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Die Seidenbaronin (German Edition)

Die Seidenbaronin (German Edition)

Titel: Die Seidenbaronin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Rauen
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leicht haben wirst. Im Gegensatz zu vielen anderen hast du jedoch einen unschätzbaren Vorteil: Du bist stark genug, um damit fertig zu werden.»

Kapitel 9
    Braunshardt, Januar 1789
    Es schneite und schneite unaufhörlich. Paulina saß im warmen Morgenrock am Fenster des Zimmers, das sie mit Therese teilte, und sah verträumt dabei zu, wie sich ein weißer Teppich über den Park legte. Im Kamin knisterte ein Feuer, aber sonst war alles still im Schloss. Nichts erinnerte daran, dass das Haus noch wenige Stunden zuvor von Musik und fröhlichen Stimmen erfüllt gewesen war.
    Es wird höchste Zeit, dass ich mich ankleide und Therese suche, dachte Paulina, die sich kaum von dem Blick auf den verschneiten Park losreißen konnte. Sie sah eine Kutsche in den Weg nach Braunshardt einbiegen und durch das Schneegestöber aufs Schloss zurollen. Ein schwarz gekleideter Mann stieg aus, schlug seinen Kragen hoch und schritt rasch auf das Haus zu.
    Wer mochte dieser frühe Besucher sein?
    Mit einer merkwürdigen Vorahnung verließ Paulina ihr Zimmer. Nach und nach fanden sich in den Salons die etwas übernächtigten Ballgäste ein, und es wurde wild darüber spekuliert, ob die geplante Schlittenpartie stattfinden würde oder nicht. Glücklicherweise ließ das Schneetreiben nach, und Graf Gondern verkündete schließlich, dass man bald zu der kleinen Fahrt aufbrechen werde.
    Von Therese war weit und breit nichts zu sehen.
    Als die Hofgesellschaft sich in warme Mäntel gepackt im Schlosshof versammelte, bemerkte Paulina unter den Anwesenden auch Luise und Friederike mit Mademoiselle de Gélieu, ihrer Erzieherin. Erleichtert eilte sie auf die Prinzessinnen zu.
    «Ist Ihnen bekannt, wo Prinzessin Therese sich aufhält?»
    Luise und Friederike machten verblüffte Mienen.
    «Aber das müssten Sie selbst doch am besten wissen!»
    Mademoiselle de Gélieus Gesicht hingegen bekam einen seltsamen Ausdruck, und Paulina hätte schwören können, dass die Erzieherin über Thereses Verbleib im Bilde war. Ein ungutes Gefühl trieb Paulina weiter durch die Menge der Höflinge.
    «Ist es wahr, dass die englische Königin der Verbindung zwischen ihrem Sohn und Therese nicht zugestimmt hat?», drang plötzlich eine gedämpfte Stimme an ihr Ohr.
    «Ja, ich hörte etwas Ähnliches», sagte eine andere Stimme. «Graf Barthold soll diese Nachricht heute Morgen überbracht haben. Prinzessin George muss außer sich gewesen sein.»
    «Die arme Therese! Nun wird sie sich also doch mit einem ganz gewöhnlichen Fürsten zufriedengeben müssen.»
    Paulina blickte sich um und sah die Gräfin Vorholzen und die Gräfin Gondern im Schutz eines Schlittens verschwörerisch miteinander tuscheln. Die junge Frau spürte, wie der Schreck ihr durch alle Glieder fuhr. Ohne sich um die verdatterten Blicke der Höflinge zu kümmern, lief sie geradewegs zum Schloss zurück.
    «Führen Sie mich sofort zu Prinzessin Therese!», befahl sie dem Diener, der ihr die Tür öffnete.
    «Ich habe Anweisung, niemanden zu Ihren Hoheiten zu lassen», erwiderte er.
    «Dann sagen Sie mir wenigstens, wo die Herrschaften sind!»
    «Sie befinden sich in den privaten Räumen Ihrer Hoheit Prinzessin George.» Und als Paulina wild entschlossen davonpreschte, rief er ihr entsetzt hinterher: «Aber Mademoiselle! Sie können jetzt nicht zu Ihrer Hoheit! Bleiben Sie hier!»
    Wie besessen lief Paulina die langen Gänge des Schlosses entlang, bis sie zu den privaten Räumen der alten Dame gelangte.
    Als sie in den Salon stürmte, stampfte Therese gerade wütend mit dem Fuß auf und schrie: «Ich werde diesen Mann nicht heiraten! Niemals!»
    Paulina war so verblüfft über den heftigen Gefühlsausbruch der Freundin, dass sie in der Tür stehen blieb.
    Therese zuckte zusammen und fuhr herum. Aus ihrem Gesicht war alle Farbe gewichen, ihre Augen waren rot umrändert, das Haar hing ihr wirr ins Gesicht. Vor ihr, wie zwei Ankläger bei Gericht, saßen die Landgräfin und ein schwarz gekleideter Herr. Ihre ernsten Mienen verhießen nichts Gutes.
    «Was fällt Ihnen ein, hier einfach so hereinzuplatzen?», fragte Prinzessin George in einem Ton, den Paulina noch nie an ihr erlebt hatte.
    Therese streckte ihre Hand nach der Freundin aus.
    «Stehen Sie mir bei, meine Liebste!», sagte sie flehend und fing an zu weinen. «Man will mich mit einem ungebildeten Banausen aus der Provinz verheiraten.»
    Paulina erstarrte. Es stimmte also! Die Verbindung mit dem englischen Thronfolger würde nicht zustande

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