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Die Seidenbaronin (German Edition)

Die Seidenbaronin (German Edition)

Titel: Die Seidenbaronin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Rauen
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musste lächeln.
    «Dann frage ich Sie also ganz offen», sagte von Ostry. «Haben Sie vor, Erldyk nach dem Ableben Ihres Vaters weiterzuführen?»
    Nun war es an Paulina, ein wenig verwundert über die unverblümte Art des Kaufmanns zu sein. «Ist es nicht etwas zu früh, um sich darüber Gedanken zu machen?»
    «Ich bin ein Mann, der Geschäfte tätigt, Mademoiselle. Da ist es nie zu früh, um sich Gedanken zu machen.»
    «Sie möchten also wissen, ob ich Erldyk – oder das, was davon noch übrig ist – nach dem Tod meines Vaters veräußern werde?»
    «Besser hätte ich es nicht sagen können.»
    Paulina überlegte, worauf von Ostry wohl hinauswollte. Zweifellos war er trotz seines verbindlichen Auftretens ein gerissener Kaufmann, und sie war gut beraten, ihm mit Vorsicht zu begegnen.
    «Ich folgere daraus, dass Sie an Erldyk interessiert sind.»
    Von Ostry legte die Hände in seinem Schoß zusammen. «Ihre Annahme trifft zu, Mademoiselle. Ich bin tatsächlich an Erldyk interessiert. Das Schloss eignet sich geradezu vortrefflich als Sommersitz für meine Familie.»
    Paulina musste schlucken. Der Mann war ein einfacher Kaufmann und redete davon, Erldyk zu seinem Sommersitz zu machen? Dieses heruntergekommene Schloss, in das man ein Vermögen stecken musste, um es wieder in einen halbwegs akzeptablen Zustand zu bringen?
    «Bedeutet das etwa, dass Sie Erldyk kaufen möchten?»
    Von Ostry schüttelte den Kopf. «Nicht ganz, Mademoiselle. Ich bin zwar an Erldyk interessiert, aber ich möchte es nicht kaufen.»
    «Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht ganz folgen. Auch wenn ich selbst sehe, dass Erldyk in einem erbärmlichen Zustand ist, bin ich deshalb keinesfalls der Meinung, dass es nichts wert ist.»
    «Davon kann keine Rede sein. Selbstverständlich weiß ich, dass Erldyk nicht umsonst zu haben ist. Ich biete Ihnen ein Geschäft an, Fräulein von Gralitz. Mein Sohn nimmt Sie zur Gemahlin, und Sie bringen Erldyk als Mitgift in die Ehe ein.»
    Paulina musste sich beherrschen, um nicht vor Entrüstung aufzuschreien. «Ich soll einen Bürgerlichen heiraten?»
    Von Ostry verzog pikiert den Mund. «Ich dachte mir beinahe, dass mein Angebot nicht Ihre Zustimmung findet. Erstaunlicherweise scheint Sie an dieser Verbindung jedoch weniger die Gegebenheit zu stören, dass ihr ein Handel zugrunde liegt, als vielmehr die Tatsache, dass sie nicht standesgemäß ist.»
    «Bis vor einigen Monaten war ich noch die Hofdame der zukünftigen Fürstin von Thurn und Taxis. Da ist die Aussicht, einen Kaufmann zu heiraten, etwas befremdlich für mich.»
    «Von Ihrem ehemaligen Hofamt ist Ihnen, wie ich sehe, nicht viel geblieben.»
    Paulina senkte kleinlaut den Kopf.
    «Ihr Adelsleute würdet selbst im größten Elend noch auf euren Stammbaum pochen», sagte von Ostry bitter. «Glauben Sie mir, Mademoiselle, Ihre Abstammung wird Ihnen im entscheidenden Moment nichts nützen. Meine Vorfahren mussten am eigenen Leib erfahren, wie grausam der noble erste Stand sein kann. Als Hugenotten wurde ihnen in Frankreich der Grafentitel aberkannt, und der König nahm ihnen sämtliche Besitztümer. Sie flüchteten nach Württemberg und brachten es dort, auch ohne Adelstitel, zu Vermögen und Ehre. Und jetzt, hundert Jahre später, müssen auch die übrigen Adeligen in Frankreich um ihre Vorherrschaft bangen.»
    Die Miene des Kaufmanns nahm einen leicht herablassenden Zug an. «Ich muss Sie sicher nicht darauf aufmerksam machen, dass Sie sich kaum in der Position befinden, mein Angebot abzulehnen. Man wird Ihnen als unverheirateter Frau jegliche gesellschaftliche Anerkennung versagen. Falls Sie aber auf einen adeligen Ehegatten warten möchten – nur zu! Vielleicht findet sich ja einer, der Sie mitsamt Ihrem baufälligen Schloss nimmt, was einigermaßen unwahrscheinlich ist. Adelige heiraten entweder einen großen Namen oder Geld. Sie, Mademoiselle, haben keines von beidem.»
    Paulina schwieg betroffen. Sie dachte daran, wie Prinzessin Marie von Hessen-Darmstadt Heiratspläne für ihre Enkelinnen geschmiedet hatte. Therese hätte den großen Namen vorgezogen, musste sich aber am Ende trotz ihrer herzoglichen Abstammung mit dem Geld zufriedengeben.
    Wenn sie es ganz nüchtern betrachtete, konnte Paulina von Ostrys Angebot nur als Geschenk des Himmels ansehen.
    «Ich werde über Ihren Vorschlag nachdenken», sagte sie.
    Von Ostry lächelte zufrieden. «Da Sie eine kluge Frau sind, Mademoiselle, werden Sie selbst die Vorteile unseres kleinen

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