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Die Seidenbaronin (German Edition)

Die Seidenbaronin (German Edition)

Titel: Die Seidenbaronin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Rauen
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kommen.
    Prinzessin George klingelte nach ihrem Diener. «Schaffen Sie mir dieses ungezogene Mädchen aus den Augen!», befahl sie dem Mann.
    «Ich wünsche, dass Paulina hierbleibt!», widersprach Therese energisch. «Wenn schon derart grausam über meine Zukunft entschieden wird, möchte ich wenigstens den Beistand eines Menschen haben, der es gut mit mir meint!»
    «Sie glauben wirklich, dass diese kleine Baroness es gut mit Ihnen meint, Hoheit?», meldete sich der schwarz gekleidete Mann spöttisch zu Wort. «Sie hat, so wie man mir berichtete, nur ihre eigenen Interessen im Kopf.»
    Therese schluchzte auf. «Das ist nicht wahr! Wir sind einander in echter Freundschaft zugetan.»
    «Fräulein von Gralitz möge meinetwegen bleiben», lenkte Prinzessin George seufzend ein. In ihrem Gesicht war ein Hauch von Mitgefühl zu erkennen.
    Therese stürzte auf Paulina zu und fasste sie am Arm.
    «Stellen Sie sich vor, was geschehen ist! Der Vater dieses Provinzfürsten hat für seinen Sohn um meine Hand angehalten. Er hat es ganz hinterhältig angestellt und sich direkt an meine Tante in England gewandt. Und was das Schlimmste ist: Meine Tante hat zugestimmt!»
    «Aber sollten Sie nicht ihren Sohn, den englischen Thronfolger, heiraten?», fragte Paulina verwirrt.
    «Meine Tante hat zu verstehen gegeben, dass eine Verbindung mit ihrem Sohn nicht in Frage kommt. Stattdessen lässt sie sich von diesem Postmeister um den Finger wickeln.»
    Paulina riss die Augen auf. «Sie meinen doch nicht etwa den Prinzen von Thurn und Taxis?»
    «Doch, genau den. Karl Alexander von Thurn und Taxis. Ich soll ihn heiraten!» Erneut brach Therese in Tränen aus.
    «Genug jetzt!» Der schwarz gekleidete Mann schlug entnervt mit der flachen Hand auf die Stuhllehne. «Wir sind hier schließlich nicht im Theater! Sparen Sie sich Ihre Tränen für wichtigere Anlässe auf, Hoheit! Wie oft soll ich Ihnen noch die Vorzüge dieser Verbindung erläutern? Sie werden reicher sein als jedes andere Mitglied Ihrer Familie. Sie werden in einem prächtigen Schloss wohnen, Sie werden kostbare Kleider tragen, Sie werden wundervolle Feste feiern. Ihr Hof wird einer der fürstlichsten Höfe Europas sein. Es liegt an Ihnen, was Sie daraus machen, Hoheit. Sind Sie nicht an Malerei und Literatur interessiert? Nun, Sie werden über die notwendigen Mittel verfügen, Ihren Leidenschaften nachzugehen. Glauben Sie mir – diese Heirat bedeutet nicht den geringsten Nachteil für Sie!»
    «O doch, es gibt einen großen Nachteil!», entgegnete Therese heftig. «Ich liebe den Prinzen von Thurn und Taxis nicht.»
    Der schwarz gekleidete Mann stieß ein trockenes Lachen aus. «Was glauben Sie, wie viele Damen des Hochadels ihre Ehegatten lieben? Das ist in unseren Kreisen nicht gerade weit verbreitet.»
    «Ich hätte Königin von England werden können!»
    «Königin von England, pah! Wissen Sie eigentlich, was Sie dort erwartet hätte? Ich kenne den englischen Thronfolger sehr gut. Selten in meinem Leben habe ich einen unangenehmeren Menschen getroffen. Die Einzelheiten über den jungen Mann möchte ich Ihnen lieber ersparen. Seien Sie gewiss – Ihre Tante hat Ihnen einen großen Gefallen erwiesen.»
    Therese zögerte. Sie sah den schwarz gekleideten Herrn aus tränennassen Augen nachdenklich an.
    Prinzessin George nickte ihr aufmunternd zu. «Hörst du, mein Kind? Wir meinen es nur gut mit dir. Der Prinz von Thurn und Taxis ist nicht die schlechteste Wahl, dessen kannst du versichert sein.»
    «Warum musste es ausgerechnet er sein?» Dieser Einwand kam schon deutlich schwächer. «Ich weiß nicht, ob ich es ertragen kann, den Triumph in seinen Augen zu sehen.»
    «Der junge Mann ist viel zu glücklich, um über dich zu triumphieren», sagte ihre Großmutter milde lächelnd. «Er ist wirklich verliebt in dich. Außerdem wird er ein großes Vermögen erben – ist das nicht eine wunderbare Grundlage für eine Ehe?»
    Therese drehte sich hilfesuchend zu Paulina um.
    «Sie werden mit mir nach Regensburg kommen, nicht wahr?»
    Paulina nickte schnell. «Natürlich, Hoheit. Natürlich werde ich mit nach Regensburg kommen.»
    Nach Regensburg! In die Provinz, wo man die Menschen kaum verstand, weil sie einen eigenartigen Dialekt sprachen. An den Hof eines Fürsten, der nicht einmal in der Lage war, unterhaltsam zu plaudern. Der einem beim Tanzen auf die Füße trat und noch nie etwas von Friedrich Schiller gehört hatte. Paulina schloss die Augen. Sie war so nah daran gewesen, an

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