier liegen und leiden? Oder aufstehen, einen Spaziergang machen, sich vielleicht an einer der Hafendirnen abreagieren, um danach Harriet am nächsten Morgen wieder wie ein Gentleman entgegentreten zu können, ohne bei ihrem Anblick gleich hart zu werden? Nein, unmöglich. Er würde nie eine Frau finden, die ihm Harriet auch nur annähernd ersetzen konnte. Weder ihren Anblick, ihre Haut, ihren Duft, das Haar. Ihr Lächeln … Verflucht noch mal! Er setzte sich auf, wobei er darauf achtete, dass sein Unterleib nicht zu sehr mit der streichelnden Decke in Berührung kam, und lauschte der von draußen hereintönenden Musik. Sie war wild, leidenschaftlich und genau das Falsche für einen Mann, der ohnehin schon an einem Zuviel an Verlangen litt.
Die Vorhänge bauschten sich in einem kleinen Luftzug, und in diesem Moment sah er, deutlich gegen das Licht der Laterne vor seinem Zimmer, eine Gestalt vorbeihuschen. Er sprang vom Bett. Seine Männlichkeit tat dasselbe, aber er zwang sie hastig in seine – viel zu engen – Hosen, schlüpfte ins Hemd, machte sich nicht einmal die Mühe, es zu verschließen, und trat hinaus.
Der Anblick, der sich ihm bot, ließ ihn scharf die Luft einziehen. Dort lehnte sie, der Gegenstand seiner Sehnsucht, hatte ihm den Rücken zugekehrt und blickte zu den Feiernden hinab. Er schluckte, als er die Konturen ihres Körpers gegen den Lichtschein wahrnehmen konnte. So anmutige, schlanke Formen, die Taille, der elegante Schwung ihrer Hüften, der seinen gierigen Blick zu ihren Schenkeln führte. Lange Beine zeichneten sich durch den Stoff ab. Das gelockte Haar, vom Schein des Feuers wie
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