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Die Seidenbaronin (German Edition)

Die Seidenbaronin (German Edition)

Titel: Die Seidenbaronin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Rauen
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parierte Pierre.
    «Wie sagte schon Ihr Vater? Die schönsten Worte nutzen nichts, wenn ihnen nicht Taten folgen.»
    «Und dennoch kann des Menschen Wort mitunter sehr mächtig sein», erwiderte Pierre prompt.
    Paulina lächelte. «Nun, dann ergänzen wir uns ja ganz vorzüglich.»
    Nach dem Essen kam Pierre um den Tisch herum und zog galant Paulinas Stuhl zurück, damit sie aufstehen konnte. Er nahm ihre Hand und küsste sie.
    «Mein seliger Herr Vater hat nicht viel von mir gehalten, und ich habe ihn bisweilen sogar gehasst. In einem hat er mir jedoch einen großen Gefallen getan: Er hat mir Sie als Gattin ausgesucht.» Er legte seine Hand auf ihren Leib. «Mein Bedürfnis nach weiteren Kindern war nie besonders groß, aber ich muss sagen, dass ich mich nun doch ein wenig darüber freue, noch einmal Vater zu werden.»
    Paulina wandte sich brüsk ab. «Wer die Annehmlichkeiten der Ehe genießen will, muss auch mit ihren Folgen leben können.»
    Sie ließ den verblüfften Pierre stehen und eilte, mit den Tränen kämpfend, aus dem Zimmer.

    Nur wenige Tage später erreichte Crefeld die Nachricht, dass die Franzosen die alliierten Truppen in Holland zurückgedrängt und die Vereinigten Niederlande eingenommen hatten. Die Seidenfabrikanten hatten somit wieder Zugang zu den holländischen Häfen. Nun waren diejenigen gut dran, die bereits die Produktion wiederaufgenommen hatten und ihre Lager beliefern konnten.
    Die Zeichen mehrten sich, dass Preußen mit Frankreich Frieden schließen würde, und viele frohlockten, dass die Tage der französischen Besatzung gezählt seien.
    Es war Pierre, der Paulina die Empfehlung gab, nicht auf eine Rückgabe der linksrheinischen Gebiete an Preußen zu setzen.
    «Der preußische König wird für diesen Frieden einen Preis bezahlen müssen», orakelte er. «Frankreich ist eindeutig in der stärkeren Position, und das wird es gnadenlos ausnutzen. Die Direktorialregierung in Paris fühlt sich berufen, die Revolutionsidee in alle Welt zu tragen und die Menschen von ihren ständischen Zwängen zu befreien.»
    Paulina plagten indessen andere Probleme. Noch immer hatte General Lefebvre keine Entscheidung bezüglich der Färberei getroffen. Eines Abends kam Pierre von einem Souper bei den von der Leyens wieder.
    «Lefebvre sprach mich auf dieses leidige Thema der Färberei an», berichtete er. «Ich glaubte, es sei längst geklärt.»
    «Alles andere als das!», rief Paulina erbost. «Ich warte seit Wochen auf eine Entscheidung.»
    Pierre verzog den Mund. «In diesem Fall sitzen der General und ich zwischen den Stühlen. Zum einen gibt es die Interessen des Unternehmens von Ostry, zum anderen die von Kronwyler und damit der von der Leyens. Sie wissen, dass Lefebvre als Gast im Hause von der Leyen Quartier gefunden hat und sie nicht brüskieren kann.»
    «Aber ich brauche die Färberei! Im Augenblick behelfen wir uns anderweitig, aber wenn die Produktion ausgeweitet wird, was durch die Öffnung der Häfen bald der Fall sein wird, komme ich damit nicht mehr zurecht. Können Sie Ihren Einfluss nicht geltend machen?»
    Pierre zuckte bedauernd mit den Schultern. «Es tut mir leid. Als Mitglied des Magistrats darf ich nicht parteiisch sein.»
    Wenige Tage später ließ Toscani sich bei Paulina melden. Aufgeregt stürmte er in ihr Kontor.
    «General Lefebvre hat sich entschieden, Herrn Kronwyler die Färberei zu überlassen!», rief er. «Ich habe soeben gehört, wie der General es zu Herrn von der Leyen sagte.»
    Fassungslos starrte die junge Frau den Venezianer an. «Was soll ich denn jetzt machen? Erst gestern habe ich eine große Lieferung Rohseide geordert. Ich verfüge gegenwärtig nicht über die Mittel, eine neue Färberei zu errichten.»
    «Gibt es denn keine andere Möglichkeit?», fragte Toscani ehrlich betroffen.
    Paulinas Augen weiteten sich plötzlich. «Doch, die gibt es!», stieß sie hervor, sprang auf und stürmte aus dem Kontor, ohne sich weiter um Toscani zu kümmern. Sie lief hinüber zum Palais Ostry.
    Kronwyler wird mich für alle Zeiten verfluchen für das, was ich im Begriff bin zu tun, dachte sie und schlug wie wild den Türklopfer. Sie rannte an der Magd vorbei, die ihr öffnete, und eilte schnurstracks zu den ehemaligen Räumlichkeiten ihres Schwiegervaters. Der Soldat vor der Tür konnte ihr nur entsetzt hinterherrufen, doch da stand sie bereits vor Longeaux.
    «Monsieur!», keuchte sie atemlos, als er sie mit strengem Blick ansah. «Monsieur, ich bin gekommen, um den

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