Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Seidenbaronin (German Edition)

Die Seidenbaronin (German Edition)

Titel: Die Seidenbaronin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Rauen
Vom Netzwerk:
Geschehnisse. Glücklicherweise konnte die französische Revolutionsarmee durch die preußischen und österreichischen Truppen zurückgedrängt werden.
    Conrad von Ostry trat eine Reise nach Blommersforst in Westfalen an, über deren Grund er nur mit Kronwyler sprach.
    Als er zurückkehrte, erlitt der Herzog von Braunschweig, Oberbefehlshaber der preußischen Armee, in Valmy eine erste Niederlage gegen die Revolutionstruppen. Der neu gegründete französische Nationalkonvent erklärte die Abschaffung der Monarchie.
    Die Kriegsangst ging in Crefeld um. Wenn man auch gewisse Sympathien für die Revolutionäre hegte, so hieß das noch lange nicht, dass man gleich französisch werden wollte. Gebannt verfolgte man die Berichte von den Fronten.
    Die einen waren der Meinung, dass die preußisch-österreichische Armee mit dem zusammengewürfelten, schlecht ausgebildeten Haufen leicht fertig werden würde.
    Die anderen warnten davor, die Franzosen zu unterschätzen. Im Gegensatz zu den Soldaten der preußischen Truppen hätten sie einen entscheidenden Vorteil: Sie zogen für eine Sache in den Krieg, von der sie zutiefst überzeugt waren.
    Einige wenige, darunter Conrad von Ostry, befürchteten eine gefährliche Ausartung der revolutionären Bewegung.
    Im November wendete sich das Kriegsglück endgültig zugunsten der Franzosen. Der französische General La Marlière drang bis zu den preußischen Besitzungen links des Rheins vor.
    Scharenweise trafen Flüchtlinge aus Brabant ein, die nur ein Ziel hatten: das rechte Rheinufer zu erreichen. Mit furchtbaren Gerüchten über das Morden und Rauben der Franzosen versetzten sie die Crefelder Bürger in Angst und Schrecken. Die bereits anwesenden Emigranten schlossen sich den Fliehenden an, und spätestens jetzt wurde jedem in Crefeld klar, wie ernst die Lage war.
    Conrad von Ostry entschloss sich zu einer weiteren Reise nach Blommersforst. Diesmal machte er keinen Hehl aus dem Grund für seine Fahrt: Er traf Vorbereitungen für eine mögliche Übersiedlung nach Westfalen. Im Wissen, dass das Unternehmen und seine Familie bei Kronwyler in guten Händen waren, brach er Anfang Dezember auf.

Kapitel 22
    Crefeld, Dezember 1792
    «Die Franzosen sind da!»
    Paulina saß mit der kleinen Anna auf dem Schoß im Kinderzimmer, als der Schrei durchs Haus hallte. Die junge Frau drückte eilig der Amme das Kind in den Arm und begab sich auf den Flur, wo Catherine ihr in heller Aufregung entgegenkam.
    «Haben Sie gehört? Die Franzosen sind schon durch das Niedertor. Ich ängstige mich so! Sie werden uns alle ermorden!»
    Paulina fasste ihre hysterische Schwägerin an den Schultern und schüttelte sie. «Nehmen Sie Vernunft an! Der französische General hat dem Magistrat versichert, dass wir nichts zu befürchten hätten.»
    «Glauben Sie daran? Schließlich haben diese Revolutionäre in Paris unzählige Menschen ermordet.»
    «Welchen Grund sollten sie haben, uns zu ermorden?»
    «Solche Menschen brauchen keinen Grund. Und Vater ist auch noch nicht wieder hier! Niemand wird uns beschützen!»
    «Jean und Pierre sind bei uns.»
    Catherine wehrte verächtlich ab. «Ach die! Pierre wird dummes Zeug reden, und Jean wird nicht wissen, was er tun soll.»
    Paulina musste trotz der ernsten Lage lächeln. Ihre Schwägerin hatte eine wirklich treffende Art, die Dinge auf den Punkt zu bringen. Sie führte die verstörte Catherine in den Salon, wo sich bereits ihre Schwiegermutter eingefunden hatte. Frau von Ostry blickte auf die Straße hinaus.
    «Seht nur, sie sind schon in der Stadt!»
    Die beiden jungen Frauen traten ans Fenster. Ein beklemmendes Bild bot sich ihnen dar.
    Auf der Straße vor dem Palais Ostry zog eine jämmerliche Karawane schmutziger Soldaten mit ausgezehrten Gesichtern vorbei, teils zu Fuß, teils zu Pferd. Ihre Kleidung war zerlumpt und bot kaum Schutz vor der winterlichen Kälte. Viele trugen statt Stiefeln einfache Holzschuhe. Wie eine siegreiche Armee sahen sie beileibe nicht aus, und beim Anblick dieses traurigen, müden Haufens bekam man eher Mitleid als Angst.
    Erschüttert beobachteten die drei Frauen, wie der gespenstische Tross in die Stadt vorstieß. Den Abschluss bildeten zwei schwere Geschütze, deren Gerassel die Fensterscheiben erzittern ließ.
    «Der französische General soll ein furchtbarer Wüstling sein!», flüsterte Catherine.
    «Wenn Conrad doch nur hier wäre!», seufzte Frau von Ostry. «Wie konnte er uns nur angesichts dieser Bedrohung alleine lassen!»
    Noch

Weitere Kostenlose Bücher